Dicht machen? Oder doch nicht? Die Walliser Hoteliers erlebten am Montag einen turbulenten Tag. Schuld war eine Kommunikationspanne der Regierung.
Coronavirus: Innenminister Alain Berset informiert an der Pressekonferenz am Montag zur Situation für die Schweizer Hotels. - YouTube/Der Schweizerische Bundesrat
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Walliser Regierung verkündete am Montagmittag die Schliessung aller Hotels im Kanton.
  • Nur Stunden später überstimmte sie der Bundesrat und hob die Schliessung wieder auf.
  • Die Walliser Hoteliers sind total konsterniert und sprechen von einem Chaos.

Dies ist die Chronik einer Kommunikationspanne in turbulenten Zeiten.

Am Montagmittag verhängt die Walliser Regierung die kantonale Notlage. Geschäfte, Märkte und Hotels müssen schliessen. Hotels?

Noch bevor der Staatsrat den Entscheid öffentlich kommuniziert, erhält das Ehepaar Welschen Besuch von zwei Polizisten. Maria Grazia und Stefan Welschen führen das Hotel Ambassador in Brig. Die Polizisten teilen den Entscheid der Regierung mit: Schliessung bis am Dienstagabend um Mitternacht, bei Nichteinhaltung 10'000 Franken Busse.

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Das Ehepaar Maria Grazia und Stefan Welschen führt das Viersterne-Hotel Ambassador in Brig. - zvg

Maria Grazia beginnt sofort mit der Benachrichtigung der Gäste per Telefon und im Haus. Das hauseigene Restaurant haben sie bereits am Donnerstag geschlossen. Nun wollen sie dem neuerlichen Beschluss der Regierung Folge leisten.

Die Kehrtwende

Um 17 Uhr informiert dann nicht mehr der Kanton, sondern der Bund. Die Landesregierung verhängt erwartungsgemäss die ausserordentliche Lage. Hotels sollen dabei jedoch offen bleiben.

CORONAVIRUS Bundesräte
Gleich vier Bundesräte informierten am Montagabend zur ausserordentlichen Lage in der Schweiz. - Keystone

Stefan Welschen verfolgt die Pressekonferenz des Bundesrats live und weiss, was es geschlagen hat. Der Mittagsentscheid des Walliser Staatsrats ist hinfällig geworden.

Sofort informiert er seine Frau, dass ihr Hotel nun doch offen bleiben dürfe. Diese kontaktiert erneut die Gäste.

Am Dienstagmorgen werden die Welschens dann von der Gemeinde Brig-Glis darüber in Kenntnis gesetzt, was sie längst wissen: Das Hotel Ambassador darf offen bleiben.

Die Konsequenzen

Doch viele Gäste wird es in den nächsten Wochen sowieso nicht mehr haben. Das Ambassador rechnet für den März mit Umsatzeinbussen von 150'000 Franken im Vergleich zum Vorjahr. Und in zwei Wochen wird die Krise nicht ausgestanden sein.

Die Ausnahmesituation ist hauptsächlich dem Coronavirus geschuldet. Trotzdem ärgern sich Maria Grazia und Stefan Welschen enorm über die schlechte Kommunikation der Kantonsbehörden. «Eine Katastrophe», sagen sie total konsterniert.

Der bekannteste Hotelier

Welschens werden ihr Hotel offen lassen. Zu einer anderen Entscheidung greift Peter Bodenmann. Der ehemalige SP-Präsident und heutige Hotelier schliesst am Dienstag sein «Good Night Inn» in Brig mit 167 Zimmern. Wegen der Coronakrise seien die Logiernächte in seinem Hotel drastisch eingebrochen, sagt Bodenmann gegenüber dem «Walliser Boten».

Das Hickhack, ob Schliessung oder nicht, passe ins Bild der hilflosen Politik im Wallis. Bodenmann: «Das Chaos könnte nicht grösser sein.»

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Peter Bodenmann führt ein grosses Hotel in Brig. - Keystone

Der Walliser Hotelier-Verein erachtet die Kommunikationspanne als Nebenschauplatz. Direktor Patrick Bérod findet die Situation so oder so bereits sehr herausfordernd.

Die Walliser Regierung hat auf die telefonischen und schriftlichen Anfragen von Nau.ch nicht reagiert.

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