Das Karussell um die Nachfolge von Bundesrat Alain Berset (SP) geht in die nächste Runde: Jetzt dürfen keine zusätzlichen Kandidaturen mehr angemeldet werden.
Alain Berset Nachfolge SP
Bleibt bald zu Hause: SP-Bundesrat Alain Berset wird am 13. Dezember 2023 in der Landesregierung ersetzt – wer steht zur Wahl? (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Kandidaturen für die Berset-Nachfolge mussten bis heute Mittag bei der SP gemeldet werden.
  • Insgesamt buhlen fünf Männer und eine Frau um den freiwerdenden SP-Sitz im Bundesrat.
  • Nau.ch liefert den Überblick und wagt eine Einschätzung der Chancen der Kandidierenden.
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Seit der Rücktrittsankündigung von SP-Bundesrat Alain Berset dreht sich das sozialdemokratische Kandidatenkarussell: Allfällige Kandidaturen müssen der SP Schweiz bis heute Sonntag, um 12.00 Uhr gemeldet werden.

Das endgültige Bundesratsticket werden die Sozialdemokraten am 25. November bestimmen. Der Nachfolger oder die Nachfolgerin von Alain Berset wird von der Bundesversammlung bei den Gesamterneuerungswahlen am 13. Dezember gewählt.

Derzeit buhlen fünf Männer und eine Frau um den Bundesratssitz: Wen könnte die SP auf ihr Bundesratsticket schreiben? Nau.ch liefert den Überblick.

Daniel Jositsch – Ständerat aus Zürich

Bereits im September hatte Daniel Jositsch seine erneute Kandidatur für den Bundesrat verkündet. Damit war er der erste «Kronfavorit», der seinen Hut offiziell in den Ring warf.

Jositsch ist Strafrechtsprofessor und gilt als dossierfester Politiker und guter Rhetoriker. Überdies stammt er aus einem urbanen Kanton, der im Bundesrat derzeit nicht vertreten ist. Ferner hat sich der erfahrene Ständerat am vergangenen Sonntag mit einem Glanzresultat für den freiwerdenden Regierungsposten empfohlen.

Daniel Jositsch Alain Berset
Der Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch will die Nachfolge von Alain Berset antreten. (Archivbild) - keystone

Das grösste Hindernis für Daniel Jositsch stellt zweifelsohne die Nominierung durch seine Partei dar: Aufgrund seiner «wilden Kandidatur» bei der Sommaruga-Nachfolge und seiner verhältnismässig «bürgerlichen» Einstellung könnte der Zürcher schon an dieser Hürde scheitern.

Evi Allemann – Regierungsrätin aus Bern

Die einzige Frau in der Runde ist die Berner Regierungsrätin Evi Allemann. Die gegenwärtige Direktorin für Inneres und Justiz des Kantons versucht den Sprung in die Landesregierung ebenfalls zum zweiten Mal: Im Rennen um die Sommaruga-Nachfolge schaffte es die Bernerin allerdings nicht aufs Ticket.

Trotz ihres jungen Alters kann Allemann auf eine 15-jährige Amtszeit als Nationalrätin zurückblicken. Überdies amtete sie als Präsidentin des Verkehrsclubs der Schweiz (VCS) und kann fünf Jahre Regierungserfahrung vorweisen. Als einzige Frau der Auswahl stehen die Chancen der Bernerin nicht schlecht, wenigstens einen Platz auf dem Ticket zu ergattern.

Evi Allemann Alain Berset
Mit Evi Allemann gesellt sich eine Frau zum illustren Kreis der SP-Bundesratskandidierenden. (Archivbild) - keystone

Ihr geografischer Hintergrund könnte der Juristin hingegen zum Verhängnis werden. Mit Albert Rösti sitzt nämlich bereits ein Berner in der Landesregierung. Ferner ist Allemann als ehemalige Parlamentarierin in der Bundeshauptstadt schlechter vernetzt als amtierende Parlamentsmitglieder.

Roger Nordmann – Nationalrat aus der Waadt

Der einzige Westschweizer im Rennen ist der Waadtländer SP-Nationalrat und ehemalige Fraktionspräsident Roger Nordmann. Das politische Schwergewicht sitzt seit 2004 im Nationalrat und sucht aufgrund der «Sesselkleber-Regel» händeringend nach einem neuen Posten.

Roger Nordmann Alain Berset
SP-Nationalrat Roger Nordmann ist der einzige Romand im Rennen um die Nachfolge von Alain Berset. (Archivbild) - keystone

Der Energiepolitiker gilt als Brückenbauer und ist in Bundesbern bestens vernetzt. Sein geografischer Hintergrund könnte dem Lausanner jedoch in die Parade fahren: Mit Guy Parmelin und Elisabeth Baume-Schneider ist die französischsprachige Schweiz in der Landesregierung bereits bestens vertreten.

