Die Infektionszahlen mit dem Coronavirus steigen an. Zeitgleich fordern Politiker die Abschaffung der Quarantäne. Das sei gefährlich, meint ein Virologe.
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Coronavirus: Eine Maske liegt auf der Strasse. (Symbolbild) - sda
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das BAG gibt am Dienstag grünes Licht für eine Verkürzung der Quarantäne.
  • Einige Schweizer Politiker möchten die Quarantäne sogar ganz abschaffen.
  • Das wäre für Ungeimpfte und Risikopatienten sehr gefährlich, meint Virologe Andreas Cerny.

Die Omikron-Variante des Coronavirus breitet sich weiter rasend schnell aus. Die täglichen Infektionszahlen sind in der Schweiz derzeit sehr hoch.

Und dennoch: Diverse Politiker setzen sich dafür ein, dass die Quarantäne weiter verkürzt oder gar abgeschafft wird.

Sollte die Quarantänedauer abgeschafft werden?

Am Mittwoch wird die Landesregierung über die aktuelle Lage informieren. Die kürzere Quarantänedauer sei ein «wichtiger Diskussionspunkt» für die bevorstehende Sitzung, sagt Bundesrat Ueli Maurer am Montag bei «Eco Talk».

Am Dienstag gibt Virginie Masserey vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) an der Pressekonferenz grünes Licht. Man habe eine Vernehmlassung durchgeführt, die Länge der Quarantäne könne offiziell auf sieben Tage reduziert werden. Diskutiert werden könne demnach auch über die Verkürzung der Isolations-Dauer.

Pierre Alain Schnegg, Berner Gesundheitsdirektor, fordert gar eine Abschaffung. Er schlägt vor, die Quarantäne für Menschen, die mit dem Coronavirus in Kontakt gekommen sind, ganz aufzuheben.

«Intensivstationsbelegung nur die Spitze des Eisbergs»

Was würde diese Massnahme für Risikopatienten oder Personen bedeuten, die sich nicht gegen das Coronavirus impfen lassen wollen oder können?

Es sei wichtig, dass die Schweiz die Welle mit möglichst wenig Infizierten überstehe, sagt Virologe Andreas Cerny auf Anfrage. «Omikron ohne Schutzmassnahmen zu begegnen wird zu vielen Opfern unter Ungeimpften, Immungeschwächten und Personen mit Risikofaktoren führen.»

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Eine Frau macht zuhause einen Coronavirus Antigen-Schnelltest.
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Die Omikron-Variante bereitet sich in der Schweiz rasend schnell aus. (Symbolbild)
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Testlabore stossen langsam aber sicher an ihre Kapazitätsgrenzen. (Symbolbild)
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Eine Durchseuchungs-Strategie wird auch in der Schweiz zum Thema.
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Wird die Quarantäne verkürzt oder gar ganz abgeschafft? (Symbolbild)

Es sei richtig, dass eine Verkürzung oder eine Abschaffung der Quarantäne für diese Menschen gefährlich sei. «Hospitalisierungen und Intensivstationsbelegung sind ja nur die Spitze des Eisbergs. Hohe Fallzahlen behindern auch die normalen Abläufe in der Gesellschaft ganz generell», so Cerny.

Die Quarantäne ganz aufzuheben, ist für den Virologen deshalb keine Option. «Die Quarantäne ist Teil der Strategie, die Infektionsketten zu unterbrechen. Sie abzuschaffen wäre aus epidemiologischer Sicht falsch.»

Auch Quarantäne-Verkürzung birgt Risiken

Bei der Verkürzung sei zu berücksichtigen, dass es drei bis fünf Tage geht, bis jemand nach der Infektion Symptome bekommt. «Die meisten Infizierten sind nach Symptom-Beginn etwa zehn Tage ansteckend für andere Personen. Darauf basierend ist die korrekte Dauer der Quarantäne 14 Tage.»

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Klinikdirektor Andreas Cerny von der Clinica Luganese Moncucco. Als Virologe beobachtet er die Entwicklung des Coronavirus. - Epatocentro Ticino

Auch eine Verkürzung sei deshalb mit einem gewissen Restrisiko verbunden. «Dieses kann man dadurch reduzieren, indem man asymptomatischen Personen erlaubt, sich nach sieben Tagen ‹freizutesten›», sagt Andreas Cerny.

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