Patrick Hässig: Unsere Spitallandschaft gleicht einem Flickenteppich

Patrick Hässig
Patrick Hässig

Zürich,

«Behandlungen in den Spitälern gilt es dorthin zu legen, wo sie in der nötigen Qualität erbracht werden können», schreibt Kolumnist Patrick Hässig.

Spital
Jeder Kanton wolle sein eigenes Spital mit möglichst allen Leistungen, schreibt Patrick Hässig. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • GLP-Nationalrat Patrick Hässig schreibt regelmässig Kolumnen auf Nau.ch.
  • In Zürich arbeitet Hässig als diplomierter Pflegefachmann HF auf einem Kindernotfall.
  • Heute schreibt er über die Probleme in der Schweizer Spitallandschaft.

Die Schweizer Spitallandschaft gleicht einem Flickenteppich. Jeder Kanton will sein eigenes Spital mit möglichst allen Leistungen – koste es, was es wolle.

Das Resultat sind Doppelspurigkeiten, ein überhitzter Personalbedarf und steigende Kosten. Das Unschönste daran ist, dass die Qualität leidet.

Morgen Mittwoch debattieren wir im Nationalrat, ob wir den Kantonen endlich Beine machen sollten, was eine interkantonale Spitalplanung angeht.

Meiner Meinung nach ist die Antwort klar: Ja.

Es braucht Zusammenarbeit über Kantonsgrenzen hinaus

Die Spitalplanung ist Sache der Kantone. Aber: Ohne Zusammenarbeit über die Kantonsgrenzen hinaus bleiben wir im Klein-Klein stecken.

Im Bereich der hoch spezialisierten Medizin funktioniert dies längst. Warum also nicht auch darüber hinaus?

Denn die entscheidende Frage lautet nicht: Wie viele Spitäler haben wir? Sondern: Wer macht was? Und mit welcher Qualität?

Und hier wird es brisant. Was sagen Sie zu Schlagzeilen wie: «Wenn ein Spital nur eine einzige Knieprothese pro Jahr einsetzt»? Oder was denken Sie, wenn Sie hören, dass 46 Spitäler die Mindestfallzahl für Wirbelsäuleneingriffe nicht erreichen?

Oder dass nur neun Häuser in der ganzen Schweiz die Anforderungen für Nervenoperationen erfüllen, während 44 Spitäler trotzdem solche Eingriffe machen?

Patrick Hässig Schweizer Armee
Patrick Hässig sitzt seit 2023 für die GLP im Nationalrat. Er schreibt auf Nau.ch regelmässig Kolumnen. - zVg

Eine unbequeme Wahrheit

Anstatt sich zu spezialisieren, wollen auch kleine Spitäler in den Kantonen sehr oft eine breite Palette an Leistungen anbieten.

Die Wahrheit ist unbequem. Je kleiner die Fallzahlen, desto grösser die Risiken. Denn: Medizinische Qualität braucht Routine. Die zersplitterte Spitalpolitik verhindert aber genau das.

Darum ist dieser Entscheid nun bei uns im Nationalrat nicht nur ein politisches Signal, sondern eine Frage der Patientensicherheit.

Es geht nicht um den Selbsterhalt der Kantone

Es geht darum, Behandlungen dorthin zu legen, wo sie in der nötigen Qualität erbracht werden können.

Die Chance liegt jetzt auf dem Tisch: Entweder die Kantone stellen ihre Besitzstandswahrung zurück. Oder der Bund muss eingreifen.

Denn das Gesundheitssystem ist nicht zum Selbsterhalt der Kantone da, sondern für die Menschen, die darauf angewiesen sind.

Zur Person: Patrick Hässig (46) sitzt seit 2023 für die GLP im Nationalrat. Er ist Mitglied der Kommission für Soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK) des Nationalrates. Er ist wohnhaft in der Stadt Zürich und arbeitet als diplomierter Pflegefachmann HF auf einem Kindernotfall. Für Nau.ch schreibt er regelmässig Kolumnen.

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Kommentare

User #4907 (nicht angemeldet)

Früher, als man noch nicht so mobil war wie heute, waren die vielen Regionalspitäler gerechtfertigt. Heute sind alle mobiler und vor jedem Haus stehen mehrere Autos. Von daher könnte man gut nur noch eine handvoll Kompetenzspitäler betreiben. Gerade in der Zentralscheiz gibt es an jeder Ecke ein Spital mit dem ganzen Leistungskatalog. Da wären Einsparungen möglich.

User #4893 (nicht angemeldet)

Ich bin vom Metier und möchte aus diesem Grunde einen fundierten Kommentar beifügen. Das Problem der Mindestzahlen geistert schon zu lange rum und keiner will damit etwas anfangen. Weniger Operationen von der gleichen Person ausgeführt oder zum mindesten von erster Hand assistiert ergeben vorzügliche Resultate, noch besser sind die Resultate, wenn ‚Lernende‘ sich mit Simulation und mentalem Training (wie Sportler) vorbereitet, dann gings noch besser. Dort liegt der Hase begraben. Vor Zeiten wurde am Patienten geübt, heute besser nicht mehr, so müsste die Ausbildung besser organisiert werden, denn das Verständnis ist nicht mehr das Gleiche. Wer Komplikationen hat, sollte andern das Messer überlassen, das nennt man Fehlerkultur. Und nicht zuletzt braucht nicht jeder Adipöse eine Magenbypassoperation oder eine Knieprothese, bevor nicht eigene Anstrengungen unternommen wurden. Dieser Kommentar wird nicht jedem gefallen…. Trotzdem, ernst nehmen!

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