«Arena» – GLP-Hässig: Mehr investieren, damit nicht krank werden
In der «Arena» fordert GLP-Hässig mehr Gesundheitsförderung, während SVP-Gutjahr beklagt, dass die Leute zu schnell und wegen nichts zum Arzt rennen.

Das Wichtigste in Kürze
- In der Prämien-«Arena» fordert GLP-Hässig mehr Investitionen in die Gesundheitsprävention.
- SP-Meyer will weg von der Kopfprämie, hin zu einer sozialeren Finanzierung.
- Und SVP-Gutjahr will den massiven Leistungsausbau stoppen, um Kosten zu dämpfen.
Am Dienstag verkündete Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider das Unvermeidliche: Auch nächstes Jahr steigen die Krankenkassen-Prämien, dieses Mal um durchschnittlich 4,4 Prozent. Grund also für die «SRF Arena», die Gretchenfrage zu stellen: Welche Massnahmen können helfen, den Kostenanstieg zu bremsen?
Gleich zu Beginn sagt Lukas Engelberger, Direktor der Gesundheitsdirektorenkonferenz, dass die Kosten weiter steigen würden. Man befinde sich in einer Phase, in der die Menschen immer älter werden. Dadurch würden sie mehr und bessere Dienstleistungen in Anspruch nehmen. «Wir müssen das als Teil der Hochleistungsgesellschaft akzeptieren.»

Auch SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr will der Bevölkerung «reinen Wein einschenken: Wir können die Kosten nicht senken, sondern nur bremsen». Denn die Leistungen würden immer weiter ausgebaut – und die Leute beanspruchten das auch.
Um die Kosten zu dämpfen, will sie deshalb den «massiven Leistungsausbau» stoppen. Sie sehe es in ihrem Betrieb, dass die Leute extrem schnell und wegen nichts zum Arzt rennen. «Wenn jemand am Morgen bisschen Halsweh hat, geht er am Nachmittag zum Arzt.» Wegen solcher Sachen sollte man zuerst zum Hausarzt oder in die Apotheke.

Mattea Meyer, Co-Präsidentin der SP, warnt, dass das bloss Anekdoten seien. «Studien zeigen, dass Personen in der Schweiz nicht mehr zum Arzt gehen als im Ausland.» Viele Untersuchungen zeigten auch, dass 20 Prozent der Menschen wegen möglicher Folgekosten nicht zum Arzt gingen, obwohl es nötig wäre. «Im Nachhinein wird das aber noch teurer.»
Gutjahr entgegnet: «Ich muss keine Studien lesen, wenn ich es im Alltag erlebe.» In ihrem Betrieb arbeiteten rund 100 Personen. Deshalb gehe sie davon aus, dass es auch andernorts gleich sei.
«Arena»: GLP-Hässig will nicht nur Symptome lindern
Patrick Hässig, GLP-Nationalrat und Pflegefachmann, sieht es im Alltag, dass viele Leute bereits mit Kleinigkeiten in den Notfall gingen. «Wir müssen schauen, dass sie zuerst den Hausarzt, eine Apotheke oder einen telemedizinischen Dienst konsultieren.»
Er will bei der Prämienfrage nicht nur Symptome lindern, sondern die Ursachen bekämpfen: «Bei der Prävention und der Gesundheitsförderung gibt es viel Luft nach oben. Wir müssen mehr investieren, damit wir gar nicht erst krank werden.»
Während der Pandemie habe der Bund eine grosse nationale Präventionskampagne geführt. Das letzte Mal zuvor habe er in den 90er-Jahren mit der Aids-Kampagne etwas Ähnliches getan.

Engelberger wirft ein, dass der Bund bei den beiden genannten Beispielen unter grossem Druck stand, eine neue Botschaft zu platzieren. Aktuell sei dies nicht der Fall, sagt er und warnt, dass die Menschen ermüden könnten, wenn sie dauerhaft beschallt würden. Zudem gebe es nationale Präventionskampagnen, beispielsweise die «Wie geht's dir?»-Kampagne zur psychischen Gesundheit.
Doch auch der Kantonsvertreter der Mitte-Partei sagt, dass man mehr investieren könnte. «Es gibt noch Luft nach oben, wir können hör- und sichtbarer werden.»
«Arena»: SP-Meyer will weg von der Kopfprämie
Mattea Meyer klagt, dass die Prämien in den letzten Jahren regelrecht «explodiert» seien. Sie hätten sich verdreifacht, die Löhne hingegen nicht. «Für viele Menschen bis weit in den Mittelstand ist das nicht verkraftbar.» Deshalb fordert sie eine sozialere Finanzierung.
Das aktuelle System mit den Kopfprämien sei «unsozial». Unabhängig vom Einkommen müssen alle die gleiche Prämie bezahlen. Die SP arbeitet deshalb an einer Initiative, um das zu ändern: Bis zu 85 Prozent der Bevölkerung sollten einen Prämienrabatt erhalten, Reiche dafür einen Aufschlag bezahlen.
Der Initiativtext ist noch nicht öffentlich, die Teilnehmer der «Arena» äussern sich dann auch erst vorsichtig kritisch. Engelberger sagt, durch die Prämienverbilligung gebe es bereits einen sozialen Ausgleich. «Mir liegt es näher, dieses System zu stärken.»
Diana Gutjahr verweist auf eine Studie, die besagt, dass ein Grossteil der Schweizer hinter der Kopfprämie steht. Und wenn man die Steuern miteinrechne, habe man bereits heute eine «indirekt einkommensabhängige Prämie».