Euro 2020: Darum hat es am EM-Final kaum Schweizer Fans

Das EM-Finale findet wohl ohne Schweizer statt. Das gilt nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf den Rängen. Verantwortlich dafür sind – neben der spanischen Nationalmannschaft – die UEFA, die britische Regierung und die Delta-Variante.

Die Corona-Zahlen schnellen in Grossbritannien seit Wochen in die Höhe. Am Sonntag wurden über 24'000 Neuinfektionen registriert. Zurückgeführt wird das auf die Delta-Variante, die in Grossbritannien inzwischen mehr als 90 Prozent der Fälle ausmacht.

Die britische Regierung hat die Regionen der Welt je nach Corona-Lage Rot, Gelb oder Grün eingefärbt. Am längsten ist dabei die gelbe Liste, auf der sich auch die Schweiz befindet.

Konkret bedeutet dies: Quarantänepflicht während 10 Tagen nach der Einreise. Ausserdem muss vor der Reise und am zweiten und achten Tag nach Ankunft ein Coronatest durchgeführt werden.

Auch Dänemark, Italien und Spanien sind auf der gelben Liste aufgeführt – ausgerechnet die drei restlichen Halbfinalisten. Einzig die Balearen sind davon ausgenommen. Ausgerechnet die Inselgruppe, die wegen Corona-Clustern unter Party-Touristen in Spanien für Schlagzeilen sorgt.

Neben den Einreisebestimmungen ist auch die Vergabe der Tickets durch die Uefa ein Hindernis. «Für die Spiele der KO-Phase sind Tickets reserviert für die Fans von teilnehmenden Nationalmannschaften», schreibt der Fussballverband auf seiner Homepage. Diese würden entsprechend den Regeln des jeweiligen Verbands verkauft.

Falls danach noch Tickets verfügbar wären, erhielten diejenigen Fans ein Vorkaufsrecht, die zuvor Tickets für das Spiel gekauft hatten. Allfällige Restkarten gingen dann in den öffentlichen Verkauf über.

Der Veranstalter von Nati-Fanreisen «Travelclub» zieht daraus Konsequenzen. Auf der Homepage teilt der Sportreiseveranstalter mit: «Es wird keine Fanreise nach London geben».

Ein Schweizer wird auf jeden Fall mit dabei sein, wenn der neue Europameister gekürt wird: Der Turnierdirektor der Euro 2020 Martin Kallen. Er könnte vielleicht sogar der einzige Schweizer im Wembley-Stadion sein.

Denn sogar der Präsident des Weltfussballverbandes scheint zu zögern. Auf Anfrage schreibt die Fifa, Gianni Infantino sei diese Woche auf Reisen. Der Präsident entscheide kurzfristig, ob er für den Final der Euro 2020 vor Ort sein werde.

Die Regierung von Boris Johnson hat rund 2500 VIPs und Uefa-Funktionären bei der Einreise Sonderrechte gewährt. Der europäische Fussballverband soll London mit dem Wegzug des Endspiels gedroht haben. Nun gelten für diese Personen die Quarantäne-Regeln nicht.

Infantino war während der Euro 2020 bereits mehrmals im Stadion live dabei, etwa beim Eröffnungsspiel zwischen Italien und der Türkei. Schwer vorstellbar wäre allerdings, dass er sich das Endspiel entgehen liesse, falls seine zweite Heimat Italien sich qualifizieren sollte.