Die Ausbreitung des Coronavirus ist einigermassen stabilisiert. Die Hospitalisierungen und Todesfälle werden aber noch weiter steigen.
Pressekonferenz BAG
Die Pressekonferenz am 6. November 2020. In der Mitte Anne Lévy (BAG), rechts Stefan Kuster (BAG), zweiter v. l. Thomas Steffen, Kantonsarzt Basel-Stadt und Martin Ackermann (Taskforce), li - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Wachstum der Coronavirus-Neuinfektionen hat sich leicht stabilisiert.
  • Doch die Hospitalisierungen hinken nach und dürften noch weiter steigen.
  • Der Kanton Genf bekommt ab Montag die Unterstützung der Armee.

Heute fand eine neue Pressekonferenz mit behördlichen Fachpersonen statt. Zusammengefasst sind die Daten der Woche eher positiv, doch die Behörden geben noch keine Entwarnung. Die Task Force will weiterhin verschärfte Massnahmen, der Bund will noch auf die Wirkung warten.

Hier die wichtigsten Erkenntnisse:

– Die Fallzahlen haben sich leicht stabilisiert. Die Hospitalisationen und Todesfälle werden aber noch weiter hochklettern. Aktuell befinden sich diese Zahlen auf der Höhe des Peaks in der ersten Welle.

– Der Kanton Genf erhält ab Montag Unterstützung der Armee. Es ist der erste Kanton, bei welchem der Bund das Gesuch akzeptiert hat.

– Die Koordination zwischen den Spitälern funktioniere gut, schätzt das BAG ein. Erste Patientinnen und Patienten würden schon verlegt. Stand heute sind 440 Covid-Erkrankte auf der IPS (Intensivpflegestation), rund 400 weitere Patientinnen und Patienten besetzen ebenfalls IPS-Plätze. Die Reserven machen noch 25 Prozent aus.

Der Livestream der Pressekonferenz.

Hier finden Sie das Protokoll der gesamten Pressekonferenz:

15:13 Die aktuelle Prognose zur Belegung der IPS-Betten der Covid Task Force: Aktuell ist eine Verdopplungszeit von acht Tagen zu sehen (orange Linie). Demnach dürfte in rund anderthalb Wochen die Maximalkapazität der IPS erreicht werden, wenn das Wachstum nicht weiter verlangsamt wird.

IPS-Betten Prognose
Die aktuelle Prognose zu den IPS-Betten. - Screenshot Youtube

Damit ist die Pressekonferenz beendet.

15:10 Die Mutation des Coronavirus in Dänemark über Nerze wird angesprochen. Stefan Kuster sagt, es sei noch sehr früh, das Virus mutiere ständig. Mehr dazu könne man noch nicht sagen, insbesondere zum Einfluss auf Faktoren wie Ausbreitungsgeschwindigkeit.

15:08 Steffen spricht über die Nicht-Empfehlung der Schnelltests durch die FMH und vor allem Hausärzte. Er halte es eher für ein Übergangsproblem. Ganz klar seien PCR der «goldene Standard», doch Schnelltests hätten aus einer Bevölkerungs- und epidemiologischer Sicht ihre Vorteile.

15:06 Es gebe keine Zahlen über Erkrankte, die vorher wegen einer Reise in Quarantäne mussten, sagt Lévy. Man gehe aber davon aus, dass die Massnahme nach wie vor wirksam sei.

15:04 Schärli über die gespalteten Meinungen der Ökonomen zu einem Lockdown: «Es ist drei Ökonomen, vier Meinungen, wahrscheinlich.» Die Frage des Lockdowns und was besser für die Wirtschaft sei, sei so nicht abschliessend möglich zu klären.

15:00 Aus der Sicht der Task Force sei das Risiko zu gross, um auf die Wirkung der Massnahmen zu warten, so Ackermann. Sie seien für eine Verschärfung der allgemeinen Massnahmen.

14:58 Anne Lévy versichert, es gebe keine Friktion zwischen den Spitälern. Es sei jetzt auch Routine, die Verlegungen von allen Patienten-Typen zu koordinieren.

14:55 Wie würden die Behörden mit der Überlastung des Personals umgehen? In den letzten Tagen würden vor allem Operationen abgesagt werden. Da würde Personal frei werden, die schon in der ersten Welle ausgebildet wurde. Vor allem auf IPS-Stellen und im Anästhesiologie-Bereich.

14:53 Die Schnelltests seien für Personen geeignet, die in den ersten vier Tagen der symptomatischen Ausprägungen seien. Auch seien sie für Personen, die nicht Risikopersonen sind, vorgesehen. Da habe man als Zielgruppe vor allem junge Personen im Sinn, die schnell eine Ergebnis bräuchten.

