Viele Schweizer zeigen sich solidarisch und wollen vor dem Ukraine-Krieg fliehende Menschen aufnehmen. Dies birgt auch Risiken – besonders für Frauen.
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Frauen, die vor dem Ukraine-Krieg flüchten, sind besonders hohen Risiken ausgesetzt. Die Gefahr vor Ausbeutung und Menschenhandel droht. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer zeigen Solidarität: Über 30'000 private Betten werden Flüchtlingen angeboten.
  • Doch: Frauen gehen ein Risiko ein, ausgenützt zu werden, dies zum Beispiel als Putzkraft.
  • Die Behörden müssten hier besser kontrollieren – dazu fehlen aber die Kapazitäten.

Eine Welle der Anteilnahme rollt über die Schweiz – der Ukraine-Krieg sorgt für Unsicherheit, aber auch für viel Solidarität. Schweizer spenden Geld oder Güter des täglichen Bedarfs. Tausende öffnen auch ihre Türen und stellen Flüchtlingen ein privates Bett zur Verfügung. Mittlerweile wurden über 30'000 Betten angeboten, die Zahl steigt laut Flüchtlingshilfe.

Doch: Nicht jeder, der sich als Helfer ausgibt, hat auch gute Absichten. So bereits geschehen in Deutschland, wo die Behörden vor Menschenhandel warnen. Denn die meisten Flüchtlinge sind Frauen und Kinder.

Könnten auch in der Schweiz geflüchtete Ukrainerinnen ausgenützt werden? Oliver Lüthi, Kommunikationsleiter der Schweizerischen Flüchtlingshilfe, weist darauf hin, es werde alles getan, um allfälligen Missbräuchen entgegenzuwirken. Aber: «Nicht nur eine enge Begleitung der Geflüchteten, sondern auch der Gastgebenden wird notwendig sein.»

Kennenlerngespräch nicht immer möglich

Aktuell werden noch keine Geflüchteten an Private vermittelt. Gemäss Lüthi, weil die meisten derzeit noch bei Freunden, Bekannten und Verwandten in der Schweiz unterkämen. Zudem müssten sie von den Bundesasylzentren verteilt werden.

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Alleinreisende Frauen, die aus dem Ukraine-Krieg flüchten, sind besonders hohem Risiko ausgesetzt.
Viele Schweizer stellen Betten als Privatunterkunft zur Verfügung.
Obwohl strenge Auflagen gelten, kann die schweizerische Flüchtlingshilfe nicht mit allen Gastgebern eine Erstabklärung machen.

Wenn es dann zur Vermittlung kommt, wird aber längst nicht jeder überprüft. Denn «die Vermittlungen müssen unter Umständen rasch erfolgen», so Lüthi. «Daher wird ein vorheriges Kennenlerngespräch mit den Gastgebenden nicht in jedem Fall möglich sein.»

Laut Brava, früher Terre des Femmes, lauert genau dort die Gefahr. Sprecherin Georgiana Ursprung warnt: «Dass Geflüchtete auf Unterstützung angewiesen sind, birgt das Risiko, dass ihre Bedürftigkeit ausgenutzt wird.»

Dieses Risiko bestehe bei der Unterbringung bei Privatpersonen, die sie nicht kennen; aber selbst bei Bekannten sei es nicht völlig auszuschliessen.

Die sprachliche Barriere erhöhe ihre Abhängigkeit. Ursprung fordert: «Es ist wichtig, dass bei jeder einzelnen Unterbringung bei Privaten gute Abklärungen gemacht werden.»

Ukraine-Krieg: Deutschland warnt vor Menschenhandel

In Deutschland warnt die Bundespolizei nicht nur vor Menschenhandel wegen des Ukraine-Kriegs. Besonders Frauen, die alleine unterwegs seien, seien einem höheren Risiko ausgesetzt. Vermeintliche Helfer haben Frauen sogar Geld angeboten, um sie beherbergen zu dürfen.

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Frauen mit slawischen Attributen, die vor dem Ukraine-Krieg fliehen, sind besonders hohem Risiko ausgesetzt. - Keystone

Ursprung findet es wichtig, dass «diese wissen, an wen sie sich wenden können». Das Risiko sei besonders für alleinreisende Frauen sowie auch für Trans-Menschen gegeben. «Dazu kommt ein stereotypes Bild gegenüber ukrainischen oder slawischen Frauen, welches stark sexualisierte Züge beinhaltet», ergänzt sie.

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