Die Schweizer Nati ist an der EM 2024 dabei – das freut aber irgendwie nur das Team. Und in der Super League warten zwei Kracher. Willkommen beim Fussball-Talk.
Schweizer Nati Fussball-Talk
Die EM-Quali der Schweizer Nati ist das grosse Thema im Fussball-Talk. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Dienstag spielt die Schweizer Nati in Rumänien um den Quali-Gruppensieg.
  • Eine Euphorie ist nach der erfolgreichen EM-Quali nicht ausgebrochen.
  • In der Super League warten am Wochenende ein Spitzenkampf – und ein zweiter Kracher.
  • Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
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Nau.ch: Am Samstag qualifiziert sich die Schweizer Nati mit einem 1:1 gegen Kosovo für die EM 2024. Aber der ganz grosse Jubel und die grenzenlose Euphorie sind nicht ausgebrochen?

Mischi Wettstein: Wir sind qualifiziert, Ende, Aus, Amen! Wer zehn Siege erwartet hat, ist ein Träumer! Zehn Siege in zehn Spielen haben schliesslich nur die übermächtigen Portugiesen geschafft, die uns in Katar mit 1:6 nach Hause geschickt haben.

Die Stimmung im Stadion war eigenartig. Wie wenn man schon weiss, was im Päckli ist, das unter dem Christbaum liegt. Dann ist die Freude auch nicht mehr ganz so gross. Ein Gala-Auftritt mit einem klaren Resultat wäre natürlich geiler gewesen. So wurde das himmeltraurige Gegentor der Kosovaren zum Partycrasher.

Schweizer Nati
Die Schweizer Nati und der Staff freuen sich über die erfolgreiche EM-Quali. - twitter/SFV_Nati

Christoph Böhlen: Es ist klar, dass in dieser Gruppe alles andere als eine EM-Qualifikation eine Enttäuschung gewesen wäre. Aber wir Schweizer befinden uns aktuell schon in einer Negativspirale. Wie viele Chancen die Nati alleine gegen Kosovo vergeben hat, oder wie oft noch ein kleiner Zeh einen Torschuss verhindert hat, ist unglaublich. Das Defensivverhalten gegen den schwachen Kosovo war phasenweise aber auch unglaublich nonchalant.

Nau.ch: Murat Yakin erklärt nach dem Spiel, dass es bei der Kritik an seiner Person schon lange nicht mehr um das Sportliche gehe. Wie seht Ihr das?

Mischi Wettstein: Beim Thema Murat Yakin bleibt meine Flagge gehisst! Schon deshalb, weil es offenbar gerade Mode ist, den Nati-Trainer zu kritisieren. Mir gefiel die Reaktion von Muri nach dem Spiel, er lässt sich nicht alles schlechtreden. Nach einer schonungslosen und detaillierten Analyse kann man an den richtigen Schrauben drehen. Dann bin ich überzeugt: Muri und unsere Nati können uns an der EM alle positiv überraschen.

Mischi Wettstein
Mischi Wettstein ist Fussball-Chefreporter bei Nau.ch. - Nau.ch

Christoph Böhlen: Ich erwarte vor allem von den Spielern ein klares Signal für den Trainer! Yakin kriegt die ganze Kritik ab. Dabei sind es doch die Profis von ManCity, Leverkusen oder Inter Mailand, die gegen Kosovo, Belarus und Israel nicht gewinnen können.

Holt sich die Schweizer Nati in Rumänien den Gruppensieg?

Nau.ch: Morgen Dienstag steigt in Bukarest der Final um den Gruppensieg. Was sagt euer Gefühl?

Mischi Wettstein: Die Spieler wissen auch, dass Platz 1 besser für die Gruppenauslosung der EM ist. Darum erwarte ich ein Spiel auf Sieg – und bin überzeugt: Jetzt, wo der Druck weg ist, kann das klappen.

Murat Yakin
Murat Yakin wehrt sich nach dem 1:1 gegen Kosovo über die Kritik an seiner Person. - keystone

Christoph Böhlen: Ich bin vor allem gespannt, mit welchen Spielern Murat Yakin ins Rennen geht. Er hat ja bereits Wechsel angekündigt.