Schnelltest
Für den Schnelltest dient ein Abstrich aus dem Nasen-Rachen-Raum. (Symbolbild) - dpa

14:51 Martin Ackermann nimmt Stellung zur Beziehung zwischen der Task Force und dem Bund: «Wir haben einen sehr guten Dialog.»

14:47 Nun wird die Situation zwischen den Spitäler Zürichs und Genfs angesprochen. Es sei tatsächlich so, dass die Koordination zwischen den Spitälern nun geklärt sei, erklärt Lévy.

Yvon Langel von der Armee nimmt Stellung zum Einsatz der Armee in Genf. Diese würden am Montag ihren Einsatz beginnen.

14:46 Werden Restaurants schweizweit schliessen? Das sei von der Entwicklung abhängig, vor allem vom R-Wert, so Lévy. Jetzt könne sie noch nichts Konkretes sagen.

14:43 Verglichen mit der ersten Welle seien prozentual weniger Menschen auf den IPS (Intensivpflegestationen). Das hänge aber von der Teststrategie ab, relativiert Ackermann. Man teste jetzt mehr als im Frühling.

Coronavirus
Im Falle einer Durchseuchung dürften die Intensivstationen an ihre Grenzen stossen. - Universität Basel

Zudem habe sich das medizinische Management verbessert. Tendenziell gingen Covid-Patientinnen und Patienten später auf die IPS.

14:39 Man befände sich im Moment in einer Phase der Unsicherheit, bezüglich der Wirkung der Massnahmen, so Kuster. Da müsse man nun mal durch.

14:36 Oliver Schärli vom SECO ergreift das Wort. Insgesamt würde die Kurzarbeit im Vergleich zum Frühling weniger genutzt. Doch sei seit Anfang November eine leichte Zunahme verzeichnet worden.

Auch die RAV habe eine Zunahme an Anträgen bekommen. Die Kantone hätten da viel zu tun, um Menschen zu vermitteln.

14:33 Nun spricht Steffen auch über die Intensivstationen: Überall würden diese ausgebaut. Doch die Situation sei systemkritisch. Es funktioniere aber insgesamt gut, Steffen zeigt sich zuversichtlich.

14:28 Nach wie vor bestehe eine erhöhte Infektionsgefahr im persönlichen und beruflichen Umfeld. Da müssten vor allem Distanz und andere Schutzmassnahmen besser umgesetzt werden, so Steffen.

Auch Contact Tracing wird von Steffen als sehr wichtig eingestuft. Es müsse wieder besser in die Gänge kommen, so der Basler. Er sei zuversichtlich, dass dies in den nächsten Wochen erreicht werde.

Thomas Steffen
Thomas Steffen, Kantonsarzt Basel-Stadt. - Keystone

Die Schnelltests würden vor allem bei frühen Symptomen bei nicht Risiko-Gruppen im ambulanten Bereich eingesetzt. Sie würden vor allem dabei helfen, Fälle zu entdecken, die sonst unentdeckt gehen würden. Auch bei asymptomatische Personen könnten die Tests eine wichtige Rolle spielen.

14:24 Thomas Steffen, Kantonsarzt Basel-Stadt und Vorstandsmitglied der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte spricht nun. Es sei für die Behörden weiterhin schwierig, sich zurechtzufinden. Die Situation sei neu und müsse kontinuierlich neu analysiert werden.

Es sei zwar erfreulich, dass das Wachstum vorerst abgebremst würde. Aber die Behörden vermuten, dass die aktuellen Massnahmen nicht genügen würden.

14:18 Lévy unterstreicht aber, die Armee sei lediglich ein Unterstützungsdienst. Der Einsatz werde aber sehr geschätzt und habe auch während der ersten Welle gut geklappt. Der Kanton Genf habe gestern bereits ein Gesuch eingegeben, dieser wurde akzeptiert. Die Armee wird den Kanton unterstützen.

Anne Lévy wiederholt die Empfehlungen des BAG: Hygienemassnahmen weiterhin beachten, App installieren, Homeoffice wenn möglich.

14:15 Anne Lévy, Direktorin vom BAG, gibt keine Entwarnung. Die Hospitalisationen und Todesfälle hinkten hinter die positiven Testergebnissen her.

Derzeit befänden sich 440 Patienten auf Intensivstation und knapp 400 andere Patienten. Es bleibe eine Reserve von 25 Prozent von Intensivbetten. Die Verdopplungszeit der Belegung von Intensivbetten betrüge acht Tage.

