Schweizer Touristen aus aller Welt brechen aufgrund des Coronavirus derzeit ihre Reise ab. Derweil explodieren die Flugpreise. Betroffene Schweizer erzählen.
Schweizer Touristen, welche derzeit noch nach Hause gelangen wollen, müssen tief in die Taschen greifen. So bezahlte auch Sarah R. dreimal so viel für ihr Rückreise-Ticket. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer Touristen aus aller Welt machen sich auf den Heimweg.
  • Derzeit explodieren die Preise für die Heimreise.
  • Betroffen waren auch Oli K. und Sarah R., welche mehr als das Doppelte zahlten.

Ob in Europa oder Übersee – langsam aber sicher machen alle Flughäfen im Ausland dicht. Viele Schweizer Touristen brechen ihre Ferien ab und kommen nach Hause. Diese sind verärgert, weil das Coronavirus ihnen einen Strich durch ihre Urlaubs-Rechnung macht.

Doch nicht nur deswegen: Auch von den Behörden sind sie enttäuscht. Einer von ihnen ist Oli K.(*).

Botschaft riet, «Situation auszusitzen»

Seine Weltreise hätte eigentlich noch bis in den Mai andauern sollen. Die Situation in Costa Rica war entspannt, doch Familie und Freunde machten sich Sorgen. Deshalb setzte sich Oli K. mit der Schweizer Botschaft in Costa Rica in Verbindung. Über deren Rat konnte er nur staunen, wie er gegenüber Nau.ch sagt. «Sie rieten mir, ein Haus für zwei bis drei Monate zu mieten und die ganze Sache vor Ort auszusitzen.»

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Der Flughafen in New York ist menschenleer. - Nau

Dies war für ihn und seine Freundin keine Option, also machte sich das Paar via New York auf nach Zürich. Dabei sei er behandelt worden wie ein wandelnder Infektionsherd, erklärt Oli K.. «Insbesondere die Amerikaner sahen uns als Gefahr an. So, als wären alle Europäer höchst ansteckend.»

Flüge sind mehr als doppelt so teuer

Ein Freund von Oli K. bleibt in Costa Rica. Für seinen Rückflug mit der Swiss hätte er ganze 3600 Franken hinlegen müssen. Im Vergleich: Ein herkömmlicher Flug kostet im Normalfall ein Drittel. Deswegen entschied er sich nun für die Konkurrenz, welche den Rückflug mit zwei Zwischenstopps für 500 Franken anbietet.

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Ein Rückflug für morgen Dienstag kostet knapp drei Mal so viel wie zum regulären Preis.
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Im Vergleich: Der Flugpreis im Mai beträgt nur etwas mehr als 1200 US-Dollar.

«Da die Preise von Angebot und Nachfrage bestimmt werden, hat die aktuelle Entwicklung zu kurzfristig steigenden Preisen geführt.» Dies erklärt Swiss-Mediensprecherin Sonja Ptassek auf Anfrage von Nau.ch. Allerdings hätten die Reisenden bereits seit längerem die Möglichkeit einer Ratenzahlung.

Kein Durchkommen beim EDA

Auch Sarah R. musste sich ihren Rückflug aus Brasilien regelrecht erkämpfen. Nachdem ihr ordentlicher Flug abgesagt wurde, musste sie sich für eine Alternative umsehen. Als einzige Option blieben ihr zwei Rückflüge. Einer am Montag für rund das Doppelte (1000 Franken) und einer am Samstag für rund das Siebenfache (3500 Franken) des ursprünglichen Preises von 500 Franken.

Sarah R. sah sich gezwungen, den «billigeren» Flug am Montag zu buchen. Durch Zufall erwischte sie am Flughafen einen Mitarbeiter der Swiss.

«Sein Engagement war überwältigend! Dank ihm konnten meine Mutter und ich noch am Samstag nach Hause reisen. Und dies ganz ohne Aufpreis.»

Das erklärt Sarah R. erleichtert. «Auch wir haben uns beim EDA registriert.» Informiert hätte allerdings niemand.

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Trotz des abrupten Abbruchs konnten Sarah und ihre Mutter die Ferien in Brasilien geniessen. - Nau

«Es ist uns nur durch Zufall gelungen, nach Sao Paulo zu gelangen und dort einen der letzten Flüge zu erwischen. Obwohl das EDA unseren Standort hatte, waren wir auf uns alleine gestellt.» So erklärt Sarah R., dass weder auf Mails, noch auf Anrufe reagiert wurde.

Über 15'000 Schweizer befinden sich noch im Ausland

Wie das EDA mitteilt, sind derzeit über 15'000 Schweizer noch im Ausland. Alleine am letzten Wochenende hätten sich 7500 Reisende via «Travel Admin App» registriert, welche Hilfe bei ihrer Heimreise benötigen. «Unsere Vertretungen sind nun zusätzlich gefordert, diese dabei zu unterstützen, an die Flughäfen zu gelangen.» Dies versprach Hans-Peter Lenz, Leiter Krisenmanagementzentrum im EDA, an der heutigen Pressekonferenz.

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Hans-Peter Lenz erklärt an der Pressekonferenz am Montag, dass das EDA derzeit mit der grössten Rückholaktion aller Zeiten beschäftigt sei. - Keystone

Es sei die grösste Rückholaktion, die je stattgefunden hätte. «Ich kann versichern, dass wir innerhalb dieser und der nächsten Woche sämtliche Kontinente anfliegen werden», so Lenz weiter an der Pressekonferenz vom heutigen Nachmittag.

(*) Name der Redaktion bekannt

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