Nach jeder Aktion klingelt die Krypto-Kasse der Jungen Tat
Pünktlich zum Gerichtsprozess gehen neue Spenden ein – ein bekanntes Muster. Die Gruppe finanziert sich fast vollständig über Bitcoin und Ethereum.

Das Wichtigste in Kürze
- Führende Köpfe der Jungen Tat stehen wegen mehrfacher Delikte vor Gericht.
- Die Gruppe erhält nach Aktionen regelmässig Kryptospenden.
- Seit 2012 flossen weltweit 21 Millionen Dollar an Extremisten in Krypto.
Die Anführer der rechtsextremen Gruppierung Junge Tat stehen nach fast drei Jahren Ermittlungen vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft Zürich wirft ihnen unter anderem Rassendiskriminierung, Landfriedensbruch und Störung der Glaubensfreiheit vor. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Am Tag der Anklage gingen 2500 US-Dollar in Kryptowährung bei der Organisation ein – ein Beispiel für ein bekanntes Muster: Nach Aktionen oder Medienberichten erhält die Junge Tat regelmässig Spenden, meist in Bitcoin oder Ethereum. Das schreibt der «Tagesanzeiger».
Laut einer Studie der Analysefirma Chainalysis haben Kryptospenden an extremistische Gruppen seit der Corona-Pandemie stark zugenommen. Weltweit wurden rund 21 Millionen Dollar zwischen 2012 und 2024 überwiesen.
Den grössten Zuwachs verzeichnete Europa, vor allem bei Organisationen, die wie die Junge Tat für «Remigration» eintreten.
In der Schweiz gilt die Junge Tat laut der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus als derzeit aktivste rechtsextreme Gruppierung. Mehrere Mitglieder wurden bereits verurteilt.
Organisation weicht auf Kryptowährungen aus
Wegen ihrer radikalen Ausrichtung ist sie auf alternative Finanzierungswege angewiesen. Nach der Sperrung ihres Postfinance-Kontos setzt sie vollständig auf Kryptowährungen. Auf ihrer Website sind mehrere Wallet-Adressen veröffentlicht.
Seit Ende 2022 verzeichnete die Organisation rund 20 Spenden im Wert von insgesamt knapp 24’000 Dollar. Viele davon nach öffentlichkeitswirksamen Aktionen.
Einzelne Spender hinterliessen Kommentare wie: «Gut gemacht! Das ist genau das, was unsere Zeit braucht.»
Grosse Transaktionen bleiben anonym
Der bisher höchste Betrag – 19’000 Dollar – ging an Silvester 2023 ein. Kurz davor hatten Medien über eine Propagandaaktion und eine eingestellte Strafuntersuchung berichtet.
Die Transaktion lässt sich bis zur Kryptobörse Binance zurückverfolgen, die Identität des Spenders bleibt jedoch unbekannt. Auch weitere Gelder können nur bis zu Wallet-Adressen verfolgt werden – wer dahinter steht, ist nicht ersichtlich.
Teilweise lässt sich nachvollziehen, wie die Junge Tat die Spenden nutzt. Im Frühjahr 2024 wurden Bitcoin im Wert von 17’000 Dollar auf ein Konto bei der Börse Kraken verschoben.
Seither erfolgten kleinere Auszahlungen, unter anderem an eine Wallet bei der Neobank Revolut. Aktuell verfügen die Wallets der Gruppierung noch über rund 10’000 Dollar.
Kleine Beträge mit grosser Wirkung
Hans-Jakob Schindler, Direktor des Counter Extremism Project, erklärt gegenüber dem «Tagesanzeiger»: «Extremistische Gruppen nutzen solche Aktionen gezielt, um Aufmerksamkeit und Geld zu gewinnen. Schon kleine Beträge können grosse Wirkung entfalten.»
Die Finanzierung über Kryptowährungen sei vor allem in den USA und Grossbritannien längst Standard. Auch deshalb, weil reguläre Banken Konten ablehnen.
















