Grüne-Trede: «AKW-Diskussion verhindert Energiewende»
In der Strom-Arena sagt SVP-Giezendanner, dass es dringend Atomenergie braucht. SP-Suter will lieber auf «realistische Technologien» setzen.

Das Wichtigste in Kürze
- In der Strom-Arena will die linksgrüne Seite nicht über AKWs sprechen.
- Die Diskussion über Kernkraft verhindere die Energiewende, sagt Aline Trede.
- Jonas Lüthy, Präsident der Jungfreisinnigen, plädiert für staatliche Subventionen.
Vor acht Jahren hat das Schweizer Stimmvolk die Energiestrategie 2050 angenommen und den Bau neuer Atomkraftwerke verboten. Die Blackout-Initiative und auch der bundesrätliche Gegenvorschlag wollen dies wieder ändern. In der «Arena» wurde deswegen diskutiert, woher der Strom in der Zukunft kommen soll.
SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner kritisiert die Energiestrategie, die Schweiz sei als «Geisterfahrerin» unterwegs, das Netto-Null-Ziel bis 2050 lasse sich nicht erreichen. Jonas Lüthy, Präsident der Jungfreisinnigen, ist gleicher Meinung, man habe damals falsche Annahmen gemacht. Das Technologieverbot sei ein «kapitaler Fehler» gewesen.

Gabriela Suter, Nationalrätin der SP, hingegen sieht die Schweiz auf dem richtigen Weg, wenn auch noch am Anfang. Die Energiewende nehme Fahrt auf, durch den Zubau an Solarenergie des letzten Jahres würden zwei Terawattstunden Strom produziert. Deshalb müssten man gar nicht über Atomkraftwerke reden, die «in 25 Jahren vielleicht irgendwann» Energie liefern werde.
Ähnlich sieht es Aline Trede, Nationalrätin der Grünen: Eine Renaissance der Atomkraft liege nicht in der Luft, sie biete kurzfristig keine Lösungen. «Über veraltete Technologie zu diskutieren, bringt uns nicht weiter», sagt sie. «Die Diskussion über AKWs verhindert die Energiewende.»

Auch wenn die linksgrüne Seite nicht darüber sprechen will, dreht sich die «Arena» nun mal um die Atomkraft. Die Gegenseite argumentiert damit, dass die Erneuerbaren Flatterstrom lieferten, man brauche aber Bandstrom. Lüthy sagt deshalb ganz deutlich: «Neue Atomkraftwerke sind absolut notwendig.»
Auch Giezendanner sagt, für die Bandenergie brauche es dringend Atomstrom. Ansonsten müsse man mit Gaskraftwerken arbeiten, die viel CO2 ausstossen, was Netto-Null bis 2050 unmöglich mache. «Im Winter bringen die Erneuerbaren nicht die nötige Leistung. Wie wollt ihr das schaffen?», fragt er die Gegenseite.
«Arena»: Aline Trede warnt vor Uran-Abhängigkeit von Russland
Es brauche den Bandstrom heutzutage gar nicht mehr, reagiert Trede. Es gebe dynamische Energieproduktionen, bei denen der Bandstrom ein Problem für das Netz sei.
Sie listet Argumente gegen AKWs auf: «Wenn etwas passiert, ist die Sicherheit der Bevölkerung nicht gewährleistet. Die Abfallthematik ist nicht gelöst, wir werden abhängig vom Ausland, vor allem von Russland. Und die Energieunternehmen wollen gar nicht in AKWs investieren.»
Suter pflichtet bei, die Energiekonzerne sagten unisono, dass sie neue AKW nicht selbst in Angriff nehmen würden. «Sie wären nur mit staatlichen Subventionen möglich.» Suter fordert: «Wir müssen auf realistische Technologien setzen und nicht auf Wunder-AKW neuster Generation, die es noch gar nicht gibt.»
«Arena»: Jungfreisinniger plädiert für staatliche Subventionen
Ausgerechnet der Jungfreisinnige Lüthy beginnt, für staatliche Subventionen zu argumentieren. Die Stromkonzerne seien gegen neue AKWs, da die Rahmenbedingungen sie unattraktiv machten. «Wir müssen gleich lange Spiesse für die Atomkraftwerke schaffen wie für andere Energieträger.»

Zu den Sicherheitsbedenken von Trede sagt er, AKWs seien heutzutage so sicher, dass das Sicherheitsproblem gelöst sei. Er fordert: «Wir müssen die Scheuklappen ablegen.»