Telekom-Experte erklärt Situation der Swisscom
Die Swisscom steht einmal mehr im Fokus der Weko. Der Vorwurf: Der Branchenprimus habe ihre Marktposition missbraucht. Telekom-Experte Beyeler klärt auf.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Weko hat erneut eine Untersuchung gegen Swisscom eröffnet.
- Der Vorwurf: Der Telekom-Riese habe seine Marktposition missbraucht.
- Telekom-Experte erklärt, wie schwer es die Swisscom hat.
Die Swisscom ist erneut in den Fokus der Wettbewerbskommission (Weko) geraten. Grund dafür sind Anhaltspunkte, dass der Telekom-Riese seine Marktposition im Bereich Breitbandanbindungen missbraucht hat.
Gemäss Weko verlangt Swisscom bei verschiedenen Ausschreibungen von Projekten zur Vernetzung von Unternehmensstandorten mutmasslich zu hohe Preise. Dadurch könnten Konkurrenten, die auf die Netzwerkinfrastruktur der Swisscom angewiesen sind, bei entsprechenden Projekten keine konkurrenzfähigen Angebote einreichen.
Nicht die erste Weko-Untersuchung
Für Telekom-Experte Ralf Beyeler ist der jüngste Fall aber keine Überraschung – im Gegenteil: «Die Wettbewerbskommission hat bereits zahlreiche Untersuchungen gegen Swisscom geführt.» Im Jahr 2015 wurde sogar über einen sehr ähnlichen Sachverhalt sanktioniert. Die Swisscom hatte damals bei der Vernetzung der Sunrise-Poststellen zu hohe Preise für die Benutzung ihrer Leistungen verlangt.

Die Wettbewerbshüter kamen ebenfalls zum Schluss, dass der Branchenprimus ihre marktbeherrschende Stellung bei den Breitbandanschlüssen missbraucht habe. Dies akzeptierte die Swisscom aber nicht und reichte Rekurs ein. Bis heute ist der Post-Fall vor dem Bundesverwaltungsgericht hängig.
Swisscom ist in einer Zwickmühle
«Für Swisscom ist die Situation nicht einfach», erklärt Beyeler. Einerseits müsse das Berner Unternehmen bestimmte Dienstleistungen zu regulierten Konditionen der Konkurrenz anbieten. Auf der anderen Seite stehe die Swisscom aber auch in Konkurrenz zu diesen Firmen.
«Es erscheint deshalb logisch, dass Swisscom versucht, die Preise möglichst hochzuhalten», fügt der Telekom-Experte von moneynet.ch hinzu. So könne die Swisscom die Einnahmen erhöhen und die Konkurrenz habe höhere Einstandspreise. «Der Preisdruck auf die Swisscom wird damit geringer.»

Doch warum entsteht überhaupt dieser Konflikt? «Das Hauptproblem ist ein politisches Thema», so Beyeler. «Der Bund hätte die Swisscom vor der Liberalisierung aufsplitten müssen: In eine Gesellschaft, die ausschliesslich die Infrastruktur betreibt und in eine Gesellschaft, die die Endkunden bedient.» Dass dies der Bund versäumt hat, räche sich nun seit 22 Jahren.
Ob es dieses Mal zu einer Verurteilung kommen wird, ist zum aktuellen Zeitpunkt schwierig zu sagen. Sicher ist nur: Es dürfte Jahre dauern. Denn: «In der Regel zieht Swisscom eine solche Entscheidung während vielen Jahren über alle Instanzen weiter», erklärt Beyeler. «Und in dieser Zeit kann die Swisscom den Markt behindern.»