Neuer Nestlé-Chef erfreut mit markigem Einstand die Anleger

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Vevey,

Philipp Navratil hat bei seinem ersten grossen Auftritt nach sechs Wochen als neuer Nestlé-Chef einen entschlossenen Eindruck hinterlassen.

nestle aktie Philipp Navratil
Philipp Navratil pusht mit seinem ersten Auftritt die Nestlé-Aktie nach oben. - keystone

Neuer Nestlé-Chef Navratil versprach mehr Wachstum sowie Tempo und verordnete dem Nahrungsmittelriesen ein Sparprogramm über 16'000 Jobs. Die Börse reagierte mit einem Kursfeuerwerk.

Navratil profitierte bei seinem Auftritt von guten Geschäftszahlen. Das dritte Quartal war das beste seit fast zwei Jahren, auch wenn die Zahlen noch voll in die Verantwortung von Navratils Vorgänger Laurent Freixe fielen.

Der Hersteller von Nespresso-Kaffee, Kitkat-Schokoladenriegeln und Purina-Tierfutter erzielte von Juli bis September ein organisches Wachstum von 4,3 Prozent nach 3,0 Prozent im Vorquartal. Das Wachstum resultierte nicht mehr nur aus Preiserhöhungen. Denn das Mengenwachstum drehte wieder ins Plus und erreichte 1,5 Prozent – ein Wert, der die Analystenerwartungen deutlich übertraf.

Der Umsatz ging in den ersten neun Monaten um 1,9 Prozent auf 65,9 Milliarden Franken zurück. Ohne Wechselkurseffekte wäre er aber gestiegen. Der Konzern bekräftigte dabei, seine für 2025 gesteckten Ziele bis Ende Jahr zu erreichen.

Besonders stark entwickelten sich Kaffee und Süsswaren mit Wachstumsraten von 9,7 respektive 7,1 Prozent. Schwächer verlief das Geschäft mit Heimtierprodukten und Wasser, während die Gesundheitssparte leichte Fortschritte zeigte.

Neben den Zahlen kündigte Navratil ein verschärftes Sparprogramm an. Erstmals nannte er auch Zahlen zum globalen Stellenabbau. Nestlé will künftig auf rund 6 Prozent der Belegschaft verzichten.

In den kommenden zwei Jahren sollen von den rund 277'000 Stellen 16'000 Arbeitsplätze gestrichen werden, davon etwa 12'000 Bürostellen. Auch die Schweiz als Hauptsitz ist davon betroffen, wie Navratil sagte. In welchem Umfang, sagte er noch nicht.

Ziel ist es, jährlich eine Milliarde Franken einzusparen und die Gesamteinsparungen bis 2027 auf um eine halbe Milliarde auf 3 Milliarden Franken zu erhöhen. Die Restrukturierungskosten bezifferte der Konzern auf rund 2 Milliarden Franken. Navratil betonte, die Massnahmen seien «schwierig, aber notwendig», um die Effizienz zu steigern und den Konzern agiler zu machen.

Nestlé-Aktie steigt zeitweise um neun Prozent

An der Börse sorgte das für Begeisterung: Die Nestlé-Aktie stieg zeitweise um knapp neun Prozent – der grösste Tagesgewinn seit der Finanzkrise. Analysten sprachen von einem «wichtigen Erfolg» und von «zusätzlichem Treibstoff für die Trendwende».

Die Nestlé-Aktie hatte dieses Jahr keinen einfachen Stand. Zwar legte sie zum Jahresanfang stark zu und war lange SMI-Gewinner, doch schon bald war die Luft wieder draussen und nach durchzogenen Halbjahreszahlen sackte der Kurs gar unter 70 Franken ab.

Anleger zweifelten, ob sich die erhoffte Wende einstellen würde. Ob es der neue CEO mit den Neunmonatszahlen und den ersten strategischen Ankündigungen geschafft hat, eine nachhaltige Aufbruchsstimmung bei Investorinnen und Investoren zu verbreiten, muss sich noch zeigen.

Neben der Kostenbremse setzte der neue CEO vier zentrale Prioritäten: Erstens wolle Nestlé das reale Mengenwachstum als Hauptziel verfolgen. Zweitens soll die Innovationskraft gezielt gestärkt werden – etwa mit neuen Produktideen wie Menüs für Heissluftfritteusen oder kaltem Kaffee.

Drittens soll die Leistungskultur im Konzern neu verankert werden. «Es ist keine Option mehr, den Verlust von Marktanteilen hinzunehmen – diese Denkweise muss sich ändern», sagte Navratil. Viertens kündigte er an, Entscheidungen künftig stärker datenbasiert zu treffen und Verantwortlichkeiten klarer zu definieren.

Der 49-jährige Zürcher sprach in einem 13-minütigen Vorstellungsvideo von einem «frischen Blick» und machte deutlich, dass er alte Dogmen hinter sich lassen wolle. Seine Führungsmaximen lauten unter anderem «Schnelligkeit vor Perfektion» und «Mut vor Bequemlichkeit». Er forderte mehr Ambition bei Innovationen, mehr Transparenz im Management und eine Kultur, die messbare Leistung sichtbar belohnt.

Navratil, der seit 25 Jahren im Konzern tätig ist und zuletzt Nespresso leitete, gilt als bodenständiger Pragmatiker mit Schweizer Wurzeln und internationaler Erfahrung.

Trotz des harten Sparkurses versprach Navratil auch Kontinuität bei der Dividendenpolitik – in den vergangenen 30 Jahren stieg die Ausschüttung pro Aktie jährlich – und sorgte damit für Beruhigung in der Investorenschaft. Bekanntlich sind fast alle Schweizerinnen und Schweizer zumindest über ihre Pensionskasse in Nestlé-Aktien investiert. Eine weitere Steigerung der Dividenden soll unter anderem dank kontinuierlich mehr freiem Cashflow möglich werden.

Kommentare

User #3696 (nicht angemeldet)

Ein Sparprogramm über 16'000 Jobs? Die Börse reagierte mit einem Kursfeuerwerk? Hier sieht man, was die Aktionäre für perserve geld gä ile Schliessmuskeln sind.

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