Happige Vorwürfe gegen die SRF-Auswanderer-Serie «Auf und davon». Lassen die Macher arme Kinder hungern?
Szenen aus «Auf und davon» - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Familie Tokay zog vom Bodensee in die Nähe von Kapstadt (Südafrika).
  • Die Thurgauer leben dort mit ihren beiden Kindern in einem Einfamilienhaus.
  • Jetzt formiert sich heftige Kritik gegen die Familie und die SRF-Sendung.

Sie hatten es gut gemeint. Jetzt formiert sich gegen die Thurgauer Auswanderer-Familie Tokay heftige Kritik. Vater Tibor (50), Mutter Doris (45) und ihre zwei Kinder Annikki (11) und Miika (7) sind vom Bodensee in die Nähe von Kapstadt ausgewandert.

Dort können sich die ausgebildete Sozialarbeiterin und ihr Mann, der einen süfafrikanischen Pass besitzt, eine schöne Villa und Privatschule leisten.

Doch das Paar will auch etwas zurückgeben, hilft darum bei den Vorbereitungen eines Begegnungsfestes für Schwarze und Weisse. Mutter Doris sprayt Transparente, malt und bastelt mit den schwarzen Kindern aus den Armenvierteln.

Die Weissen kriegen Spaghetti, die Schwarzen müssen hungern

Dann der Riss: Während die wohlhabenden, weissen Kinder in ihrer Villa Tomaten-Spaghetti kriegen, gehen die Armen leer aus. Denn die Organisatoren des Festes haben für Essen kein Budget bereitgestellt.

Für Mutter Doris untragbar. «Ich weiss, die Kinder kriegen daheim nicht viel zu essen», sagt sie aufgewühlt in die SRF-Kamera. Vor allem, weil die Kleinen einen weiten Weg ans Fest auf sich nahmen. «Nach zwei Stunden laufen muss man ihnen doch etwas geben, sie müssen ja dann wieder zurücklaufen.»

Doch die armen Kleinen kriegen nichts. Geld zum Essen kaufen an einem der leckeren Stände im Dorf haben sie nicht. Doris fühlt sich hilflos. «Wenn ich einem etwas gebe, gibt es Streit mit den anderen Kindern. Und ich habe auch nichts bei mir.»

Der Kommentar der SRF-Sprecherin zum Schluss: «In Südafrika laufen die Dinge anders.»

Familie Tokay ist vom Bodensee in die Nähe von Kapstadt gezogen. - SRF

Zuschauer kritisieren heftig

Der Beitrag sorgt bei vielen Zuschauern für rote Köpfe. Am Montagabend macht ein Wut-Post des pensionierten Lehrers Feri Kolb die Runde, wird x-fach geteilt.

Er kritisiert vor allem SRF: «Ich finde es stossend, dass so etwas unreflektiert an einem öffentlich rechtlichen Schweizer Sender ausgestrahlt wird! Zumindest hätte ich erwartet, dass das Filmteam spontan etwas Geld in die Hand genommen hätte, um diese Kinder vor ihrem zweistündigen Heimweg zu verpflegen!»

Auch die Familie Tokay habe versagt. «Zweifelsohne hat diese Familie viel Goodwill gezeigt, aber leider bezüglich des Festes gravierende, unverzeihliche Entscheidungen getroffen», schriebt er weiter.

SRF-Team griff nicht ein

SRF lässt die Kritik nicht gelten. Das Thema, dass die Kinder nach dem Umzug von der Organisation nichts zu essen bekommen würden, sei «in verschiedenen Szenen kritisch diskutiert» worden, heisst es auf Anfrage von Nau.

«Es ist mehrfach deutlich zu sehen, dass dieser Umstand Familie Tokay ganz und gar nicht leicht fällt. Trotz dem Wunsch zu helfen, bleibt eine gewisse Ohnmacht – was der Zuschauer auch spürt.»

Man wolle die Realität so zeigen, wie sie eben sei. «Das ‹DOK›-Team vor Ort hat während dem Dreh nicht beschönigend eingegriffen, nur um für die Sendung eine schönere Geschichte zu zeigen.»

Doch: Im TV wurde nicht alles gezeigt. «Das SRF-Team hat zusammen mit den Tokays dafür gesorgt, dass die Kinder etwas zu essen bekommen haben», versichert der Sender gegenüber Nau.

Darum gabs Spaghetti für die Weissen

Dass die weissen Kinder Spaghetti kriegen, während die schwarzen hungern, stimme so nicht. Offenbar handelt es sich um einen ungünstigen Film-Schnitt. «Familie Tokay hatte in einer anderen Szene mit Freunden zu Hause Spaghetti gegessen. Das waren Freunde, die dort zu Besuch waren zu einem ganz normalen Mittagsessen.» Mit dem Fest habe sie Szene nichts zu tun.

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