Felipe Massa geht im Streit um den WM-Titel 2008 vor Gericht. Hat der Brasilianer Chancen, nachträglich zum Weltmeister der Formel 1 gemacht zu werden?
Felipe Massa Formel 1
Felipe Massa will sich nachträglich zum Weltmeister in der Formel 1 küren lassen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Felipe Massa zieht im WM-Skandal der Saison 2008 vor Gericht.
  • Der Brasilianer will den Titel einklagen, um den er sich betrogen fühlt.
  • Die Chancen, tatsächlich nachträglich Weltmeister zu werden, stehen aber schlecht.
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Am Montag machte Felipe Massa seine Drohung war und lancierte beim Londoner High Court eine Klage gegen die Formel 1. Auch den Automobil-Weltverband FIA und den früheren Formel-1-Boss Bernie Ecclestone zerrt der Brasilianer vor Gericht. Es geht um den Weltmeistertitel 2008 – und wohl auch um viel Geld.

Sollte Felipe Massa den WM-Titel 2008 nachträglich zugestanden bekommen?

Massa will erreichen, dass der manipulierte Singapur-GP aus dem Jahr 2008 nachträglich aus der Wertung gestrichen wird. Das hätte weitreichende Folgen – denn Lewis Hamilton würde dadurch sechs WM-Punkte verlieren. Der Brite würde auf 92 Zähler abrutschen, Massa, in Singapur punktelos, bliebe bei 97 – und wäre Weltmeister.

Hat sich die Formel 1 mitschuldig gemacht?

Die Forderung des Brasilianers stützt sich auf zwei Aussagen mit viel Gewicht. So gab Ecclestone im Vorjahr bei einem Interview zu, dass FIA und Formel 1 schon 2008 vom Crashgate-Skandal wussten. Und ein Archiv-Video zeigt den verstorbenen Ex-F1-Rennleiter Charlie Whiting, der bestätigt, dass er vor dem letzten Rennen vom Betrug erfuhr.

Charlie Whiting Formel 1
Von 1997 bis zu seinem Tod 2019 war Charlie Whiting (†66) Rennleiter der Formel 1. - Keystone

Auf dieser Grundlage argumentieren die Anwälte von Felipe Massa, dass der Brasilianer von höchster Stelle betrogen wurde. Hätten die FIA und die Formel 1 damals korrekt gehandelt, hätte das Ergebnis des Singapur-GP gestrichen werden müssen. Durch das Verheimlichen hätten sich die Verantwortlichen hingegen mitschuldig gemacht.

Massa hat vor Gericht wohl schlechte Karten

Deshalb hofft man auch, eine eigentlich unumstössliche FIA-Regel doch noch zu kippen: Die Statuten des Automobil-Weltverbands sehen vor, dass eine WM-Entscheidung mit der offiziellen Preisverleihung endgültig ist. Die fragliche Preisverleihung fand im Dezember 2008 statt – ist also mehr als 15 Jahre her.

Lewis Hamilton Formel 1
Lewis Hamilton mit dem WM-Pokal nach der FIA-Gala im Jahr 2008. - Keystone

Nun muss der britische High Court klären, ob sich die FIA und die Formel 1 tatsächlich schuldhaft verhalten haben. Falls ja, könnte das tatsächlich zu einer Streichung des Singapur-Resultats führen. Dann würde Lewis Hamilton seinen ersten Weltmeistertitel verlieren – und Massa nachträglich Weltmeister werden.

Allerdings ist zweifelhaft, ob die Anwälte des Brasilianers ausreichend Beweismaterial vorweisen können. Der 2019 verstorbene Charlie Whiting kann zu seiner Aussage nicht mehr befragt werden. Und bei Ecclestone ist angesichts seiner mittlerweile 93 Jahre nicht auszuschliessen, dass seine Anwälte mit dem Alter argumentieren.

Bernie Ecclestone Formel 1
Bernie Ecclestone, der langjährige Machthaber der Formel 1, erscheint in London bei Gericht. - Keystone

Insgesamt dürfte Massa vor dem Londoner Gericht also eher schlechte Karten haben. Aufhalten lässt sich der Ex-Ferrari-Pilot davon aber nicht. Schliesslich wäre er als nachträglicher Weltmeister 2008 immer noch der letzte Champion der Scuderia. Und der erste brasilianische Titelträger seit dem legendären Ayrton Senna ...

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