Anne Lévy BAG
Anne Lévy macht sich Sorgen, weil sich viele Schweizer nicht testen lassen. - Keystone

Die Kantone müssten weiterhin genügend Plätze auf Intensivstationen anbieten können. Da sei vor allem ausgebildetes Personal eine knappe Ressource: Da gebe es auch Lösungen, wie der Zivildienst, Armee, Studierende und Freiwillige.

14:13 Es müsse weiter getestet und Contact Tracing betrieben werden, so Ackermann. Auch das Homeoffice bleibe wichtig, sowie die bisher gültigen Hygienemassnahmen. Die Task Force empfiehlt den Kantonen, die noch weniger scharfe Massnahmen in Kraft haben, diese zu verschärfen.

14:08 Nun spricht Martin Ackermann von der Covid- Task Force. Die Massnahmen würden von der Bevölkerung umgesetzt, dafür gebe es schon Hinweise.

Die Schnelligkeit der Belegung der Intensivbetten habe sich verlangsamt. Ziel sei es, der R-Wert, also der Reproduktionswert, unter eins zu bringen.

Taskforce
Martin Ackermann, Präsident der Taskforce des Bundes. - Keystone

Der Kanton Wallis habe interessante Zahlen: Auch nach den ergriffenen Massnahmen Anfang Oktober seien die Zahlen exponentiell gestiegen. Die Leute seien deutlich mobiler als während des Shutdowns. Die Massnahmen reichten nicht aus, schätzt die Task Force.

14:05 Die Westschweiz ist tatsächlich viel stärker vom Coronavirus betroffen als den Rest der Schweiz. Nach wie vor sind die schweren Krankheitsverläufe bei älteren Menschen am Steigen.

«Die Trends sind nicht mehr ganz so pessimistisch», sagt Kuster weiter. Die Hospitalisationen seien aber nach wie vor besorgniserregend.

14:00 Die Pressekonferenz beginnt. Stefan Kuster, Leiter übertragbare Krankheiten vom BAG, präsentiert die epidemiologische Lage der aktuellen Woche. Die Hospitalisationen und Todesfälle sind nun auf der Höhe des Höhepunkts der ersten Welle.

Das Wachstum der Fallzahlen habe sich tatsächlich ein wenig stabilisiert, so Kuster. Die Reproduktionszahl sei deutlich niedriger als vor einem Monat, aber immer noch zu hoch. Die Wirkungen der letzten Massnahmen seien immer noch nicht einschätzbar.

Virginie Masserey Coronavirus
Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle im BAG. - Keystone

Am Dienstag lautete die Einschätzung von Virginie Masserey, Leiterin der Infektionskontrolle im BAG, bis Sonntag wären alle Intensivplätze besetzt.

Intensivstationen im Fokus

Laut offiziellen Zahlen des BAG waren am Mittwoch rund ein Drittel der Reserve an Intensivbetten frei. Ein Drittel war von nicht-Covid-Patienten besetzt. Doch die Situation in den Intensivstationen ändere sich ständig, präzisierte Masserey vor zwei Tagen.

Die Westschweiz ist bislang stärker von der zweiten Welle betroffen als der Rest des Landes. Die Spitäler in den französischsprachigen Teilen mussten schon Patienten in andere Kantone verlegen. Zudem wurden in mehreren Kantonen Anträge für Sanitätskorps der Armee gestellt.

HFR Freiburg Spital
Ein Spitalsoldat im Freiburger Kantonsspital betreut einen Patienten, während der Coronavirus Pandemie imApril 2020. - Keystone

Die Botschaft der Behörden an die Bevölkerung lautet nach wie vor, ihre Kontakte so gut wie möglich zu limitieren. Nur so liesse sich die Verbreitung des Coronavirus aufhalten, heisst es.

Folgende Fachleute nahmen heute teil:

– Anne Lévy, Direktorin, Bundesamt für Gesundheit BAG

– Yvon Langel, Divisionnaire, Commandant division territoriale 1, Armée suisse

– Martin Walker, Vizedirektor, Leiter Ausgabenpolitik, Eidgenössische Finanzverwaltung EFV

– Stefan Kuster, Leiter Übertragbare Krankheiten, Bundesamt für Gesundheit BAG

– Oliver Schärli, Leiter des Bereichs Arbeitsmarkt/Arbeitslosenversicherung, SECO

– Thomas Steffen, Kantonsarzt Basel-Stadt, Vorstandsmitglied der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte

– Martin Ackermann, Präsident National COVID-19 Science Task Force

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