Wegen Donald Trump: Firmen killen Diversity – Bund hält daran fest
Donald Trump verdonnert auch Schweizer Firmen, seinen Anti-Woke-Kurs einzuschlagen. Nur die Bundesverwaltung hat er noch nicht im Griff. Dafür gibt es Lob.

Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Firmen streichen Diversity-Programme auf Druck von Trump.
- Doch die Bundesverwaltung hält am Diversitäts-Management fest.
- Ein Wirtschaftsverband lobt den Bund in seinen Gleichstellungsbemühungen.
- Auch die Privatwirtschaft soll weiterhin auf Diversität setzen.
US-Präsident Donald Trump hält die Schweizer Wirtschaft nicht nur mit den Zöllen auf Trab. Im Frühling verschickte die US-Botschaft in Bern brisante Briefe an Schweizer Unternehmen, die in den USA tätig sind.
Denn Trump sind «Diversity, Equity and Inclusion» – kurz DEI – ein Dorn im Auge. Von Vielfalt, Gleichheit und Inklusion hält der 79-jährige Republikaner nichts.
Daher die Forderung an die Schweizer Firmen: Sie sollen auf Diversitäts-Programme verzichten. Heisst: Bitte keine Gleichstellungsziele mehr – etwa in Form von Frauenquoten.
Mehrere Schweizer Konzerne beugten sich dem Druck von Donald Trump: So haben unter anderem die UBS sowie die Pharmariesen Roche und Novartis konkrete Ziele zur Frauen- und Minderheitsförderung abgeschafft. Oder auf der Website Hinweise auf DEI entfernt.
Gegen diesen Strom stellt sich der Bund. Das Eidgenössische Personalamt (EPA) sucht derzeit nämlich eine Fachexpertin oder einen Fachexperten für «Diversity Management».
Bund setzt trotz Donald Trump weiterhin auf Diversity
Das EPA ist für die Personalpolitik der Bundesverwaltung zuständig. Heisst: Es legt fest, wie der Bund sein Personal auswählt, einsetzt, bezahlt, ausbildet und unterstützt.
Bei der Stellenbeschreibung dürften einem Donald Trump die Haare zu Berge stehen.

Es gehe darum, das Diversitäts-Management für Mitarbeitende, Führungskräfte und HR-Fachleute weiterzuentwickeln.
«Unter anderem Handlungsfelder wie die Gleichstellung der Geschlechter, Mehrsprachigkeit, verschiedene Altersgruppen, die Integration von Menschen mit Behinderungen und Multikulturalität.»
Bundesverwaltung spürt keinen politischen Druck
Auf Anfrage von Nau.ch erklärt das EPA die Ausschreibung der Stelle mit der Pensionierung der Stelleninhaberin.
Sprecher Anand Jagtap erklärt: «Grundlage für das Diversity Management in der Bundesverwaltung bildet die Erfüllung des gesetzlichen Auftrags, ein diskriminierungsfreies und inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen.»
Dazu gehören die Gleichstellung von Mann und Frau in allen Bereichen und die Integration von Menschen mit Behinderungen. Auch die sprachlichen Minderheiten bei den Amtssprachen sollen berücksichtigt werden.
Für die aktuelle Legislaturperiode (2024-2027) hat der Bundesrat verschiedene Ziele für das Personalmanagement der Bundesverwaltung gesetzt. So sollen etwa die Geschlechter im Grenzwachtkorps besser verteilt werden. Zudem sollen mehr Frauen in den Kaderlohnklassen arbeiten.
Jagtap betont: «Ein diskriminierungsfreies und inklusives Arbeitsumfeld trägt massgeblich zur Attraktivität und Glaubwürdigkeit der Arbeitgeberin Bundesverwaltung bei.»
Dazu komme, dass die Bundesverwaltung Dienstleistungen für die Schweizer Bevölkerung erbringt. «Deshalb ist es wichtig, dass der Personalkörper die Schweiz gewissermassen im Kleinen abbildet.»
Politischen Druck, die Anstrengungen zu reduzieren, verspüre das Personalamt nicht.
Noch sei der Rekrutierungs-Prozess nicht abgeschlossen. Die Anzahl Bewerbungen sei vergleichbar mit dem Rekrutieren für ähnliche Positionen.
«Wichtig, dass Bund Vorbildfunktion einnimmt»
Gut findet man das Festhalten an der Diversität beim Bund bei Advance. Der Verband setzt sich für die Gleichstellung in der Schweizer Wirtschaft ein. Er unterstützt seine Mitglieder darin, die Diversitäts- und Inklusions-Ziele zu erreichen.
Sprecherin Sabrina Durante sagt zu Nau.ch: «Advance begrüsst die Strategie des Bundes sehr, weiterhin auf Diversity Management zu setzen.»
So werde das Potenzial der unterschiedlichen Perspektiven und Lebenserfahrungen in der Bundesverwaltung optimal genutzt.
«Wir finden es wichtig, dass der Bund hier eine Vorbildfunktion einnimmt. Und sich eine diskriminierungsfreie Personalpolitik, gleiche Chancen für alle sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben auf die Fahne schreibt.»
Verband appelliert wegen Donald Trump: «Wirtschaft braucht Frauen»
Anfang März appellierte Advance gemeinsam mit weiteren Organisationen an Schweizer Führungskräfte. «Die Schweizer Wirtschaft braucht Frauen – Chancengleichheit ist der Schlüssel», hiess es darin.

