Tim Cook gibt sich gerne weltoffen. Doch ein Blick zurück auf das Jahr zeigt: Auf Druck von Autokraten gibt Apple oft nach.
Tim Cook Apple
Apple gab dieses Jahr oft dem Druck von Regierungen nach. - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Tim Cook gibt sich weltoffen und progressiv.
  • Trotzdem gibt Apple immer wieder auf Druck von China nach.

Apple hat dieses Jahr nicht nur mit iPhones und Macs für Schlagzeilen gesorgt. Auffällig oft sorgte das US-Unternehmen aus Cupertino für politischen Zündstoff.

Firmenchef Tim Cook sprach sich im Herbst für den Kampf gegen den Klimawandel aus. «Es ist moralisch richtig.» Mit dieser Meinung dürfte er im progressiven Kalifornien viel Zuspruch erhalten.

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China hat Apple vorgeworfen, die Demonstranten in Hongkong zu unterstützen. Foto: Vincent Yu/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Zudem schmeichelte Cook den EU- und US-Regulierer, indem er eine Gegenposition für die Facebook-Währung Libra einnahm. «Eine private Firma sollte nicht versuchen, so mehr Macht zu erhalten.»

Apple löscht Protest-App

Doch gleichzeitig sorgte Apple mit anderen Entscheiden für Aufschrei. Auf Druck Chinas entfernte der iPhone-Hersteller eine Anwendung aus dem App Store, welche von den Protestierenden in Hongkong genutzt wurde.

Cook argumentierte in einem internen E-Mail, dass die App genutzt wurde, um Polizeibeamte anzugreifen. Die Entwickler fanden dafür keine Hinweise.

Fakt ist: Bevor Apple die Anwendung entfernte, gab es öffentlichen Druck aus China. So schrieb «People's Daily», es gebe «Grund zur Annahme, dass Apple Geschäft mit Politik und mit illegalen Handlungen vermischt». Apple müsse über die «Konsequenzen seiner unklugen und verantwortungslosen Entscheidung nachdenken».

Emojis mit Taiwan-Flagge gelöscht

Es ist nicht die erste App, welche der iPhone-Hersteller auf Druck löscht. Auch die News-App Quartz wird in China seit Herbst nicht mehr angeboten. Quartz hatte intensiv über die Proteste in Hongkong berichtet.

Dieses Jahr hat Apple das Emoji der taiwanesischen Flagge von Geräten in Hongkong entfernt. Im Vorjahr verschwand das Symbol bereits auf allen Geräten in China.

Auch auf Druck der Russen gab der Tech-Konzern nach. Die Krim gehört in Apple Maps neuerdings zu Russland, zumindest für dort ansässige Nutzer. Apple rechtfertigte gegenüber «CNBC» den Entschluss mit dem «Einhalten von russischem Recht».

Selbst in den USA macht Apple zuletzt keine gute Figur. Als Donald Trump eine Apple-Fabrik in Austin (Texas) besuchte, prahlte der US-Präsident vor versammelter Presse, die Fabrik eröffnet zu haben.

Was nicht stimmt. Apple produziert bereits seit 2013 in diesen Hallen Computer. Doch Cook verbesserte Trump nicht.

Trumps Behauptungen nicht widersprochen

Stattdessen erklärte der Apple-Chef auf Trumps Bitte den Journalisten, was er von der US-Wirtschaft halte. «Ich denke, wir haben im Momente die stärkste Wirtschaft der Welt.»

Tim Cook ist ein Liberaler. In seinem Büro hängt ein Porträt des Bürgerrechtlers Martin Luther King Jr. Cook lebt offen homosexuell und setzt sich öffentlich für Migranten ein.

Apple first

Als Chef eines Milliarden-Konzerns ist Cook aber auf den guten Willen Trumps angewiesen. Dieser kann Apple mit Zöllen das Geschäft vermiesen.

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Apple CEO Tim Cook (links) besucht die iPhone Produktionslinie in der Produktionsstätte Foxconn Zhengzhou Technology Park in China. (Jahr 2012) - keystone

Ebenso abhängig ist der Tech-Konzern von China. Die Hälfte der Zulieferer sind in der Volksrepublik angesiedelt.

So überrascht es nicht, wenn Cook sich opportunistisch gibt und seine eigenen Werte zurückstellt. Getreu dem Motto des US-Präsidenten: Apple first.

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