Die Agrarpolitik des Bundes wird von Markus Ritter (CVP/SG) kritisiert. Der Bauernverbandspräsident spricht bei der geplanten Reform vom «trojanischen Pferd».
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Bauernverbandspräsident Markus Ritter hält die Agrarpolitik des Bundes für eine Mogelpackung. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/GAETAN BALLY
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Agrarpolitik des Bundes passt dem Schweizerischen Bauernverband gar nicht.
  • Präsident Markus Ritter kritisiert die geplante Agrarreform heftig.

Der Präsident des Schweizerischen Bauernverbandes, Markus Ritter (CVP/SG), hat die Agrarpolitik des Bundes stark kritisiert. «Der Bundesrat will uns Bauern ein trojanisches Pferd schenken». Das mahnte er in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Dienstag.

«Dieses Geschenk mit seinem gefährlichen Inhalt dürfen wir nicht gutgläubig annehmen», betonte er in Bezug auf die Agrarpolitik. «Mich stört gewaltig, dass uns Landwirten im Inland immer noch mehr Vorschriften gemacht werden. Aber beim importierten Rindfleisch und Poulet schaut man in Bern einfach weg», erklärte Ritter.

Markus Ritter kritisiert Vorschriften

Der Bund versuche, Standards zur Nachhaltigkeit in Freihandelsverträge aufzunehmen. Im Bericht zur Agrarreform stehe aber klar, dass Standards bei den Importen unmöglich seien. Da könne es nur einen «Dialog» geben.

«Wenn das Parlament uns Bauern so viele Vorschriften macht, wie die Agrarreform das vorsieht, kann ich den Freihandelsvertrag nicht akzeptieren. Dann werde ich Mercosur bekämpfen. Und zwar vehement», kündigte Ritter an.

Bauern plötzlich Freunde der Grünen?

Die Landwirtschaft habe nunmehr zwei Optionen: «Entweder wir bekommen mit den Stimmen des Freisinns eine wirtschaftsnahe Landwirtschaftspolitik, die beim Freihandel Möglichkeiten lässt. Oder wir nähern uns den Grünen an und machen beim Freihandel die Tür zu», sagte er weiter.

Die Grünen seien da wenigstens konsequent, so Ritter. Denn diese würden die Latte für Schweizer Bauern zwar hoch setzen. Doch die gleichen Auflagen gelten dann auch für importierte Produkte, so Ritter.

Der Bauernverbandspräsident Markus Ritter ist obendrein etwa mit dem Weg bei der Selbstversorgung der Schweiz unzufrieden. «Uns Bauern wurde vor drei Jahren im Parlament versprochen, dass die Schweiz den Grad der Selbstversorgung erhält, auch in Zukunft. Jetzt sagt der Bundesrat: Vergesst die Produktion - wir importieren mehr Essen», kritisierte er.

Agrarpolitik sorgt für steigende Bürokratie für die Landwirtschaft

Gleichzeitig beklagte Ritter in dem Interview die steigende Bürokratie für die Landwirtschaft. «Die Agrarbürokratie überbordet in der Tat - und sie nimmt mit der Reform noch massiv zu», warnte er.

Als Beispiel nennt Markus Ritter die Beiträge für Landschaftsqualität. Das sei ein «Riesenaufwand». Er habe die Administration mit dem «Junior zusammen gemacht».

«Wir mussten messen, wie viel Umfang unsere Bäume haben. Wie lang unsere Holzzäune sind. Wie lang die Trockenmauern sind. Wir waren vier Stunden nur am Messen» erklärte er.

Jeder Betrieb müsse mit solchem Aufwand den ökologischen Leistungsnachweis erfüllen, hiess es zudem. Daher wäre Ritter froh, wenn es für Schweizer Landwirte in der Agrarpolitik nicht noch mehr Bürokratie gebe.

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