Beat Jans – Stadtbasler Regierungspräsident

Der Stadtbasler Regierungspräsident Beat Jans gilt zweifelsfrei als einer der Kronfavoriten im Rennen um die Nachfolge von Alain Berset: Seit 2021 amtet der Sozialdemokrat als Vorsteher des Präsidialdepartements des Kantons Basel-Stadt. Ausserdem war er zwischen 2010 und 2020 zehn Jahre lang im Nationalrat.

Seine Exekutiverfahrung und verhältnismässig gute Vernetzung in Bundesbern werden als Stärken gehandelt. Ferner gilt der Basler parteiintern zwar keineswegs als Abweichler, kann aber trotzdem auf Sympathien bis weit ins bürgerliche Lager zählen.

Beat Jans Alain Berset
Auch der Stadtbasler Regierungspräsident Beat Jans will von seiner SP auf den Wahlzettel geschrieben werden. (Archivbild) - keystone

Als Basler würde er überdies den jahrelangen Ruf nach einer Nordwestschweizer Vertretung im Bundesrat erfüllen: Seit 1973 war der Kanton Basel-Stadt nicht mehr in der Landesregierung vertreten. Dass er dabei auch noch eine urbane Region vertritt, spricht ebenfalls für Jans.

Jon Pult – Bündner Nationalrat

Der dreisprachige Bündner Nationalrat gilt als eines der grössten Polit-Talente der Sozialdemokratischen Partei. Ähnlich wie Jositsch gilt auch Pult als dossierfester Politiker und starker Rhetoriker. Der Verkehrspolitiker erlangte als Präsident der «Alpen-Initiative» schweizweite Bekanntheit und ist der mit Abstand jüngste Kandidat im Feld.

Jon Pult Alain Berset
Der bündner SP-Nationalrat Jon Pult ist der jüngste Kandidat im Feld: Auch er möchte Alain Berset im Bundesrat beerben. (Archivbild) - keystone

Gleichzeitig sitzt der 38-Jährige erst seit 2019 im Nationalrat und kann keinerlei Exekutiverfahrung vorweisen. Schliesslich schmälert auch Pults Herkunft seine Wahlchancen: Mit Eveline Widmer-Schlumpf sass erst kürzlich eine Bündnerin in der Landesregierung.

Matthias Aebischer – Berner Nationalrat

SP-Nationalrat Matthias Aebischer ist das wohl bekannteste Gesicht unter den Kandidierenden. Der ehemalige SRF-Moderator politisiert schon seit 2011 im Nationalrat, war vorher noch nie in der Politik aktiv. Aebischer arbeitete zudem kurz als Lehrer und war 14 Jahre lang Dozent an der Universität Freiburg.

Ein Exekutivamt hatte Aebischer noch nie inne. Für ihn stellt das aber kein Hindernis dar, denn er präsidiert mehrere Vereine und Stiftungen: Führungserfahrung habe er also.

Matthias Aebischer Alain Berset
SP-Nationalrat Matthias Aebischer ist das wohl bekannteste Gesicht im Kandidatenfeld: Der ehemalige SRF-Moderator möchte Bundesrat werden. (Archivbild) - keystone

Der Berner gilt nicht als Top-Favorit im Rennen um den Sitz von Alain Berset; ist doch schon ein Berner im Bundesrat. Für Matthias Aebischer wäre dies aber wohl die letzte Chance, noch ein bisschen in Bundesbern zu bleiben. Auch er wird die Amtszeitbeschränkung (16 Jahre) seiner Berner SP nach den nächsten vier Jahren erreichen.

Setzt SP auf Zweier- oder Dreierticket?

Alles deutet darauf hin, dass die SP ein Zweier- oder Dreierticket präsentieren wird – auf einschränkende Kriterien verzichtet die Partei. Aufgrund der aktuellen Zusammensetzung der Landesregierung dürften Deutschschweizer und Deutschschweizerinnen jedoch klar im Vorteil sein.

Wer soll die Nachfolge von Alain Berset im Bundesrat antreten?

Noch ist unklar, ob die GLP versuchen wird, den SP-Sitz anzugreifen. Die Grünen haben gestern Anspruch auf einen Sitz in der Landesregierung erhoben. Sie haben aber einen FDP-Sitz im Visier, wollen die SP nicht angreifen. Sie werden ihren Kandidaten oder ihre Kandidatin in zwei Wochen vorstellen.

Nach der deutlichen Wahlniederlage beider Parteien scheinen allfällige Kampf-Kandidaturen allerdings chancenlos.

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