Mischi Wettstein: Es braucht vor allem mehr Willen, mehr Entschlossenheit, Hunger und Gier, um diesen Sieg einzufahren. Man muss sich der Angst entledigen und unbekümmert Vollgas geben. Der Wurm, von dem in der Nati einige Spieler reden, muss gekillt werden. Motto: Mit frischem Blut zum Gruppensieg!

Christoph Böhlen: Ich könnte mir vorstellen, dass Filip Ugrinic, Loris Benito, Yvon Mvogo und Zeki Amdouni gegen Rumänien in der Startelf stehen. Vor allem der formstarke YB-Puncher Ugrinic könnte mit seiner Physis zum wichtigen Element im Kampf um den Gruppensieg werden. Ich setze auf einen 3:1-Sieg!

Schweizer Nati
Gibt Filip Ugrinic gegen Rumänien sein Startelf-Debüt in der Schweizer Nati? - keystone

Nau.ch: Wechseln wir in die Super League: Am Samstag kommt es im Letzigrund zum Spitzenkampf zwischen dem FCZ und Leader YB! Was erwartet Ihr?

Mischi Wettstein: Ich erwarte einen richtig attraktiven Kick, in dem beide Teams auf Sieg spielen. Das wird ein Knaller! Bitter für den FCZ, dass Fabio Daprelà ausfällt. Der Verteidiger hat bisher zusammen mit Nikola Katic ein Bollwerk gebildet.

Zudem hat die Offensive vom Meister mehr Qualität als die vom FCZ. Darum sehe ich YB leicht im Vorteil. Auch deshalb, weil sich der eine oder andere Spieler für den CL-Knaller gegen Belgrad am nächsten Dienstag empfehlen will.

Christoph Böhlen: Für YB ist der Spitzenkampf das letzte Auswärtsspiel, bevor man gleich viermal in Serie zuhause antreten darf. Doch die Bilanz spricht nicht gerade für einen Sieg im Letzigrund: Seit vier Spielen warten die Berner auf einen Auswärtssieg gegen den FCZ.

Die 6:1-Gala gegen den FCL vor der Natipause könnte zwar auch ein Indiz dafür sein, dass der YB-Knoten jetzt gelöst ist. Das «Finalspiel» gegen Roter Stern vom Dienstag dürfte aber wohl bei jedem YB-Spieler im Hinterkopf sein. Darum rechne ich mit einem Unentschieden im Spitzenkampf.

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Was hat Fabio Celestini mit dem FC Basel für das Heimspiel gegen den FCSG einstudiert? - keystone

Nau.ch: Am Sonntag folgt mit FCB gegen FCSG gleich die nächste heisse Affiche!

Mischi Wettstein: Auch diese Partie verspricht viel. Fabio Celestini hatte jetzt zwei Wochen Zeit, um mit seiner Mannschaft zu arbeiten. Zudem bin ich gespannt, ob das Zeidler-Team sein Heimgesicht wie schon beim 5:2-Auswärtssieg in Ouchy jetzt auch im Joggeli zeigen kann.

Nau.ch: Was ist euch sonst noch aufgefallen?

Mischi Wettstein: Ende gut, alles gut für die Frauen-Nati! Die Trennung von Inka Grings ist nichts als konsequent. Spätestens der «Veruntreuungsskandal» hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Im Gegensatz zu Murat Yakin, der die EM-Quali geschafft hat, war die sportliche Bilanz von Frau Grings ein absoluter Horror. Die Kritik war daher berechtigt und mit Fakten belegbar.

Christoph Böhlen: Auch ohne diesen Vorfall hatte Grings ja kaum Argumente für eine Weiterbeschäftigung. Die sportliche Bilanz war desaströs und der Graben zwischen ihr und dem Team riesig. Wie immer nach einer Trainerentlassung gilt aber: Jetzt sind die Spielerinnen in der Pflicht!

Christoph Böhlen
Christoph Böhlen ist Sportchef bei Nau.ch. - Nau.ch
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