So tickt der neue Nestlé-Chef: «Dogmen halten mich nicht zurück»
Der Schweizer Philipp Navratil kündigte bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als Nestlé-Chef einen Mentalitätswechsel und einen neuen Kommunikationsstil an.

Der Schweizer Philipp Navratil hat bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als neuer Nestlé-Chef einen Mentalitätswechsel für den Nahrungsmittelriesen angekündigt. Der Auftritt des 49-Jährigen verspricht zudem einen ganz neuen Kommunikationsstil.
«Ich gehe die Dinge mit einem frischen Blick an – alte Dogmen halten mich nicht zurück. Von mir können Sie Transparenz und Verantwortungsbewusstsein erwarten», sagte Navratil in einer Telefonkonferenz mit Analysten am Donnerstag.
Als neuer Chef des Weltkonzerns mit 277'000 Mitarbeitenden machte er klar: Er setzt vor allem auf Tempo, Leistung und Offenheit. «Wir müssen uns schneller bewegen und Wettbewerb zurückbringen, und auch wieder mehr Liebe für unsere Produkte entwickeln.»
Navratil stellte sich in einem fast 13-minütigen Video erstmals selber ausführlich vor – als Manager mit klaren Prinzipien und persönlicher Bodenhaftung. Der ehemalige Nespresso-Chef, der in Zürich aufwuchs und seit fast 25 Jahren für Nestlé arbeitet, betont eine Führungsphilosophie, die auf Tempo, Leistungsorientierung und Transparenz setzt. Alte Denkmuster wolle er hinter sich lassen und den Wettbewerbsgeist im Unternehmen neu entfachen.
Navratil fordert Mut, Schnelligkeit und klare Verantwortung
Seine Schlagworte sind etwa «Schnelligkeit vor Perfektion» und «Mut vor Bequemlichkeit». Im Unternehmen Marktanteilsverluste zu akzeptieren, komme für ihn nicht infrage. Entscheidungen sollen künftig stärker datenbasiert und Prioritäten klar gesetzt werden. Navratil fordert von seinen Führungskräften Verantwortung und Verbindlichkeit und will eine Kultur schaffen, die messbare Leistung sichtbar belohnt.
Auch persönlich zeigte sich der Manager nahbar: Er stammt gemäss eigenen Worten aus einer schweizerisch-österreichisch-italienischen Familie, ist mit einer Spanierin verheiratet, Vater von zwei Teenagern und Hundebesitzer. Er sei ein «echter Schweizer»: In seiner Freizeit zieht es ihn in die Berge, «im Winter wie im Sommer».
Navratil begann seine Nestlé-Karriere 2001 als interner Auditor und übernahm danach Führungsaufgaben in Lateinamerika sowie im Kaffeegeschäft in Mexiko. Später leitete er die globale Coffee Strategic Business Unit und wurde 2024 CEO von Nespresso. Seit September 2025 führt der gebürtige Zürcher den gesamten Nestlé-Konzern als CEO. Sein Vorgänger Laurent Freixe war nach nur einem Jahr im Amt wegen einer verheimlichten Liebesbeziehung mit einer Direktunterstellten per sofort gefeuert worden.
Bis heute, sagte Navratil, halte ihn bei Nestlé «die Mischung aus Menschen, Marken und Lernmöglichkeiten».