Olympia 2021: Deutsche Turnerinnen setzen an Olympia ein Zeichen
Der Auftritt der deutschen Turnerinnen sorgt an Olympia 2021 für viel Diskussionsstoff. Sie wollen sich wohler fühlen – und tragen darum Ganzkörperanzüge.

Das Wichtigste in Kürze
- Nur ein Kunstturn-Team trägt bei Olympia 2021 keine badeanzug-ähnlichen Outfits.
- Die deutschen Turnerinnen haben diese Änderung bereits an der EM in Basel gestartet.
Was zieht Frau beim Turnen an? Die deutschen Turnerinnen stossen mit der Olympia-Premiere für Ganzkörperanzüge eine weltweite Diskussion an.
Der Grund ist augenfällig. Elisabeth Seitz, Sarah Voss, Kim Bui und Pauline Schäfer präsentierten sich unter allen Quali-Starterinnen als einzige in Ganzkörperanzügen. Dies anstelle der üblichen knappen, badeanzug-ähnlichen Outfits.

Damit hat das Quartett auch weltweit eine Debatte angestossen darüber, wie Sportlerinnen Blicken begegnen. Und sich damit wohler fühlen können.
Deutsche Turnerinnen: «Wollen uns toll fühlen»
Erstmals waren sie bei den Europameisterschaften Ende April in Basel mit den sogenannten Unitards aufgetreten. «Wir wollen uns toll fühlen, wir wollen allen zeigen, dass wir toll aussehen.» Das sagte die 21-jährige Kölnerin Voss in Tokio.

Allgemein wird die Vorreiterrolle als Revolution im Frauen-Turnen und Zeichen gegen die Sexualisierung der Sportart gewertet. So weit aber wollen die deutsche Rekordmeisterin Seitz und ihre Kolleginnen nicht gehen.
«Es geht darum, sich wohl zu fühlen. Wir wollen zeigen, dass jede Frau selbst entscheiden soll, was sie anzieht», sagte die 27 Jahre alte Stuttgarterin.
«Deutschlands Turnerinnen haben sich gegen die Sexualisierung des Sports ausgesprochen. Dies indem sie bei Olympia 2021 Einteiler trugen statt der traditionellen Bikini-Trikots», schrieb die bekannte US-Zeitschrift «People».
Zuspruch von US-Superstar Simone Biles
Auch US-Superstar Simone Biles findet diese Einstellung richtig. «Ich stehe zu ihrer Entscheidung, alles zu tragen, was ihnen gefäll. Und worin sie sich wohlfühlen», sagte die 24-Jährige.
Wenngleich die viermalige Olympiasiegerin darauf verzichten wird, im Wettkampf einen Anzug zu tragen, der die Beine bis zu Knöcheln bedeckt.

Es sei jeder selbst überlassen, ob sie den langen oder den kurzen Anzug tragen wolle, sagte Biles. «Man bewegt sich sehr viel und fühlt sich nicht immer 100 Prozent wohl», erläuterte Voss.
Ob nach dem EM-Debüt und der Premiere an Olympia 2021 nun auch ein Trend aus den Unitards wird, ist ungewiss. Aus der Zentrale des führenden US-Trikotherstellers GK Elite hiess es, es gebe nur wenige Anfragen nach Anzügen.

Nachfrage gebe es insbesondere aus Ländern, wo aus kulturellen und religiösen Gründen Zurückhaltung gefordert sei. Das sagte Verkaufschef Matt Gowan der Nachrichtenagentur AP.
Was tragen die Deutschen im Mehrkampf-Final?
Offen ist, ob Elisabeth Seitz und Kim Bui am Donnerstag im Mehrkampf-Finale ebenfalls in Ganzkörperanzügen antreten. Oder auf das übliche Outfit zurückgreifen.
«Es ist eine Entscheidung von Tag zu Tag. Es kommt darauf an, wie wir uns fühlen und was wir wollen. Wir entscheiden am Wettkampftag, was wir anziehen», sagt Seitz.