Predikon: Dieses Tool soll die Resultate heute exakt vorhersagen
Das Wichtigste in Kürze
- Am Sonntag entscheidet das Schweizer Stimmvolk über fünf Initiativen.
- Resultatsprognosen treffen nicht immer zu.
- Ein Tool der EPFL soll dies am Abstimmungstag, 12 Uhr, ziemlich präzise können.
Am 27. September punkt 12 Uhr wird ein Algorithmus die Resultate der Abstimmungen mit einer 99-prozentigen Genauigkeit vorhersagen können. Das behauptet Viktor Kristof, der an der ETH Lausanne in Künstlicher Intelligenz doktoriert. 99 Prozent, Sekunden nach Schliessung der Urnen: Das mag zwar verrückt klingen, aber Kristof ist sich zu 100 Prozent sicher.
Viktor Kristof ist Teil eines Forschungsteams der ETH Lausanne (EPFL), das seit sechs Jahren das Tool Predikon entwickelt. Dieses wurde auch im Februar eingesetzt bei der Abstimmung über das Antidiskriminierungsgesetz. Dort hatte Predikon um 12 Uhr das Resultat mit 62,95 Prozent Ja-Stimmen vorhergesagt. Das Gesetz wurde vier Stunden später mit 63,03 Prozent angenommen.
Wie macht es Predikon?
Mit einem Forscher-Kollegen hat Viktor Kristof die Daten der rund 2200 Schweizer Gemeinden gesammelt und analysiert. Über 300 Abstimmungen seit 1981 flossen in die Berechnungen ein.
Victor Kristof erklärt die Hypothese des Teams: «Die Gemeinden unterscheiden sich, sind aber nicht unabhängig.» So sei es beispielsweise möglich, dass eine Gemeinde in Schwyz in Sachen Landwirtschaftspolitik gleich abstimme wie eine in der Waadt. Diese Gemeinden könnten sich aber bei sozialen Themen in der Abstimmung stark unterscheiden.
Laut Kristof liessen sich in den Stimmverhalten der Gemeinden klare kulturelle Unterschiede finden. «Wir sehen aber auch eine Trennung zwischen Stadt und Land», fügt er hinzu. In der obigen Abbildung steht die vertikale Achse für Umweltfragen, die horizontale für soziale Fragen.
Diese Korrelationen und Unterschiede werden vom Algorithmus wahrgenommen und zur Prognose verwendet. «Unser Algorithmus ist in der Lage, Prognosen aus einem einzigen Gemeindeergebnis zu treffen, egal aus welchem», sagt Kristof. Natürlich würde die Genauigkeit der Vorhersage zunehmen, je mehr Resultate dem Algorithmus bekannt seien.
Prognose schon mit Auszählungen von zehn Gemeinden möglich
Schon ab zehn Gemeindeergebnissen könne Predikon mit weniger als zwei Prozent Fehlerquote das Resultat vorhersagen. Ich bestehe darauf: Egal welche, diese 10 Gemeinden werden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt», unterstreicht Kristof.
An den Abstimmungstagen werden am Mittag sogar zehn Prozent der Ergebnisse der 2200 Gemeinden bereits bekannt gegeben. Predikon könne mit diesen Resultaten eine Fehlerquote von weniger als einem Prozent vorweisen. Das sei jedenfalls der Fall in den letzten vier Abstimmungen gewesen, präzisiert der Doktorand.
Spezialfall Corona-Abstimmung
Hat Kristof doch noch leise Zweifel, ob die Abstimmungsresultate dieses Jahr weniger vorhersehbar seien? Tatsächlich werde das Jagdgesetz wohl knapp ausfallen, und jedes Thema sei wichtig, antwortet Kristof. Im Februar sei es einfacher gewesen, eine Prognose zu machen, da die Vorlagen weniger kontrovers gewesen seien.
Zudem sei es die erste Abstimmung seit der Coronakrise, was interessant für die Stimmbeteiligung sein könnte, lächelt Kristof. Der Sonntag werde auf jeden Fall ein hervorragender Test für Predikon werden.