Wer sich über die Erkrankung eines Menschen freut, macht sich damit selbst kaputt. Das behauptet unser Halleluja-Kolumnist in seinem Wort zum Freitag.
Sam Urech besucht die Freikirche FEG Wetzikon.
Sam Urech besucht die Freikirche FEG Wetzikon. - Nau.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • Sam Urech aus dem Zürcher Oberland ist Halleluja-Kolumnist auf Nau.ch.
  • Schreiben Sie uns Ihre Meinung in den Kommentarspalten.
  • Den Autor erreichen Sie für Fragen und Anregungen per E-Mail unter sam@hiSam.ch.

Dass ich vor einigen Monaten in einer Kolumne Donald Trump aufforderte, die Bibel wegzuschmeissen, nervt viele Christen.

Wohl zurecht. Den Artikel würde ich so nicht mehr schreiben. Warum? Weil ich über niemanden urteilen muss, ob er wirklich nach der Bibel lebt – oder nicht.

Denn wissen Sie, ich selbst halte mich ja auch nicht an die Bibel. Zumindest heute Morgen nicht: Die Meldung, dass Trump positiv auf Covid-19 getestet wurde, löste ganz viel Unbiblisches in mir aus.

Donald Trump ist an Corona erkrankt.
Auch Donald Trump ist selbst schon an Corona erkrankt. - dpa

«Kenne Beau nicht. Kenne Hunter.»

Ich guckte mir die erste TV-Debatte zwischen Trump und Biden an. Auch wenn ich eine Schlammschlacht erwartete und mir vielleicht sogar wünschte, war ich schockiert, wie schlecht sich dieser gruusige Wortkrieg dann anfühlte.

Vor allem die Szene, als Biden von seinem verstorbenen Sohn Beau redete, war zu viel für mich. Kein Mitgefühl von Trump, nur der Satz: «I don’t know Beau. I know Hunter.» (Sie können die Hintergründe googeln. Aber lassen Sie es lieber bleiben.)

Heftiger Schlagabtausch in der ersten TV-Debatte.
Heftiger Schlagabtausch in der ersten TV-Debatte. - keystone

Als ich heute die Nachricht über Trumps Erkrankung hörte, war ich entrüstet über mich selbst. Kein Mitgefühl! Wenn ich ehrlich bin, habe ich im ersten Moment laut rausgelacht.

Bin ich wahnsinnig geworden? Wieso um alles in der Welt lache ich, wenn ein Mensch positiv auf eine Krankheit getestet wird?

Teuflische Schadenfreude

«Die Schadenfreude zu geniessen, ist teuflisch», sagte einst Philosoph Arthur Schopenhauer. Und weiter: «Es gibt kein unfehlbareres Zeichen eines ganz schlechten Herzens und tiefer moralischer Nichtswürdigkeit, als ein Zug reiner, herzlicher Schadenfreude. Man soll den, an welchem man ihn wahrgenommen, auf immer meiden.»

Ups! Sie sollten mich auf immer meiden. Oder liegt der Philosoph falsch? Schadenfreude ist doch das Natürlichste überhaupt?

Die Bibel bläst ins gleiche Horn wie Schopenhauer: «Wer den Armen verspottet, verhöhnt dessen Schöpfer; und wer sich über eines andern Unglück freut, wird nicht ungestraft bleiben», steht im «Buch der Sprüche».

By the way: Lesen Sie mal die «Sprüche» in Ihrer Bibel. So gut Schopenhauer und andere Philosophen auch waren – das Buch der Sprüche schlägt sie alle.

Wie oft lesen Sie in der Bibel?

Warum Ihnen Schadenfreude schadet

Ob ich Donald Trump mag oder nicht: Er ist, wie ich, ein Geschöpf Gottes. Mich über eine Krankheit eines Geschöpf Gottes zu freuen, führt zu meiner eigenen geistigen Verarmung.

Warum? Weil Böses immer Bösem die Türe öffnet. Die Motivation dahinter, jemandem etwas Böses zu wünschen oder mich darüber zu freuen, ist letztlich nichts anderes als Hass.

Ja, Sarkasmus und Schadenfreude sind die salonfähigen Kleider von Hass. Und Hass, selbst wenn er sich ironisch äussert, frisst mich auf und führt direkt in die Verbitterung.

In dem Sinne wünsche ich Donald Trump und seiner Frau Melania gute Besserung!

Zum Autor:

Sam Urech ist 36-jährig, verheiratet und Vater von zwei Buben. Mit seiner Familie besucht er die Freikirche FEG Wetzikon. Sam hat viele Jahre beim Blick als Sportjournalist gearbeitet und ist heute Inhaber der Marketing Agentur «ratsam».

Er liebt seine Familie, seine Kirche, Guinness, Fussball, Darts, den EHC Wetzikon, Preston North End und vor allem Jesus Christus. Sam schreibt wöchentlich auf Nau.ch über seine unverschämt altmodischen Ansichten. Hier finden Sie alle seine Halleluja-Kolumnen.

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