Alain Berset empfiehlt «Soziale Distanzierung» – Die Prinzen mahnen «küssen verboten». Ein Gastbeitrag von Radu Golban zum Coronavirus.
Radu Golban
Dr. Radu-Eugen Golban wuchs in Rumänien auf, lebt seit 2003 in der Schweiz. Er hat in Deutschland und der Schweiz Politik- und Rechtswissenschaften studiert und in Ökonomie promoviert. Er ist Unternehmer und Dozent an der Titu Maiorescu Universität Bukarest. - zVg
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Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz haben sich fast 100 Personen mit dem Coronavirus infiziert.
  • Das Händewaschen zur Überlebensparole zu steigern, ist einfältig, so Radu Golban.

Dank Bundesrat Alain Bersets Empfehlung, durch «soziale Distanzierung», nach seinem Verständnis, eine Abkehr vom Schmusekurs, die Verbreitung des Coronaviruses zu bekämpfen, könnten sich auch «die Prinzen» wieder über etwas mehr Popularität erfreuen.

Mit dem Titel «küssen verboten» (1992), zählen die Prinzen immerhin zu den frühen aktiven Mahnern gegen den Kuss. Eine Neuauflage des Liedes wäre gesundheitspolitisch korrekt und als Kampagne weit handfester als die bundesrätliche Begriffsakrobatik.

Ob die sinkende Popularität der Band die Verbreitung der neuen Grippe begünstigt, ist bisher noch nicht eingehend untersucht worden. Dennoch weist eine andere Titelauswahl dieser Gruppe, «Du musst ein Schwein sein» einen weiteren Epidemie eindämmenden Hinweis, der in musikalischer Form die bahnbrechenden, wissenschaftlichen Erkenntnisse von Alain Berset bestätigt.

«Soziale Distanzierung»

Unter «sozialer Distanzierung» verstehen nämlich nur Berset und eine Minderheit von Soziologen und Psychologen die Distanzregulierung beim engen zwischenmenschlichen Kontakt. Die überwiegende Mehrheit von normal denkenden Menschen hingegen, könnte es als einen Hinweis verstehen, sich ähnlich wie im Song, von der Nettigkeit und Freundlichkeit im Alltag zwecks besseren Durchsetzungsvermögens, zu verabschieden.

berset coronavirus
«Schutz der Bevölkerung hat oberste Priorität»: Innenminister Alain Berset informiert die Medien über das Veranstaltungsverbot wegen des Coronavirus. - Keystone

Immerhin hat seit knapp hundert Jahren hat die begriffliche Prägung von «sozialer Distanzierung» in der Fachliteratur, wenig mit der neuen Bersetschen Formel gemeinsam.

Aber ok, es gilt die Unwissenheitsvermutung. Verständlich, dass Politiker zu hochgestochenen Floskeln greifen, damit die politemanzipierte westliche Welt ihnen keine Untätigkeit vorwirft. So verwundert es wenig mit welchem Eifer Gesundheitsbehörden uns Elementares unterbreiten.

Händewaschen wird zur Überlebensparole

Das Händewaschen zur Überlebensparole zu steigern, weist auf eine noch grössere Einfältigkeit und Unvermögen die Verbreitung einer Krankheit einzudämmen, hin. Da die westliche Welt weit davon entfernt ist, mit martialischen Mitteln wie das Reich der Mitte, die Ausbreitung des Cornoaviruses zu bekämpfen, hat man mit dem Händewaschen das Rad neu erfunden. Noch trivialer ist der schützende Hinweis verbrauchte Papiertaschentücher zu entsorgen.

Es erweckt den Eindruck, dass der Hinweis vermutlich Ökoaposteln gilt, die anschliessend das Papier im Zeichen der Klimaerwärmung wiederverwertet hätten, oder es auch bisher unbekannte Sammler verbrauchter Papiertücher geben könnte. Vom lebensrettenden Hygienehinweis sind selbst öffentliche Schwimmbäder nicht verschont geblieben, wo es bekanntlich am Kontakt mit dem reinigenden Wasser nicht mangelt.

Da Zwangsmassnahmen wie in China undenkbar sind, begnügt man sich mit der «reloaded» Strategie von religiösen Hygienehinweisen. Alle grossen monotheistischen Religionen empfehlen den Gläubigen das Händewaschen. Zu den gründlichsten Instruktionen zählen seit dem 7. Jh. nach Chr. die fünf, anlässlich des Gebets vorgenommen Waschungen im Islam. Ritualisierte Waschungen kennt auch das weit ältere Judentum.

Desinfektion
Ein Mann desinfiziert seine Hände. - dpa-infocom GmbH

Ob die einjährige Osterwäsche bei den Christen oder das nur tröpfchenweise genutzte Weihwasser mit dem Seuchenheimgesuchte Europa des Mittelalters zusammenhängen, ist nicht weiter bekannt. Berset und anderen Gesundheitsaposteln sei Dank, werden wir nun im abendländischen Europa mit Hygienemassnahmen auch nachziehen.

Bussi und Hundeli übertragen kein Corona

Angepasst an den Bedürfnissen der zahlreichen, ohnehin von Nähe-Distanzregulierung zu Mitmenschen geplagten modernen Gesellschaft, die vielleicht in Haustieren ihr Heil gefunden haben, sind auch die FAQ des Bundesamtes für Gesundheit formuliert.

Daher auch für dieses Publikum die vorsorgliche Frage, ob Bussi und Hündeli, Corona übertragen, mit einer Antwort versehen. Zum Glück wird diese Frage verneint, da wir ohnehin beim Mundschutz eine Versorgungslücke haben.

Bisher scheint ein anderer reinigender Aspekt von ganz alleine bereits zu wirken. Die Nachrichtenwelt hat sich durch das inflationäre, stündliche Updaten der Zahlen zu den Coronainfizierten von Greta Thunberg von alleine gereinigt. Immerhin ein erster Vorteil, den die Hygienemassnahmen aufzeigen.

Vorteilhaft für die Einschätzung der Lage ist auch zu sehen, dass der Bildungsgrad einer modernen, emanzipierten Gesellschaft, die Verbreitung der Hysterie nicht eindämmen kann. Vermutlich sind wir da weit anfälliger als auf Corona.

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