Ukraine setzt auf 500-Dollar-Drohne von Freiwilligen
Die Ukraine fängt russische Shahed-Drohnen mit 500-Dollar-Eigenkreationen ab. Im Wettrüsten haben die Angreifer aktuell die Nase leicht vorne.

Das Wichtigste in Kürze
- Die ukrainische Luftabwehr kann nur rund 80 Prozent der russischen Drohnen abfangen.
- Nun setzt Kiew auf Abfangdrohnen von Freiwilligen.
- Sie lassen sich schnell und für rund 500 Dollar bauen.
Der Ukraine-Krieg ist zu einem tödlichen Katz-und-Maus-Spiel geworden: Russland entwickelt seine Drohnen weiter, die Ukraine versucht mitzuhalten – mit beschränkten Mitteln und unsicherer Unterstützung der westlichen Partner. Eine wichtige Rolle beim Drohnen-Wettrüsten spielen freiwillige Organisationen.
Wie das Militärmagazin «19FortyFive» berichtet, setzt Russland immer mehr und immer bessere iranische Shahed-Drohnen ein. Der Sprengkörper wurde vergrössert, die Geschwindigkeit und die Flughöhe erhöht, die Kommunikation störungssicher gemacht und wohl gar KI-Zielerkennung eingesetzt. Im Mai erreichten laut «New York Times» 20 Prozent der Drohnen ihr Ziel, ein Jahr zuvor waren es 5 Prozent.
Die konventionelle Luftabwehr der Ukraine ist zwar veraltet, aber wirksam, wie «19FortyFive» schreibt. Die verbesserten Drohnen, die Ausweichmanöver und die Täuschdrohnen reissen aber Lücken auf. Zudem fehlt es der Ukraine an Raketen, die Produktionskapazitäten sind gering. Deshalb setzt das angegriffene Land immer mehr auf Abfangdrohnen.
Damit konnte die Ukraine bereits Dutzende Shahed-Drohnen abwehren. Doch die Abfänger kosten in der aufwändigen Produktion rund 5000 Dollar. Angesichts der Hunderten Drohnen, die Russland täglich abfeuert, geht das schnell ins Geld.
«Phase der Verwundbarkeit bald vorbei»
Es gibt aber eine Alternative: kleine Abfangdrohnen mit First-Person-View, die von freiwilligen Stiftungen entwickelt und gebaut werden. Kostenpunkt: 500 Dollar pro Stück.
Ingenieur Heiner Philipp erklärt, dass die Abfangjäger bis zu 350 Kilometer pro Stunde und Flughöhen von 11'000 Meter erreichen können. Sie seien für Hochgeschwindigkeitseinsätze konzipiert. Sie liessen sich schnell produzieren und verfügten über moderne Steuerungstechnologie.
Er erklärt auch, dass zu Beginn des Krieges der Fokus auf der Störung der Shahed-Drohnen gelegt worden sei. Anfänglich sei es erfolgreich gewesen, doch dann habe Russland die Drohnen mit Technologie aus China angepasst. Deshalb setze man nun auf Abfangdrohnen.
Aktuell schaffen es fast jede Nacht verbesserte russische Drohnen durch die ukrainische Abwehr und schlagen in Städten ein. Doch laut Philipp arbeiten die Ingenieure an Verbesserungen der Flugdauer, der Kommunikation und der Zielerfassung. «In wenigen Wochen wird diese Phase der Verwundbarkeit vorbei sein.»