Die Kinderschutzgruppe des Universitäts-Kinderspitals Zürich verzeichnete im vergangenen Jahr so viele Verdachtsfälle von Kindsmisshandlungen wie noch nie. Lockdown, Homeoffice und Schulschliessungen hätten für mehr Stress und Konflikte zuhause gesorgt.
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Die Fachgesellschaft Pädiatrie Schweiz glaubt, dass eine Durchseuchung der Schulkinder unausweichlich ist. (Symbolbild) - sda - KEYSTONE/PETRA OROSZ
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Corona-Krise treibt die Zahl von Kindsmisshandlungen und Verdachtsfällen in die Höhe.
  • 592 Fälle hat das Kinderspital Zürich bearbeitet, so viel wie noch nie.
  • Lockdown, Homeoffice und Schulschliessungen hätten für mehr Konflikte zuhause gesorgt.

Die Kinderschutzgruppe und Opferberatungsstelle habe 592 Fälle, 48 mehr als im Vorjahr, bearbeitet, teilte das Kinderspital Zürich am Donnerstag mit. Bei 397 Kindern habe sich der Verdacht auf Misshandlung bestätigt.

Bei 168 Kindern blieb der Verdacht zwar bestehen, habe sich aber nicht nachweisen lassen. Bei 27 Kindern habe sich herausgestellt, dass die Symptome medizinisch erklärbar waren und keine Misshandlung vorlag.

Corona-Krise schuld an Misshandlung daheim

Experten würden die zunehmenden Fallzahlen mit der Corona-Pandemie in Verbindung bringen. Die Belastung in den Familien sei gestiegen, etwa weil Grosseltern bei der Kinderbetreuung nicht mehr aushelfen konnten oder weil es zu finanziellen Engpässen kam.

Kesb
Die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb). - Keystone

Möglicherweise wurden aber auch mehr Fälle als üblich entdeckt und gemeldet. Durch die Arbeit im Homeoffice hätten viele Leute engeren Kontakt zu ihren Nachbarn gehabt und deshalb eher mitbekommen, was in anderen Familien passiert.

Bei der Mehrzahl der im vergangenen Jahr festgestellten Misshandlungen handelte es sich um körperliche Misshandlung (33 Prozent), sexuellen Missbrauch (31 Prozent) und Vernachlässigung (15 Prozent).

Die Kinderschutzgruppe empfiehlt, bei Verdacht auf Kindsmisshandlungen unbedingt aktiv zu werden. So soll man beispielsweise der betroffenen Familie Hilfe anbieten, oder die Polizei rufen. Fachstellen bieten Beratung an, wie vorzugehen ist.

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