Apple hat eine Anwendung aus dem App Store entfernt, welche bei den Protestierenden in Hongkong beliebt war. Die Argumentation des Konzerns ist umstritten.
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Apple war im Visier chinesischer Staatsmedien. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Apple hat eine App gelöscht, die bei den Demonstranten in Hongkong beliebt ist.
  • Gemäss Firmenchef Tim Cook habe die Anwendung die Polizei gefährdet.

Gestern hat Apple den Stecker gezogen. Der iPhone-Hersteller schmiss HMmap.live – eine bei den Demonstranten in Hongkong beliebte Anwendung – kurzerhand aus dem App Store.

Gegenüber dem Entwickler erklärte der Konzern, die Anwendung bringe eine Gefahr für die Polizei und die Bewohner Hongkongs. Kritiker werfen dem US-Unternehmen vor, China gegenüber zu kuschen.

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Apple hat HMmap.live aus dem App Store entfernt. - Keystone

Bevor die HMmap.live aus dem App Store verschwunden ist, musste der iPhone-Hersteller Kritik von chinesischen Staatsmedien einstecken. So schrieb «People's Daily», es gebe «Grund zur Annahme, dass Apple Geschäft mit Politik und mit illegalen Handlungen vermischt». Apple müsse über die «Konsequenzen seiner unklugen und verantwortungslosen Entscheidung nachdenken».

Apple erhielt Berichte über Missbrauch

In einem internen E-Mail, welches dem US-Nachrichtenportal «Bloomberg» zugespielt worden ist, rechtfertigt sich Apple-Chef Tim Cook. Er schreibt, dass es kein Geheimnis sei, dass Technologie für Gutes und Schlechtes eingesetzt werden könne. «Das ist hier nicht anders.»

HMmap.live zeigt an, wo in Hongkong protestiert wird – und wo es polizeiliche Aktivitäten gibt. Die Daten dazu liefern Nutzer selbst.

«Während den letzten paar Tagen erhielten wir glaubwürdige Informationen, dass die App dafür eingesetzt wird, einzelne Polizeibeamte anzugreifen», schreibt Cook. Zudem soll die Anwendung von Kriminellen genutzt worden sein, um herauszufinden, wo keine Polizei präsent ist. Die Informationen stammen laut Cook von der Cybersicherheits-Abteilung der Hongkonger Polizei. Die Entwickler halten diese Argumentation für haltlos.

In Hongkong wird seit Monaten gegen Chinas wachsende Einflussnahme und die Beschneidung von Bürgerrechten demonstriert. Die Proteste richten sich auch gegen die pro-chinesische Führung in Hongkong.

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Chef von Apple, Tim Cook, vor Ort in einer Foxcon-Fabrik. - Keystone

Apple von China abhängig

Apple pflegt mit China ein gutes Verhältnis. Die Hälfte der Zulieferer stammt aus dem Reich der Mitte. In den letzten Jahren ist Apples Abhängigkeit von China gar gestiegen.

Nicht nur als Produktionsstandort ist das Land für den Konzern wichtig. Nach den USA ist China der zweitgrösste Markt für den iPhone-Hersteller.

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