Donald Trump, werfen Sie die Bibel weg!

Willkommen zur zwanzigsten Ausgabe der Halleluja-Kolumne – aus aktuellem Anlass für einmal an einem Dienstag.

Ich versuchte bisher stets zwei Dinge zu umschiffen: Einerseits die Politik und andererseits etwelche Angriffe auf Personen.

Diesmal breche ich beide Vorsätze und muss aufpassen, dass ich niemanden verurteile. Ich hoffe, es gelingt mir, denn dieses Bild macht mich wütend:

Prompt kommen Stimmen: «Oh, wie wunderbar. Der mächtigste Mann der Welt hält eine Bibel in seinen Händen! Lasst uns Gott auf unseren Knien danken, dass so etwas heute noch möglich ist.»

Nein. Ich würde lieber kotzen!

Kurz vor diesem Foto hält Donald Trump in seinem Rosengarten eine meines Erachtens beängstigende Pressekonferenz ab.

Dabei bezeichnet er die aktuellen Unruhen in den USA als ein «Verbrechen gegen Gott» und droht mit dem Einsatz «Tausender schwer bewaffneter Soldaten» gegen US-Bürger.

Während Donald Trump spricht, lässt er die Strasse vor dem Weissen Haus mit Reizgas und Gummigeschossen freiräumen, damit er nach dem Pressetermin zur St.-John's-Kirche gehen kann.

Da hält er kurz eine Bibel in die Kameras, sagt «Wir sind das grossartigste Land der Welt!» und verschwindet wieder.

Hintergrund: Wer das scheussliche Video von George Floyds Tod gesehen hat und NICHT verstehen kann, warum Menschen aufschreien und sich wehren, tut mir sehr leid.

Wer jetzt lieber die nur teilweise (!) unklug vorgehenden Demonstranten und die Sachbeschädigungen bekämpft, als in aller Form das Thema «rassistische Polizeigewalt» anzugreifen, tut mir sehr leid.

Wie Donald Trump auf diese Unruhen reagiert, endet hoffentlich nicht in einem Bürgerkrieg. Aber Trumps Staatsführung beurteilen sollen Menschen, die mehr von Politik verstehen als ich.

Was mich ungeheuerlich nervt: Dass er die Bibel und die Kirche für sein Gebaren missbraucht.

Donald Trump droht seinem eigenen Volk mit furchterregenden Worten und unterstreicht kurze Zeit später seine Rede mit einer Bibel?

Damit holt sich Donald Trump bei seinen evangelikalen Wählern – den treusten von allen – den Segen. Und manifestiert: Ich bin mit Gott unterwegs und was ich vorhabe, ist Gottes Wille.

Das alles ist nur meine Mutmassung, gebe ich zu. Ich kenne weder Donald Trumps Glaubensleben noch seine Absichten und sollte ihn nicht verurteilen. Sein Verhalten erschüttert mich trotzdem.

Die Bibel ist das wunderbarste Buch der Welt. Ich liebe die Bibel und glaube daran, dass sie Gottes Wort ist.

Die Herausforderung an der Bibel: Es gibt viele sehr kontroverse Stellen, die Gläubige auf verschiedene Weisen interpretieren. Leider zu viel Freiheit für jene, die sich ohne enges Korsett unsicher fühlen.

Das führt oft dazu, dass die Bibel dafür missbraucht wird, Menschen im «Namen Gottes» zu manipulieren, zu verurteilen, zu bekämpfen, zu unterdrücken, scheussliche Dinge zu rechtfertigen.

Wer so etwas tut, HAT DIE BIBEL NICHT VERSTANDEN und soll sie bitte weit wegwerfen.

Ja, es gibt brutale Geschichten in der Bibel. Ja, es gibt da Bestrafung, Tod, Hölle.

Aber: Die Bibel ist in erster Linie ein Buch, das uns aufzeigt, wie wundervoll Gott, sein Sohn Jesus Christus und der Heilige Geist sind. Wie mächtig und heilig, wie liebevoll.

Darum, lieber Lesende, wann immer Sie «im Namen Gottes» oder mit einer Bibel verletzt werden, tut es mir leid. Der Täter handelt NICHT im Auftrag Gottes und hat das Grundlegendste nicht kapiert: Die Bibel ist der Schlüssel in die Freiheit.

Und ganz sicher nicht die Rechtfertigung für Ablehnung, Hass und Krieg.

PS: Falls Sie einen Kommentar schreiben möchten, dürfen Sie das gerne tun. Für Fragen an mich bitte ich Sie, mir ein Email (sam@hiSam.ch) zu senden.

Sam Urech ist 36-jährig, verheiratet, Vater von zwei Buben, hat viele Jahre beim Blick als Sportjournalist gearbeitet und ist heute Inhaber der Marketingagentur «RatSam».

Sam liebt seine Familie, Guinness, Fussball, Darts, den EHC Wetzikon, Preston North End und vor allem Jesus Christus. Sam schreibt wöchentlich auf Nau.ch über seine unverschämt altmodischen Ansichten. Hier finden Sie alle seine Halleluja-Kolumnen.