Schweden hat am 10. Januar seinen Sonderweg minim verschärft. Die Infektions- und Todeszahlen mit dem Coronavirus sind dennoch stark rückläufig.
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In Schweden müssen Passagiere künftig mit Mund-Nasen-Schutz durch eine U-Bahn-Station gehen. (Symbolbild). - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am 10. Januar 2021 ist in Schweden ein Pandemiegesetz in Kraft getreten.
  • Das Land ist nur minim von seinem bekannten Sonderweg abgekommen.
  • Die Anzahl Neuinfektion und Todesfälle stagniert, trotz relativ lockeren Massnahmen.

Schweden erlangte im Corona-Jahr 2020 Aufmerksamkeit durch seinen Sonderweg. Das Land im Norden Europas ging den Kampf gegen das Coronavirus auf eine andere Art an. Trotz hoher Todeszahlen im Zusammenhang mit dem Virus blieben Einschränkungen für die Bevölkerung grösstenteils aus.

Doch als die Fallzahlen im vergangenen Herbst in die Höhe schnellten, änderte die Regierung ihren Kurs. Ein Pandemiegesetz wurde auf den Weg geschickt, welches am 10. Januar in Kraft trat.

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Restaurantbesitzer und ihre Mitarbeiter protestieren gegen Einschränkungen aufgrund des Coronavirus, vor einem Restaurant im Zentrum von Stockholm. - dpa

So können die Behörden, falls sie durch die Corona-Situation gezwungen sind, Geschäfte, Restaurants und Co. schliessen. Auch könnten grössere Menschenansammlungen im privaten Rahmen verboten werden – wie dies in der Schweiz schon länger der Fall ist. Ob die Regierung solche Massnahmen umsetzt, liegt aber in ihrem eigenen Ermessen.

Maskenpflicht bleibt ein Fremdwort

Restaurants, Bars und Geschäfte sind bislang geöffnet. Ab 20 Uhr gilt allerdings ein Ausschankverbot von Alkohol. Ladenbesitzer müssen lediglich die Personenanzahl in ihrem Geschäft regulieren – eine pro zehn Quadratmeter. Ob die Kunden eine Maske tragen müssen oder nicht, dürfen die Besitzer selbst entscheiden.

Im ÖV müssen weiterhin keine Masken getragen werden. Das Gesundheitsministerium empfiehlt lediglich Personen ab 16 Jahren, eine Schutzmaske während der Stosszeiten zu tragen. Chef-Epidemiologe Anders Tegnell nannte eine permanente Maskenpflicht gegenüber «The Local» einen unnötigen «Overkill».

Coronavirus Schweden
Chef-Epidemiologe Anders Tegnell hält an Schwedens Sonderweg fest. - Keystone

Studenten und Schüler an Universitäten und Oberstufen befinden sich im Fernunterricht. Grundschüler haben normalen Unterricht, ohne Masken. Je nach Infektionsgeschehen kann die Schulleitung aber Fernunterricht anordnen. Wo immer möglich soll von zu Hause aus gearbeitet werden.

Halten Sie die Corona-Massnahmen in der Schweiz für zu streng?

Fitnesscenter haben ebenfalls weiter offen. Geschlossen haben aber Theater und Kinos, weil nur acht Personen in den Saal dürften. Die grössten öffentlichen Ansammlungen sind mit 20 Personen an Beerdigungen erlaubt. In den eigenen vier Wänden schreibt die Regierung nichts vor, sondern empfiehlt bloss soziale Kontakte einzuschränken.

Infektionszahlen mit Coronavirus seit Neujahr rückläufig

Schweden hat die Schraube im Kampf gegen das Coronavirus zwar etwas angezogen. Angesichts der Lockdowns in ganz Europa geht das skandinavische Land dennoch einen deutlich lockereren Weg.

Und das mit Erfolg, wie die jüngsten Infektionszahlen zeigen. Seit einem Monat sinkt die Anzahl der Ansteckungen und Todesfälle in Schweden – wie auch hierzulande.

Schweden Coronavirus
Seit Neujahr beginnen die Fallzahlen in Schweden zu stagnieren. - Regierungsseite Schweden

Um Weihnachten herum vermeldete Schweden noch über 10'000 Infektionen und um die 100 Todesfälle pro Tag. Am Mittwoch wurden 3745 Neuinfektionen und noch 2 Todesfälle registriert. Dieser tiefe Wert der Todeszahlen ist allerdings mit Vorsicht zu geniessen. Nachmeldungen liegen in Schweden an der Tagesordnung. Die 7-Tage-Inzidenz fiel in diesem Zeitraum von rund 500 auf knapp 200.

Insgesamt verzeichnet Schweden mit seinen 10,2 Millionen Einwohnern 12'000 Todesfälle. In der Schweiz (8,6 Mio. Einwohner) beinahe 9000 Todesfälle in Folge des Coronavirus.

Corona-Impfungen
Die Anzahl Geimpfte auf 100 Personen im Vergleich. Grossbritannien (europaweiter Impf-Spitzenreiter), Schweiz und Schweden. - Our World in Data

Was die Impfungen gegen das Coronavirus betrifft, liegt Schweden mit der Schweiz etwa gleichauf. Während in der Schweiz bisher 3,6 Prozent der Bevölkerung geimpft wurde, sind es in Schweden 3 Prozent.

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