Coronavirus: So könnte ein nationaler Slowdown aussehen
Slowdown statt Lockdown, forderte GDK-Präsident Lukas Engelberger am Donnerstag. Wie ein solcher aussehen könnte, zeigen die Kantone Wallis, Jura und Freiburg.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Corona-Infektionen schnellen rasant in die Höhe.
- Nun reagieren einige schwer betroffene Kantone mit verschärften Massnahmen.
- Diese zeigen auf, wie ein schweizweiter «Slowdown» aussehen könnte.
Die Corona-Fallzahlen steigen und steigen. In mehreren Kantonen haben sich die Infektionen in dieser Woche verdoppelt oder gar nahezu verdreifacht wie im Thurgau.

Nach der Ergreifung neuer Massnahmen vergangenes Wochenende will der Bund vorerst von weiteren Restriktionen absehen – zumindest bis nächsten Mittwoch. Dann dürfte der Bundesrat eine neue Strategie zur Bekämpfung des Coronavirus vorstellen.
Engelberger: «Müssen Einschränkungen hinnehmen»
«Es braucht nicht einen Lockdown, es braucht jetzt einen Slowdown», meinte Lukas Engelberger, Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz. Dadurch könnten Wirtschaft, Bildung und «das Elementarste, das gesellschaftliche Zusammenleben» weitergeführt werden, sagte der Basler.

«Wir müssen aber bereit sein, im Bereich des Freizeitverhaltens auch Verzicht zu üben. Und Einschränkungen hinzunehmen», so der 45-Jährige.
Wallis verschärft Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus
Wie die von Engelberger angesprochenen Einschränkungen eines solchen Slowdowns aussehen dürften, zeigen die Kantone Wallis, Neuenburg, Jura und Freiburg. Die Regierungen dieser Kantone haben bereits in dieser Woche das Leben der Bevölkerung «heruntergefahren».

Als erster Kanton verschärfte das Wallis die Restriktionen, die der Bund am Sonntag eingeführt hat: Sperrstunde für Restaurants und Bars ab 22 Uhr, Maskenpflicht in Fahrzeugen und an Arbeitsplätzen sowie ein Versammlungsverbot für mehr als zehn Personen in der Öffentlichkeit.
Ähnlich sehen die neuen Regelungen zur Bekämpfung des Coronavirus im Kanton Jura aus, welcher am Freitag nachzog. Dort wurde ebenfalls eine Sperrstunde ab 22 Uhr eingeführt. Die jurassische Regierung ordnete zudem das Verbot von Team- und Kontaktsportarten sowie Chorproben an.
Klare Unterschiede zu Lockdown-Restriktionen
Und auch Neuenburg und Freiburg verschärften am heutigen Freitag die Corona-Massnahmen. Sie setzten die Sperrstunde im Gegensatz zum Wallis auf 23 Uhr an. Auch diese Kantone verbieten Kontaktsportarten wie Fussball und Eishockey.
Die Massnahmen greifen erneut immer weiter ins Leben der Bevölkerung ein, unterscheiden sich dennoch deutlich von jenen während des Lockdowns. Damals mussten alle Läden, die keine Lebensmittel verkauften, Restaurants und Discos schliessen.

Für Bund und Kantone gilt es zwar wie im Frühling, die Infektionszahlen zu senken. Doch dieses Mal setzen die Behörden weitere Prioritäten.
Mit Erweiterung der Maskenpflicht auf den Arbeitsplatz will die Walliser Kantonsregierung sicherstellen, dass das Coronavirus nicht am Arbeitsplatz übertragen wird. Somit könnten die Quarantäne für Arbeitnehmende und Homeoffice-Anordnungen umgangen werden. Dadurch soll die Wirtschaft im Gegensatz zum Frühling weiterlaufen. Und so gut wie möglich am Leben gehalten werden.
Massnahmen ähnlich wie erste Lockerungsschritte
Zudem soll – wie Engelberger forderte – das Zusammenleben weniger stark eingeschränkt werden. Während die Personenobergrenze im März bei Ansammlungen von 5 Menschen lag, gelten nun landesweit Versammlungsverbote ab mehr als 15 Personen. Die Kantone Wallis und Neuenburg setzten jedoch die Vorgabe des Bundes bereits auf 10 herab.

Und da bisher keine grösseren Cluster in Schulen bekannt geworden sind, sollen auch die Bildungsanstalten offen bleiben.
Die neuen Massnahmen im Wallis und weiteren Westschweizer Kantonen stimmen in einigen Punkten stark mit denjenigen nach dem Lockdown überein. Damals fuhr der Bundesrat mit Lockerungsschritten das Leben wieder hoch, nun soll es mit ähnlichen Regelungen wieder heruntergefahren werden. Doch ob diese auch greifen, wird sich erst in den kommenden Tagen zeigen.