Der Bundesrat rief am Mittwoch alle Kantone dazu auf, Wahleingriffe in Spitälern zu unterlassen. Doch Zürich und Thurgau weigern sich.
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Die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli und der Gesundheitsminister Alain Berset im April 2020. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Kantone sollen auf Wahleingriffe verzichten, um Plätze für Covid-Patienten zu sichern.
  • Doch Zürich und Thurgau weigern sich aus finanziellen Gründen, dies zu tun.
  • Alain Berset kritisierte dies am Mittwoch scharf.

Der Röstigraben ist auch bei Corona zu spüren. Während in der Westschweiz die Spitäler nach Hilfe rufen, will die Deutschschweiz Normalbetrieb in ihren Spitälern. Besonders Zürich und Thurgau ignorieren den Appell des Bundesrats vom Mittwoch.

Dieser lautet wie folgt: «Die Spitäler in den Kantonen – in allen Kantonen – müssen, weil es nicht nur darum geht, sich um die eigene Situation zu kümmern, für eine gewisse Zeit auf nicht dringende Operationen verzichten.»

Verschiebung der nicht-dringlichen Operationen «nicht nötig»

Diese Worte von Alain Berset richteten sich an die Gesundheitsdirektoren Zürichs und Thurgaus, Natalie Rickli und Urs Martin. Dies berichtet der «Tagesanzeiger». Rickli sagte am Donnerstag auf Anfrage, es sei nicht nötig, «alle elektiven Eingriffe abzusagen». Martin liess ertönen, der Moment für die Verschiebung von Wahleingriffen sei noch nicht gekommen.

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Zürich leistet den Appellen des Bundesrats keine Folge, Natalie Rickli will Wahleingriffe weiterhin durchführen. - Keystone

Der Grund dafür dürfte das Geld sein: Leere Betten bedeuten finanziellen Verlust für die Spitäler. Das erlebten sie auch im Frühling, als die Kantone gezwungen wurden, alle Operationen abzusagen. «Der Bundesrat ist bis heute nicht bereit, die Spitäler für die entstandenen Einnahmenausfälle zu entschädigen», kritisiert Rickli.

(Un)-Solidarische Universitätsspitäler

Vor allem aber störte sich Alain Berset wohl an den Aktionen des Universitätsspital Zürichs (USZ) vom Dienstag. Diese weigerten sich zunächst, auf Anfrage des Kantons Genf einen Patienten von ihnen aufzunehmen. Die Spitäler in Genf arbeiten derzeit am Versorgungslimit, 550 Covid-Patienten werden dort behandelt. 25 sind auf der Intensivstation.

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Das Genfer Universitätsspital arbeitet im Moment unter Hochdruck. - Keystone

Der Gesundheitsdirektor Genfs, Mauro Poggia, meldete sich daraufhin bei seiner Amtskollegin Natalie Rickli. Er informierte auch den Präsidenten der Gesundheitsdirektorenkonferenz Lukas Engelberger und schliesslich Alain Berset. Es zeigte Wirkung: Am Mittwoch erklärte sich das USZ für bereit, zwei Patienten aus Genf aufzunehmen.

Sowohl das USZ als auch Natalie Rickli weisen die Vorwürfe von Poggia zurück. «Die Solidarität und gegenseitige Unterstützung der Spitäler ist dem USZ ein grosses Anliegen, und es engagiert sich entsprechend», so die Medienstelle des Spitals.

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Die Rega soll Covid-Patienten zwischen den Spitälern transportieren. Für die Koordination sind die Kantone zuständig. - Keystone

Doch der ganze Konflikt hatte immerhin eine gute Nebenwirkung: Am Donnerstag klärten die Direktoren der Schweizer Universitätsspitäler laut Poggia untereinander, wie sie künftig die Verteilung von Corona-Patienten koordinieren werden. Die betroffenen Genfer Patienten wurden nach Zürich und Bern verlegt.

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