Das Coronavirus beflügelte den Haustier-Boom. Langsam kehrt der Alltag wieder zurück – und die Tiere landen im Heim. Dort gibt es kaum noch Platz.
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Die Tierheime platzen aus allen Nähten. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Schweizer Tierheime platzen aus allen Nähten.
  • Nach den Corona-Lockdowns bleibt oft keine Zeit mehr für den pelzigen Freund.
  • Die Heime appellieren an die Gesellschaft, das Anschaffen eines Tieres gut zu durchdenken.

Es sind herzzerreissende Bilder. Unzählige Hunde sitzen hinter dicken Gitterstäben und warten auf ihr neues Herrchen. Vor wenigen Wochen hatten sie noch ein liebevolles Zuhause. Der Alltag nach dem Coronavirus hat dieses zerstört – und die Tiere sind wieder alleine.

Run auf die pelzigen Freunde

Als die Pandemie ins Rollen kam, waren viele Menschen einsam, hatten massig Zeit. Für viele der Beweggrund schlechthin, sich ein Haustier anzuschaffen. So gab es einen regelrechten Run auf Hund, Katze und Hamster.

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Eben noch in einem liebevollen Zuhause, sitzen viele Vierbeiner jetzt wieder im Tierheim. - Keystone

Jetzt sind die Lockdowns vorbei, die Schweiz beinahe wieder im Alltagstrott. Da bleibt für den Vierbeiner keine Zeit mehr. Dies kriegen besonders die Tierheime der Schweiz zu spüren.

«Es wurden viel mehr Tiere bei uns abgegeben. Sowohl Hunde als auch Katzen und Kaninchen», sagt Lukas Bircher, Geschäftsführer beim Berner Tierschutz. Das Tierheim Oberbottigen, welches zum Tierschutz gehört, verzeichne ebenfalls eine Zunahme verwaister Katzen.

Coronavirus: Heim-Personal am Anschlag

«Wir sind zusätzlich belastet mit dem Einfangen von vielen verwilderten Katzen», so Bircher. Das Heim sei mehr oder weniger voll, das Personal stark ausgelastet. Sehr viele der abgegebenen Tiere hätten gesundheitliche Probleme. «Zudem haben wir viele Hunde mit Verhaltensauffälligkeiten», sagt Bircher auf Anfrage.

Das Tierheim Oberbottigen BE baut seine Räumlichkeiten aus

Auch beim Tierheim Pfötli in Winkel ZH gibt es nicht mehr viel Platz. «Ausser für einen kleinen Vogel und ein bis zwei Ratten haben wir aktuell keinerlei freie Plätze.» Dies sagt Victoria Metzger vom Marketing des Tierrettungsdienstes in Winkel.

Gegenüber den Vorjahren sei eine Zunahme der Auslastung zu verzeichnen. Dies liege auch daran, dass die Tierrettungseinsätze angestiegen seien. Seit Ausbruch des Coronavirus sei es vor allem bei den Hunden vermehrt zu Einsätzen gekommen. «Thematik sind entlaufene Hunde aus dem Import oder Beschlagnahmungen», so Metzger.

Die Pflegestelle zur Entlastung

Mit Findeltieren kennt sich auch der Tierschutz im Aargau aus. «Wir verzeichnen einen Rekord. Oft sind die Tiere nicht gechipt oder registriert», sagt Präsidentin Astrid Becker. Dies würde die Suche nach den Besitzerinnen und Besitzern zusätzlich erschweren.

Haben Sie sich in der Pandemie ein Haustier angeschafft?

Im Tierheim habe es noch einige Plätze. «Es ist nicht so, dass wir gar keinen Platz mehr hätten. Finden wir aber viele Findeltiere, dann müssen Besitzer mit abzugebenden Haustieren manchmal einige Tage warten», so Becker.

«Ich hatte wirklich Angst»

Der Tierschutz im Aargau arbeitet mit privaten Pflegestellen zusammen. Diese würden das Tierheim-Personal entlasten. «Die Pflegestellen kümmern sich häufig um die ganz kleinen Tiere, die noch alle zwei Stunden aufs Fläschchen angewiesen sind.»

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Katzen werden oft ohne Chip aufgefunden. - Keystone

Besonders die Herbstkätzchen würden oft mit gesundheitlichen Problemen aufgefunden. Die drei bis vier Monate alten Büsi hätten wetterbedingt oft Augenentzündungen. Astrid Becker ist froh, dass die Auswirkungen durch die Pandemie nicht verheerender waren: «Ich hatte wirklich Angst, bin aber froh, dass es nicht ganz so schlimm ist wie erwartet.»

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