Zahlreiche Studien zeigten, dass geschlechtergemischte Teams bessere Entscheidungen treffen. Sie versprächen zudem höhere Innovationskraft und höhere Produktivität. Ergo sei Gleichstellung für die Schweizer Wirtschaft auch ein Wettbewerbsvorteil.
Und: Bei DEI gehe es nicht darum, Privilegien zu verschieben, um eine bestimmte Gruppe von Menschen zu fördern. «Sondern für Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen Voraussetzungen zu schaffen, ihr vielfältiges Potenzial zu nutzen», so Advance.
Viele Schweizer Unternehmen halten an Diversity-Zielen fest
Eine kürzliche Auswertung von Advance und dem Competence Center for Diversity, Disability und Inclusion zeigt: «Nach wie vor haben viele Schweizer Unternehmen die Themen Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion in ihren HR- und Businessstrategien verankert.»
Trotz Druck von Donald Trump setzten weiterhin viele Schweizer Unternehmen auf DEI. So gaben drei Viertel aller Teilnehmenden an, sich weiterhin dafür zu engagieren.
Donald Trumps Kampf gegen «woke»
Im Januar 2025 hat Donald Trump zwei Erlasse unterschrieben, die in den USA alle Programme für Vielfalt, Chancengleichheit und Inklusion (DEI) in Bundesbehörden abschaffen. Betroffen sind Stellen, Schulungen, Fördergelder und sogar Internetseiten. Auch bei staatlichen Aufträgen sollen keine Vorgaben zu Geschlechter- oder Herkunftsvielfalt mehr gelten.
Unternehmen, die mit der US-Regierung arbeiten, werden angehalten, ähnliche Regeln zu streichen. In den USA haben einige Unternehmen wie IBM, Meta oder Blackrock ihre DEI-Abteilungen verkleinert oder ganz abgeschafft.
Erste Gerichte haben Teile der neuen Regeln vorläufig gestoppt, da deren rechtliche Grundlagen noch umstritten sind.
Erste Umfragen aus den USA zeigten ähnliche Tendenzen, wie Sabrina Durante von Advance verweist. «Einige Firmen haben auf Druck von aussen zwar das Wording angepasst, führen aber ihre Initiativen rund um Gleichstellung, Diversität und Inklusion weiter.»
Einige Firmen nähmen den politischen Druck sogar zum Anlass, das eigene Engagement kritisch zu reflektieren. «Um es in der Zukunft noch besser zu machen.»
Die US-Botschaft in Bern, die im Frühling noch Schweizer Firmen tadelte, liess eine Nau.ch-Anfrage unbeantwortet.