Wasser

«Kein warmes Wasser» – Berner Bewohner erleben Schreck

Nicola Aerschmann
Nicola Aerschmann

Bern,

Die vermeintliche Ankündigung, dass kein warmes Wasser mehr fliessen werde, verwirrt einige Berner. Wer dahintersteckt...

suissetec Bern
Diese Flyer in Berner Briefkästen sorgten für Aufsehen. - suissetec Bern

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Flyer warnt Berner Bewohner eines Mehrfamilienhauses, dass sie kein Warmwasser hätten.
  • Ein Bewohner erzählt von seinem Schreck.
  • Der verantwortliche Branchenverband erklärt, was es mit der Aktion auf sich hat.

Ein Nau.ch-Leser aus Bern staunt nicht schlecht, als er kürzlich einen auffälligen Flyer in seinem Briefkasten hat.

In grossen Buchstaben ist zu lesen: «Kein warmes Wasser vom 27. bis am 30. November 2023». Christoph T.* erinnert sich bei Nau.ch: «Ich habe mich erschrocken. Drei Tage ohne warmes Wasser schien mir sehr lang, vor allem im Winter.»

Müssen er und seine Nachbarn jetzt also kalt duschen? Zum Glück nicht. Eine genauere Betrachtung zeigt, dass es sich um eine Werbeaktion handelt.

Der Flyer stammt aus der Feder der Gebäudetechniker. Das Wasser wird also nicht abgestellt – Glück gehabt.

Gebäudetechniker: Flyer ist «Aufruf zum Nachdenken»

Trotzdem findet Christoph den Flyer verwirrend – und ist damit nicht alleine. Wie Marcel Marolf, Geschäftsführer von suissetec Bern, auf Anfrage sagt, hätten sie mehrere Rückmeldungen zu der Kampagne erhalten. Teilweise seien diese konstruktiv ausgefallen, teilweise seien es Meldungen gewesen, welche hier «nicht zitier- und publizierbar» sind, so Marolf.

Die Flyer seien via Post an rund 90'000 Haushalte verteilt worden. Nur ein ganz kleiner Teil davon habe sich bei suissetec Bern gemeldet. Genaue Zahlen kann Marolf nicht nennen, aber er sagt: «Wenn es hochkommt, waren es vielleicht 0,1 Prozent, also maximal 90 Rückmeldungen.»

Dass die Flyer teils für Verwirrung gesorgt haben, kann Marolf nachvollziehen, gibt er zu. Auch wenn man die Geschichte eigentlich schon auf der Vorderseite aufgeklärt habe. «Für uns war klar, dass es sich um einen Aufruf zum Nachdenken handelt. Vielleicht hätte man es noch etwas klarer formulieren können», so der Geschäftsführer.

Handwerkliche Berufe sollen populärer werden

In jedem Fall hätten sie nie die Absicht gehabt, die Leute zu täuschen. Auf der Rückseite sei auch klar erkennbar gewesen, dass suissetec Bern hinter der Flyer-Aktion stecke. Man müsse in der Werbung manchmal auf «unkonventionelle» Methoden setzen, so Marolf.

Haben Sie eine handwerkliche Lehre gemacht?

Das Ziel der Kampagne ist klar, wie Marolf ausführt: «Wir wollen die Wichtigkeit der handwerklichen Berufe in unserer Branche in die Gesellschaft transportieren.» Es gehe darum, die Leute zu sensibilisieren, dass ohne die Gebäudetechniker vieles nicht funktionieren würde. Beispielsweise das warme Wasser.

Marolf sagt, dass es schwierig sei, immer alle Lehrstellen zu besetzen – nicht nur in ihrer Branche. Auch in anderen handwerklichen Berufen und sogar im KV sei es oft nicht einfach, die geeigneten Leute zu finden. Aktuell könne man noch kaum beurteilen, wie viel die Kampagne letztlich bringen werde. Neben Flyern gehören unter anderem auch Plakate und ein Kino-Werbespot dazu.

Mieterverband kritisiert Kampagne

Der Berner Mieterverband hat bisher keine Reaktionen erhalten. Geschäftsleiterin Sabina Meier sagt jedoch: «Die Verwirrung der betroffenen Mieter können wir aber nachvollziehen.»

Wasserhahn
Damit das warme Wasser auch in Zukunft fliesst, braucht es laut suissetec neue Fachkräfte. - pixabay

Gerade zu Beginn der Heizperiode müsse die Wasserversorgung wegen Arbeiten am System manchmal tatsächlich unterbrochen werden. Der Flyer könne auf den ersten Blick mit einer solchen Ankündigung der Verwaltung verwechselt werden.

Drei Tage Wasserunterbruch sei eine lange Zeit, so Meier. Mieter könnten in Stress geraten und bereits Massnahmen treffen. Meier hält fest: «Aus diesem Blickwinkel kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Kampagne unnötig Ärger und Umstände provoziert.»

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