Die «Silly Season» in der Formel 1 ist hektisch wie schon lange nicht mehr. Denn einige Top-Cockpits sind zu vergeben – zumindest in der Theorie.
Formel 1 Valtteri Bottas
Valtteri Bottas ist einer der Piloten, die um ihr Cockpit in der Formel 1 zittern müssen. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Saison 2020 könnte für reichlich Bewegung auf dem Formel-1-Fahrermarkt sorgen.
  • Bei Mercedes und Red Bull ist man noch auf der Suche nach einem Nummer-Zwei-Fahrer.
  • Auch bei vielen anderen Teams wackelt zumindest einer der Piloten.

Rechtzeitig zur Sommerpause der Formel 1 kommt die «Silly Season» voll in Gang. Der englische Begriff ist die liebevoll-spöttische Umschreibung für die rennfreie Zeit. In der WM-Pause beginnt nämlich Jahr für Jahr das grosse Sesselrücken – und sorgt für teils wilde Gerüchte. Nur allzu oft erweisen sich diese allerdings als wahr.

Vor der Saison 2020 wird es besonders hektisch in der Königsklasse, denn einige Cockpits sind frei. Gleich bei zwei Top-Teams wird um einen Sitz gekämpft. Und im hinteren Teil des Feldes bahnen sich gleich mehrere Fahrerwechsel an.

Viele Kandidaten bei Top-Teams

Beim Weltmeisterteam Mercedes steht ein Cockpit zur Vergabe. Denn während der angehende sechsfache Weltmeister Lewis Hamilton gesetzt ist, streiten zwei Fahrer um das zweite Cockpit. Valtteri Bottas muss sich in der zweiten Saisonhälfte steigern, um seinen Stammplatz zu wahren. Denn Jungstar Esteban Ocon brennt nach einem Jahr an der Seitenlinie auf seine Rückkehr in die Startaufstellung.

Mercedes Esteban Ocon
Esteban Ocon fuhr im Vorjahr für das damalige Force-India-Team und ist jetzt Ersatzfahrer bei Mercedes. - dpa

Noch mehr Kandidaten gibt es bei Red Bull Racing für das zweite Cockpit neben Superstar Max Verstappen. Mit dem eben degradierten Pierre Gasly, seinem Nachfolger Alex Albon und Routinier Daniil Kvyat bewerben sich drei Fahrer. Zumindest müssen sich die drei wohl keine Sorgen machen, demnächst aus der Formel 1 zu verschwinden. Das Red-Bull-Nachwuchsprogramm ist derzeit nicht überfüllt mit möglichen F1-Piloten.

Etwas ruhiger geht es bei Ferrari zu, denn dort sind Sebastian Vettel und Charles Leclerc zumindest für kommende Saison gesetzt. Allerdings reissen die Spekulationen um einen vorzeitigen Abschied des Deutschen aus der Formel 1 nicht ab. Hängt Vettel den Helm an den Nagel, hat Ferrari – kurzfristig – ein Fahrerproblem. Nachwuchspiloten wie Callum Ilott oder Mick Schumacher sind noch ein paar Jahre vom Ferrari-Niveau entfernt.

Mick Schumacher Formel 1
Mick Schumacher kommt in der Formel 2 erst auf Touren, die Formel 1 ist noch ein paar Jahre entfernt. - dpa

McLaren als Konstante im Mittelfeld der Formel 1

Als eines der wenigen Teams in der Königsklasse hat McLaren seine Fahrerpaarung für die kommende Saison schon fix. Das einstige Top-Team ist mit Carlos Sainz und Lando Norris auch mittelfristig gut aufgestellt. 2020 soll der Anschluss an die Top Drei gelingen, das junge Fahrer-Duo ist auch darüber hinaus geplant. Zudem harmonieren der Spanier und der britische Rookie abseits der Strecke hervorragend.

Die Fahrerentscheidungen bei Toro Rosso hängen enorm vom Schwesterteam ab. Bleibt Alex Albon bei Red Bull, dann wird Pierre Gasly 2020 wohl Partner von Daniil Kvyat sein. Überzeugt keiner der beiden Jungstars, könnte Red Bull Kvyat zurückholen, Gasly und Albon bei Toro Rosso parkieren. Glück für alle drei: Die Red-Bull-Nachwuchsfahrer wie Pato O'Ward sind noch mindestens ein, zwei Jahre von der Formel 1 entfernt.

Nico Hülkenberg Formel 1
Nico Hülkenberg (Renault) bei einer Pressekonferenz im Jahr 2019. - dpa

Beim Renault-Werksteam kündigt sich für 2020 zumindest eine mögliche Änderung an. Während Star-Pilot Daniel Ricciardo gesetzt ist, wird sich Nico Hülkenberg wohl einen neuen Arbeitgeber suchen müssen. Renault hofft, dass Esteban Ocon bei Mercedes kein Cockpit bekommt. Auch Sergio Perez ist scharf auf das Hülkenberg-Auto.

Viel Bewegung bei den Nachzüglern

Alfa Romeo-Sauber hat im Vergleich zum Vorjahr einen grossen Schritt nach vorne geschafft, Platz fünf ist realistisch. Zu verdanken ist das einzig Kimi Räikkönen, der 31 von 32 Punkten für das Team holte. Entsprechend wackelt der Sitz seines Teamkollegen Antonio Giovinazzi, denn aus der Formel 2 gibt es einige Kandidaten. Der Meisterschaftsführende Nyck de Vries drängt sich auf, auch Ferrari-Junior Juan Manuel Correa ist ein Thema.

Bei Racing Point ist Lance Stroll dank Teambesitzer-Papa Lawrence auch für 2020 gesetzt. Das Cockpit neben dem Kanadier lockt aber einige Interessenten an, falls Sergio Perez wider Erwaten doch gehen sollte. Landsmann Nicholas Latifi könnte ein Thema werden, vor allem, wenn er den Formel-2-Titel gewinnt. Auch Romain Grosjean wäre ein Kandidat, für ihn geht es um den Verbleib in der Formel 1.

Romain Grosjean Formel 1
Romain Grosjeans Zukunft in der Formel 1 wackelt bedenklich. - keystone

Besagter Romain Grosjean steht nämlich bei Haas F1 vor dem ungewollten Abgang. Die zahlreichen Kollisionen mit Kevin Magnussen haben das Team-Klima vergiftet. Der Däne hat aber den besseren Grundspeed und ist jünger. Pietro Fittipaldi und der Schweizer Louis Deletraz sind Entwicklungsfahrer bei Haas, Ferrari-Testfahrer Pascal Wehrlein wird ebenfalls gehandelt.

Und ganz unten im Formel-1-Keller hofft man bei Williams auf eine ähnliche Renaissance, wie McLaren sie erlebt hat. Für 2020 ist George Russell bei den Briten fix, Robert Kubica muss wohl gehen. Sein Nachfolger wird wohl Nicholas Latifi werden, der Kanadier ist schon jetzt Ersatzfahrer bei Williams. Steigert sich Kubicas Form nicht, könnte der Pole schon 2019 durch Latifi ersetzt werden.

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