Gegen FIFA-Präsident Gianni Infantino wurde ein Strafverfahren eröffnet. Nun stellt sich die Frage, wie die Ethikkommission des Weltverbands handeln wird.
Gianni Infantino
Gianni Infantino wurde am Donnerstag angeklagt. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Gianni Infantino wurde im Zusammenhang mit Rechtsanwalt Michael Lauber angeklagt.
  • Dem FIFA-Boss wird unter anderem Anstiftung zum Amtsmissbrauch vorgeworfen.
  • Wie wird sich nun die FIFA-Ethikkommission in diesem Verfahren verhalten?

Gegen FIFA-Präsident Gianni Infantino wurde ein Strafverfahren eröffnet. Wie reagiert die Ethikkommission des Weltverbands? Infantinos Vorgänger Joseph Blatter wurde einst recht zügig gesperrt - allerdings von anderen Ermittlern und wegen anderer Vorwürfe.

Der 84-Jährige hatte zum Herbstanfang 2015 keine zwei Wochen nach der Eröffnung des Strafverfahrens durch die Schweizer Bundesanwaltschaft. Danach wurde er von der Ethikkommission seines Fussball-Weltverbandes aus dem Verkehr gezogen.

Blatter Gianni Infantino
Wird Gianni Infantino auch so schnell aus dem Verkehr gezogen wie damals Joseph Blatter? - keystone

Zunächst provisorisch für 90 Tage, später für Jahre. Gegen den heutigen FIFA-Präsidenten Gianni Infantino läuft seit Donnerstag das Verfahren der Justiz. Zwar wegen gänzlich anderer Vorwürfe - doch bleibt die drängendste Frage: Wie reagieren die FIFA-Ethiker?

Schreitet Ethikkommission ein?

Blatter meint: «Der Fall ist klar. Jetzt muss auch die FIFA-Ethikkommission ein Verfahren gegen Gianni Infantino einleiten und ihn suspendieren», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Wird Gianni Infantino von der FIFA-Ethikkommission gesperrt?

Im «Ethikreglement» des Weltverbandes steht aber nicht, dass wegen der Eröffnung eines Strafverfahrens automatisch eine (provisorische) Sperre ausgesprochen werden muss. Vorgeschrieben ist, dass «diesem Reglement unterstellte Personen sich der Wirkung ihres Verhaltens auf das Ansehen der FIFA bewusst sein» müssen. Deshalb sollte man sich «jederzeit würdevoll, ethisch, absolut glaubwürdig und integer verhalten».

Die Anklage gegen Gianni Infantino

Infantino wird wegen geheimen Treffen mit dem Leiter der Bundesanwaltschaft, Michael Lauber, wegen folgenden Punkten angeklagt: Anstiftung zum Amtsmissbrauch, Anstiftung zur Verletzung des Amtsgeheimnisses und Anstiftung zur Begünstigung vorgeworfen. Angeklagt wird neben dem FIFA-Chef zudem ein bei den Treffen ebenfalls anwesender Oberstaatsanwalt. Auch gegen Lauber soll ein Strafverfahren eröffnet werden. Er ist aber noch bis Ende Januar 2021 im Amt und deshalb vor Strafverfolgung geschützt.

Gianni Infantino Michael Lauber
Gianni Infantino wird wegen geheimen Treffen mit Michael Lauber angeklagt. - keystone

Infantino weist die Vorwürfe zurück. Er betont, mit den Treffen seiner «wesentlichen Aufklärungspflicht auch im Sinne der FIFA» nachgekommen zu sein. Zum Zeitpunkt der Treffen ermittelte die Bundesanwaltschaft gegen frühere FIFA-Funktionäre wegen Korruption.

Blatter war wegen einer dubiosen Millionenzahlung der FIFA an den damaligen UEFA-Präsidenten Michel Platini ins Visier der Ermittler geraten. Beide kostete das bis dahin grösste Beben der FIFA-Geschichte die Zukunft auf höchster Fussball-Ebene.

Mit den beispiellosen Sperren der beiden ranghöchsten Funktionäre festigte die damalige Ethikkommission den Eindruck der Unabhängigkeit. Im Mai 2017 wurden Ermittlungschef Cornel Borbély und Richter Hans-Joachim Eckert als Leiter der rechtssprechenden Kammer von Infantino geschasst.

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Ob Gianni Infantino in seinem Amt bleiben wird, ist derzeit fraglich. - keystone

Seitdem tritt die Ethikkommission kaum noch öffentlich in Erscheinung. Die Ermittlungskammer leitet die Kolumbianerin Maria Claudia Rojas, früher Präsidentin des Staatsrats ihres Heimatlandes. Die Rechtsprechung wird vom früheren Präsidenten des Europäischen Gerichtshofes, Vassilios Skouris (Griechenland), verantwortet.

Beiden wurde immer wieder Untätigkeit vorgeworfen. Vor allem mit Blick auf Infantino, zuletzt in Zusammenhang mit einem fragwürdigen Privatjet-Flug vor zwei Jahren. Über den hatte die «Süddeutsche Zeitung» ausführlich berichtet.

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