Zum dritten Mal binnen weniger Tage ist eine Freilicht-Ausstellung zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verfolgung mitten im Zentrum von Wien beschädigt worden.
Fotograf Toscano zwischen zerschnittenen Opfer-Porträts
Fotograf Toscano zwischen zerschnittenen Opfer-Porträts - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Freilicht-Ausstellung schon zum dritten Mal seit Anfang Mai attackiert.
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Nach Angaben eines AFP-Fotografen wurde in der Nacht zum Montag rund ein Dutzend von rund 80 grossen Porträtfotos von Überlebenden der NS-Verbrechen zerschnitten. Ihr Fotograf zeigte sich ebenso wie die Organisatoren der Ausstellung sowie Österreichs Präsident Alexander Van der Bellen und Bundesaussenminister Heiko Maas (SPD) erschüttert.

Die Porträts stehen seit dem 7. Mai vor dem Heldenplatz entlang der Ringstrasse, die Wiens historisches Zentrum umrundet. Schon wenige Tage nach Eröffnung der Ausstellung hatten Unbekannte mehrere der Tafeln mit Messern beschädigt, in der vergangenen Woche wurde dann ein Teil der Ausstellung mit Hakenkreuzen beschmiert.

Staatschef Van der Bellen äusserte sich «tief betroffen». «Ich weiss, dass der allergrösste Teil der österreichischen Gesellschaft einen klaren, ablehnenden Standpunkt zu den NS-Gräueltaten hat. Dass es welche gibt, die mit der Wahrheit und dem Mahnen, das diese Fotos ausdrücken, nicht umgehen können, ist erschütternd», erklärte er. Die Organisation Esra als Initiatorin der Ausstellung in Wien bezeichnete die Serie von «antisemitischen» Akten der Zerstörung als «äusserst besorgniserregend».

Der deutsch-italienische Fotograf Luigi Toscano, der die Porträts gemacht hat, sagte, seine Ausstellung «Gegen das Vergessen» sei bereits in mehreren Ländern gezeigt worden, doch noch nie habe er derartige Angriffe auf sie erlebt. «Es ist jetzt die 13. Ausstellung, es gab auch schon vorher kleine Zwischenfälle, doch waren sie nie politisch motiviert und hatten nicht dieses Ausmass», sagte Toscano AFP. «Hier äussert sich der rechte Radikalismus», fügte er hinzu.

Bundesaussenminister Maas schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, die Attacke auf die Porträts sei «ein Angriff auf das jüdische Leben und die Kunstfreiheit - ein Angriff auf uns alle». «Es sind auch wir alle, die gefragt sind, uns dem entgegenzusetzen», appellierte der Minister.

Mehrere Freiwilligen-Organisationen in Österreich kündigten Mahnwachen rund um die Uhr zum Schutz der Ausstellung an. Unter ihnen ist auch die Muslimische Jugend Österreich, die während des Ramadan Nachtwachen organisieren will.

Der österreichischen Plattform Forum gegen Antisemitismus wurden im Jahr 2017 insgesamt 503 antisemitische Vorfälle gemeldet, doppelt so viele wie noch 2014.

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