Donald Trump: Diese Branchen leiden am meisten unter Zoll-Hammer
US-Präsident Donald Trump erhebt einen Zollsatz von 39 Prozent auf Schweizer Importe in die USA. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die hiesige Wirtschaft.

Das Wichtigste in Kürze
- Die USA verhängen Importzölle von 39 Prozent auf Waren aus der Schweiz.
- Laut Experten lässt der US-Präsident Trump so den Handelskonflikt eskalieren.
- Derzeit ist noch offen, welcher Zollsatz für die Pharmaindustrie gelten soll.
US-Präsident Donald Trump lässt den Handelskonflikt laut einem Experten eskalieren. Dies mit dem Entscheid, die Schweiz mit 39 Prozent Zöllen auf Importe in die USA zu versehen. Für die Schweizer Wirtschaft hat dies tiefgreifende Auswirkungen. Abhängig sind diese noch von der Frage, wie es für die Pharmaindustrie weitergeht.
Hans Gersbach, Co-Direktor der KOF Konjunkturforschungsstelle, betont: Das Zollprogramm der US-Administration markiert eine noch schärfere Zäsur für die Schweiz als der «Liberation Day» im April. Damals gab Donald Trump die neuen Zoll-Massnahmen zum «Schutz der USA» bekannt. Gegen die Schweiz werde eine maximale Drohkulisse etabliert, so der Experte.
Es müsse mit einer deutlichen Verringerung des Bruttoinlandprodukts (BIP) gerechnet werden. Sie könnte im Bereich von 0,3 Prozent bis 0,6 Prozent des BIP pro Jahr liegen. Somit sei mit mindestens 0,3 Prozent Rückgang zu rechnen. Was jede Schweizerin und jeden Schweizer im Durchschnitt fast 300 Franken pro Jahr kosten würde.
Donald Trump: Entlastungen bei US-Unternehmenssteuer
Gemäss dem Beratungsunternehmen KPMG dürfte die Uhrenindustrie mit US-Exporten von jährlich rund fünf Milliarden Franken am stärksten unter Zöllen leiden.
Stark betroffen sein dürften auch Präzisionsgeräte (zirka 3,7 Milliarden Franken). Weiter auch mechanische Geräte (3 Milliarden), Kaffee, Tee und Gewürze (eine Milliarde) sowie Aluminium- und Stahlprodukte (300 Millionen).
Nach KPMG-Angaben gelten für Edelmetalle, Pharmazeutika, gewisse organische Chemikalien, elektronische Maschinen und Bestandteile sowie Plastik Ausnahmen.
Je nach Preiselastizität der Unternehmen dürfte laut KPMG eine Produktionsverlagerung in die USA interessanter geworden sein. Zusammen mit der Zoll-Massnahme beschloss Donald Trump im April nämlich auch Entlastungen bei der US-Unternehmenssteuer.
Wer bis Anfang 2029 eine Produktionsstätte in den USA baut und diese vor dem 31. Dezember 2030 in Betrieb nimmt, profitiert demnach von einer vollen steuerlichen Abziehbarkeit. Gleiches gelte für US-inländische Forschung und Entwicklung.
Pharmaindustrie: 100-Prozent-Zollsatz droht für Medikamente
Nicht gebannt sei die Gefahr für die Pharmaindustrie (etwa 30 bis 40 Milliarden Franken Exporte in die USA). Für Medikamente drohe ein 100-Prozent-Zollsatz, der ab Mitte 2026 gelten könnte.
Es handle sich hierbei um den weitaus grössten Anteil an Exporten in die USA. Deswegen hängen die Auswirkungen den KPMG-Einschätzungen zufolge massgeblich davon ab, wie es bei der Pharmaindustrie weitergeht.
Derzeit ist noch offen, welcher Zollsatz gelten soll. Sollte die Pharmaindustrie ebenfalls mit einem Zoll von 39 Prozent belegt werden, würden sich die BIP-Verluste des mehr als verdoppeln.
Dass die Pharmaindustrie noch von den Zöllen ausgenommen ist, wirkt daher noch mildernd auf die Auswirkungen. Dies gemäss Thomas Gitzel, Chefökonom bei der VP Bank Group. «Leidtragende sind hingegen die Uhrenindustrie, der Maschinenbau und insbesondere die Lebensmittelbranche.»
Gitzel versucht ausserdem, etwas Hoffnung zu machen. Das Vorgehen Donald Trumps sei bekannt: Erst werde eskaliert, dann verhandelt und am Ende sei der Zollsatz deutlich niedriger. Gerade deshalb seien die Hoffnungen gross, dass die Schweiz am Ende ebenfalls mit niedrigeren Einfuhrgebühren kalkulieren könne.
Die Schweizer Diplomatie dürfte bis zum 7. August auf Hochtouren laufen, um dem angekündigten Zollsatz doch noch zu entgehen, sagte der VP-Chefökonom.