SRF «Rundschau»-Team war bei Mazedonier-Drohungen ungeschützt
Journalisten der «Rundschau» werden während Dreharbeiten massiv bedroht. Für SRF ist die Gefahr aber «gering».
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Das Wichtigste in Kürze
- Während den Dreharbeiten zu einem «Rundschau»-Beitrag wurden SRF-Journalisten bedroht.
- Ein Mazedonier-Clan drohte, die Ausrüstung des Teams zu zerstören.
- Personenschutz erhielten die Journalisten während des Drehs nicht.
Ein «Rundschau»-Beitrag über einen Mazedonier-Clan in Bern sorgte für Furore. Seit Jahren macht sich der Clan laut Fremdenpolizei mit illegalen Methoden breit. Regelmässig gehen Firmen Konkurs, Lohnzahlungen bleiben aus.

Das SRF berichtete vor einer Woche darüber. Und zeigte auch Szenen, die manch einem Zuschauer Gänsehaut gegeben haben durften. Das Team spürt den Clankopf H.E. zu Hause auf - es kommt zum Eklat.
Vor der Kamera reden will H.E. nicht. Als die Journalisten seinen Wohnblock verlassen wollen, passt er ihnen aber ab.

«Meine Familie. Da kommt keiner ran. Nicht SRF, oder irgendein Nu***ensohn», schreit H.E. das Zweierteam an. Und holt Verstärkung. Die Mazedonier verlangen, man solle das Filmmaterial herausrücken. Es ist eine Drohung.
Zwei Männer stellen den Reporter und seinen Kameramann zur Rede. «Wer hat Sie geschickt?», fragen sie in gebrochenem Deutsch. Clanchef H.E. stellt sich vor den Reporter. «Woher weisst du von meinem Konkurs?»

Journalisten des SRF massiv bedroht
Plötzlich stehen zwei weitere Männer da. Die Lage scheint zu eskalieren. H.E. lässt erst von den SRF-Journalisten ab, als ihn sein Anwalt telefonisch dazu auffordert.
«Er muss alles löschen, oder ich mache den ganzen Sch****dr*ck hier kaputt», sagt er ins Telefon. Dem Journalisten droht er: «Ich bin ganz klein. Aber ich werde ganz gross für jeden.»

Der SRF-Sprecher sagt aus dem Off: «Die Drohung gegen das Rundschau-Team ist unmissverständlich.»
Trotzdem waren die Journalisten bei der Recherche ohne Personenschutz im Einsatz. Man habe das «Risiko einer heiklen Konfrontation abgeschätzt», sagt Mediensprecher Stefan Wyss zu Nau.ch. «Dieses wurde aber als gering eingestuft.»
Journalisten machen vor Dreharbeiten Risikoanalysen
Wyss erklärt: «SRF-Journalistinnen und -Journalisten werden geschult im Hinblick auf Ausseneinsätze mit Gefahrenpotenzial. Daher machen sie vor solchen Einsätzen entsprechende Risikoanalysen.»

Ergibt eine vorgängige Analyse ein erhöhtes Risiko und entscheidet die Redaktion aus publizistischen Gründen, die Reportage doch zu machen, «dann ist Personenschutz eine Option und wird bei SRF auch regelmässig in Anspruch genommen.»
Wichtig sei, dass die Redaktorinnen und Redaktoren bei Recherchen den Protagonisten ihren Job als Journalisten erklären, nämlich offene Fragen zu klären.
Personenschutz erhielten die Journalisten derweil etwa an Anti-WEF-Demonstrationen.