Plus-Size-Ende? Darum sind die Dünnen zurück bei Victoria’s Secret

Aline Klötzli
Aline Klötzli

USA,

Nach der diesjährigen Modenschau von Victoria's Secret könnte man meinen, der Plus-Size-Trend ist Schnee von gestern. Doch Experten widersprechen.

Victoria's Secret
Die Modenschau von Victoria's Secret beherrscht derzeit die sozialen Medien. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Victoria's Secret setzt bei der jüngsten Modenschau wieder vermehrt auf dünne Models.
  • Experten betonen allerdings, dass der Plus-Size-Trend keineswegs zu Ende ist.
  • Die Modebranche sucht ein neues Gleichgewicht zwischen Diversität und Tradition.

Victoria's Secret hat seine Engel wieder auf den Laufsteg geschickt. Vergangene Woche fand in New York die diesjährige Fashion Show der Unterwäsche-Marke statt. Auf Social Media wimmelt es seither nur so von Bildern und Videoausschnitten der Modenschau.

Und dabei sticht eines sofort ins Auge: Mehrheitlich dünne Models stöckelten für das Label über den Catwalk.

Schluss mit Plus Size?

Zwar waren Plus Size oder Curvy Models wie Ashley Graham und Devyn Garcia mit dabei. Aber ansonsten schien die Dessous-Marke vor allem auf Models wie Irina Shayk, Adriana Lima und Candice Swanepoel zu setzen. Also genau die Models, die schon vor Jahren bei Victoria's Secret zu sehen waren.

Zur Erinnerung: In Vergangenheit stand das Label wegen unrealistischen Schönheitsstandards und mangelnder Inklusivität in der Kritik. Die Modenschau von Victoria's Secret fand im letzten Jahr nach einer langen Pause erstmals wieder statt.

Nebst Models buchte Victoria's Secret für die diesjährige Modenschau auch Stars. So liefen etwa die Sängerin Karol G oder die Basketballspielerin Angel Reese über den Laufsteg.

Model Jasmine Tookes, die derzeit im neunten Monat schwanger, zeigte sich zudem mit Babybauch auf dem Catwalk.

Branche versucht neues Gleichgewicht zu finden

Dennoch stellt sich nach der diesjährigen Victoria's Secret Modenschau die Frage: Ist in der Modewelt etwa schon wieder Schluss mit Plus Size?

Nein, sagt Jan Hayek, CEO der Zürcher Modelagentur Fotogen, auf Anfrage von Nau.ch.

«Viele Kampagnen, Castings und Laufstege zeigen weiterhin eine grosse Bandbreite an Körperformen und Persönlichkeiten.»

Allerdings würden Marken wieder vermehrt auf ein schlankes, stark trainiertes Erscheinungsbild setzen.

Auch Victoria's Secret schien nach den Diversitäts-Statements der letzten Jahre wieder stärker auf traditionelle Schönheitsideale gesetzt zu haben, so Hayek.

Aus seiner Sicht handelt sich allerdings weniger um ein Comeback der dünnen Models. Sondern vielmehr um eine «Rückbesinnung auf das, was viele Marken derzeit als ‹Luxury Aesthetic› oder ‹High Fashion Body› positionieren».

Hayek erklärt: «Das Modebild ist zyklisch – nach Jahren, in denen Diversität und Inklusivität im Vordergrund standen, versucht die Branche nun, zwischen künstlerischem Anspruch, Markenidentität und gesellschaftlichen Erwartungen ein neues Gleichgewicht zu finden.»

Lässt du dich von Schönheitsidealen unter Druck sezten?

Dass Marken wieder vermehrt auf ein schlankes Erscheinungsbild setzen, sehe man als Agentur mit gemischten Gefühlen. «Einerseits ist Vielfalt nach wie vor ein zentraler Wert in der Modebranche. Andererseits zeigt sich, dass gesellschaftliche Schönheitsideale weiterhin stark schwanken. Wichtig ist, dass Models sich in ihrem Körper wohlfühlen und gesund sind – unabhängig von der Grösse», betont Hayek.

Der «Gazellen-Look» ist noch immer gefragt

Dass sich die Modewelt über die Jahre hinweg verändert hat, das sieht auch Ursula Knecht so. Früher habe es auf dem Catwalk keine Plus-Size-Models gegeben, sagt die Direktorin der Zürcher Agentur Option. Das ist heute zwar anders.

Aber: Es werde nie passieren, dass die Plus-Size-Models auf dem Laufsteg stärker vertreten sein werden als herkömmliche Models. Jedenfalls nicht in der High-Fashion-Welt. «Das ist nicht das, was die Designer wollen», erklärt Knecht.

Das sehe man auch bei einigen der grössten Modelagenturen in New York oder Paris. Unter den 200 Models mit den typischen Modelmassen befinden sich nur sehr wenige Plus-Size-Models, sagt die Model-Chefin.

Bei Designern seien noch immer Frauen beliebt, die von Natur aus schlank sind. Eine schmale Hüfte, fein gegliedert und ein graziler Knochenbau: Gerade in der High-Fashion-Welt sei der «Gazellen-Look» nach wie vor sehr beliebt.

Denn es sei die Kleidung, die schlussendlich im Vordergrund stehen soll, so Knecht weiter.

Auf die Zentimeter kommt es an – nicht das Gewicht

Was viele ebenfalls verwechseln: Bei den Models komme es nicht auf das Gewicht an, sondern auf die Zentimeter. Bei High Fashion sollte der Hüftumfang bestenfalls unter 90 Zentimeter sein, erklärt die Model-Chefin.

Doch auch die Grösse ist noch immer wichtig. Sogenannte «Petite Models» wie beispielsweise Kate Moss seien nämlich nur die Ausnahme, meint Knecht. Idealerweise sollte ein Model zwischen 1,77 bis 1,81 Zentimeter gross sein.

«Dünne Models waren nie wirklich verschwunden»

Auch Melke Cetin, Gründer und CEO der the-models GmbH, sagt auf Anfrage: «Dünne Models waren nie wirklich verschwunden. Wir leben nach wie vor in einer Gesellschaft, in der – insbesondere durch Social Media – das äussere Erscheinungsbild eine grosse Rolle spielt und stark bewertet wird.»

Der Plus-Size-Trend sei aber nicht vorbei, sondern entwickle sich weiter hin zu mehr Diversität und Individualität. Auch wenn dieser Trend aktuell etwas an Dynamik verliere. Cetin meint: «Der Fokus liegt heute weniger auf bestimmten Körperformen, sondern stärker auf Authentizität, Vielfalt und der Persönlichkeit der Models.»

Seiner Meinung nach habe Victoria's Secret die Erwartungen der diesjährigen Fashion Show mehr als erfüllt. Das Echo im Anschluss fiel durchwegs positiv aus. «Auch wenn sich manche noch ein breiteres Spektrum an Vielfalt gewünscht hätten.»

Kommentare

User #1207 (nicht angemeldet)

Woke entsprechen oft nicht den gesellschaftlichen Schönheitsidealen.

User #4220 (nicht angemeldet)

.. Man muss selber schon auch sehr gut sein, damt die Grossen Dünnen auf einen aufmerksam werden ..

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