Das Rahmenabkommen ist beerdigt. GLP-Chef Jürg Grossen sieht einen EWR-Beitritt als «valable Alternative».
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Jürg Grossen, Berner GLP-Nationalrat und Präsident der Grünliberalen Schweiz. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Verhandlungen über ein Rahmenabkommen mit der EU wurden abgebrochen.
  • GLP-Chef Grossen will nun einen EWR-Beitritt ernsthaft diskutieren.

Ein Beitritt der Schweiz zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) ist nach Ansicht von GLP-Chef Jürg Grossen eine «valable Alternative». Nach dem Abbruch der Verhandlungen über ein Rahmenabkommen mit der EU müssen diese ernsthaft diskutiert werden.

«Der EWR mit Norwegen, Island und Liechtenstein funktioniere gut.» Das sagte der Präsident der Grünliberalen in einem Interview mit Zeitungen des Tamedia-Verlags (Samstagausgabe).

Jürg Grossen Grünliberale
GLP-Präsident Jürg Grossen, hier in einem Interview mit Nau.ch. - Nau.ch

Der EWR-Beitritt biete den vollen Zugang zum EU-Binnenmarkt. Zudem die Teilhabe an der europäischen Forschungszusammenarbeit, an der Stromversorgung, und er enthalte Mechanismen für die Konfliktlösung. Die Rechtsübernahme erfolge nicht automatisch, sondern dynamisch.

Europäischer Wirtschaftsraum nicht favorisierter Weg der GLP

Die Schweiz lehnte einen Beitritt mit einem knappen Volksmehr und einem klaren Ständemehr 1992 ab.

Der EWR sei zwar nicht der favorisierte Weg der GLP, aber er sei valabel, sagte der Berner Nationalrat Grossen. Auf die Frage, ob er noch an eine Auferstehung des vor zehn Tagen vom Bundesrat beerdigten Rahmenabkommens glaube, sagte Grossen: «Ich würde heute nichts für unmöglich erklären.»

Grossen sieht Abkommen «à la Grossbritannien» als Option

Als weitere Option für die künftigen Beziehungen zur EU nannte Grossen auch ein Freihandelsabkommen «à la Grossbritannien». Damit würde die Schweiz aber «hochkant» aus dem europäischen Binnenmarkt fliegen.

Johnson
Boris Johnson, Premierminister von Grossbritannien. - dpa

Als «Pseudo-Option» bezeichnete der GLP-Chef die Pläne der Schweizer Regierung, die Gesetzgebung punktuell und einseitig an EU-Regeln anzupassen. Damit verbessere die Schweiz die bilateralen Beziehungen nicht. «Dieser Plan ist das Gegenteil von Souveränität.» Ein EU-Beitritt stand für Grossen «im Moment nicht zur Diskussion».

Grossen hielt den Abbruch der Verhandlungen über ein Rahmenabkommen für einen «krassen Fehlentscheid» und «das grösste Armutszeugnis» des Bundesrats. Dieser habe kollektiv versagt, doch die FDP trage die Hauptverantwortung.

Die Freisinnigen seien nicht mehr regierungstauglich. Grossen erklärte, dass seine Partei bereit sei für einen Sitz im siebenköpfigen Bundesrat. Die GLP landete bei den eidgenössischen Wahlen 2019 mit starken Zuwächsen bei der Parteistärke auf Platz sechs. Gleich hinter SVP, SP, FDP, CVP und den Grünen.

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