Coronavirus: Kaum jemand will sich impfen lassen
Das BAG empfiehlt Risikogruppen weiterhin die Impfung gegen das Coronavirus. Trotzdem lässt sich einer Umfrage zufolge kaum noch jemand impfen.

Das Wichtigste in Kürze
- Pfizer hat 1000 Risikopersonen zur Corona-Impfung befragt.
- Nur vier Prozent haben sich im vergangenen Jahr impfen lassen, trotz BAG-Empfehlung.
- Das Pharmaunternehmen fordert nun eine Informationskampagne vom Bund.
Am 1. April 2022 wurden die letzten Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus aufgehoben. Aber auch heute empfiehlt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) Personen ab 16 Jahren mit Vorerkrankungen und über 65-Jährigen die Corona-Impfung.
Drei Jahre nach Ende der «besonderen Lage» gibt es allerdings nur wenige Daten dazu, wie viele Personen tatsächlich geimpft sind.
Immunisierung ist bei vielen Jahre her
In diesem Zusammenhang hat der Schweizer Ableger des US-Pharmakonzerns Pfizer eine Umfrage durchgeführt, wie «CH Media» berichtet. Befragt wurden 1000 Personen, die über 65 Jahre alt sind oder einer Risikogruppe angehören.
Dabei stellte sich heraus, dass 88 Prozent sich zwar gegen das Coronavirus impfen lassen haben. Bei den meisten ist die letzte Impfung jedoch ein bis fünf Jahre her.
Gerade mal vier Prozent haben sich laut der Umfrage im vergangenen Jahr gegen Covid-19 immunisieren lassen. 39 Prozent halten eine erneuerte Impfung auch für «definitiv nicht nötig» – trotz BAG-Empfehlung.
Viele sind der Meinung, dass sie schon durch frühere Impfungen ausreichend geschützt sind. Oder, dass die Gefahr vernachlässigbar sei oder sie durch eine natürliche Infektion geschützt sind.
Derweil finden 37 Prozent eine erneute Corona-Impfung notwendig, 25 Prozent sind sich nicht sicher.
Coronavirus: wenig Impfungen, aber als ernst wahrgenommen
Allerdings zeigt die Pfizer-Umfrage auch, dass die Covid-19-Impfung als eine der wichtigsten Impfungen wahrgenommen wird. Und im Vergleich zu anderen Atemwegsinfektionskrankheiten wie RSV oder Influenza sieht eine Mehrheit Covid-19 als schwerwiegendste Krankheit.
Diese Wahrnehmung steht im Gegensatz zu den tiefen Impfzahlen. Sabine Bruckner, Chefin von Pfizer Schweiz, sagt gegenüber der «Schweiz am Wochenende» zusammenfassend: «Einerseits wird Covid als eine ernste Erkrankung wahrgenommen. Andererseits sieht man dann, dass die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, gering ist.»
Sie erklärt sich diesen Umstand damit, dass die Patientinnen und Patienten zu wenig über die Risiken aufgeklärt seien. Denn an der Zugänglichkeit der Impfung oder den Kosten liege laut der Umfrage nicht, dass viele beim Impfen zurückhaltend sind. Das BAG empfiehlt Risikogruppen die Impfung, daher zahlen die Krankenkassen.
Pfizer fordert mehr Ausgaben für Aufklärungskampagnen
Die Pfizer-Managerin fordert deshalb eine Informationskampagne von der Behörde, die grosses Vertrauen geniesst: «Die Zahlen aus unserer Umfrage zeigen, dass es in der Bevölkerung eine Informationslücke gibt. Dies sollte ein Weckruf an die Behörden sein, die Risikogruppen gezielt besser aufzuklären und einen informierten Impfentscheid zu ermöglichen.»
Es nütze nichts, nur eine nationale Impf-Strategie zu haben. «Es braucht auch die finanziellen Mittel dazu, die Bevölkerung darüber zu informieren», so Bruckner.
Deutschland investiere im Vergleich zur Schweiz einen höheren Anteil der jährlichen Gesundheitsausgaben in Präventionsmassnahmen und Aufklärungskampagnen. Das habe direkt zur Folge, dass die Durchimpfungsrate für alle empfohlenen Impfungen für Risikogruppen bei 65 Prozent liege.
«In der Schweiz sind es nur zehn Prozent», hält Bruckner fest.

Eine Anhebung der Impfquote würde wiederum Gesundheitskosten einsparen, so die Chefin von Pfizer Schweiz. Zum Beispiel, weil so Spitalaufenthalte verhindert würden.
Die letzten verfügbaren Daten zu Spitalaufenthalten von Corona-Patienten in der Schweiz stammen aus der Saison 2023/24. Über 4000 Menschen mussten wegen Covid-19 ins Spital, 282 Personen starben.
Als Impfstoff-Hersteller hat Pfizer natürlich ein hohes Interesse daran, dass viele Menschen sich gegen das Coronavirus impfen lassen. Immerhin macht das Pharmaunternehmen so sein Geld.
BAG sieht keinen Handlungsbedarf
Das BAG sieht derweil keine Notwendigkeit für die von Pfizer geforderte Informationsoffensive.
Ein Sprecher hält fest: «Am wichtigsten ist: Personen aus Risikogruppen sollen sich durch ihre betreuenden Ärztinnen und Ärzte sowie andere Fachpersonen individuell beraten lassen.»
Das BAG versorge die medizinischen Fachpersonen «mit aktuellen Empfehlungen und Informationen, damit sie ihre Patientinnen und Patienten gezielt beraten können».

Dieser Weg sei nachhaltiger und wirkungsvoller als breit angelegte Kampagnen.
Der BAG-Sprecher erklärt weiter, man setzte bereits auf Massnahmen, «die nachweislich Wirkung zeigen».
Im November ist etwa eine nationale Impfwoche geplant. Diese wird mit verschiedenen Partnern durchgeführt und bietet niederschwellige Angebote für Impfungen gegen Corona, die Grippe und RSV.