Coronavirus: Impfung hebt Massnahmen in Altersheimen noch nicht auf

Kein gemeinsames Essen, Basteln oder Kaffeetrinken mehr, Besuche wurden drastisch eingeschränkt: Monatelang lebten die Bewohner in vielen Alters- und Pflegeheimen praktisch in Isolation.

Mittlerweile hat sich das Leben für viele Senioren wieder etwas normalisiert, so sind etwa Besuchs- und Kontaktverbote längst aufgehoben. Doch die Hygiene- und Abstandregeln bleiben wegen des Coronavirus trotz Durchimpfung in den Heimen vorerst bestehen.

Von Lockerungen der Massnahmen sehen die Alters- und Pflegeheime noch ab. Dies, obwohl das BAG einer Gruppe vollständig geimpfter Personen grundsätzlich erlaubt, auf das Abstandhalten und Maskentragen zu verzichten.

Für Senioren gelten aber aufgrund der hohen Gefährdung besondere Vorgaben und Empfehlungen. Laut dem Zuger Kantonsarzt und Präsident der Kantonsärzte-Vereinigung, Rudolf Hauri, dürfte das vorerst auch so bleiben.

«Noch ist keine ausreichende Datenlage zum Schutz der Covid-19-Impfung vor schwerer Erkrankung und Übertragungen bei hochaltrigen Personen vorhanden», erklärt Hauri. Deshalb müssten die bestehenden Schutzmassnahmen weiterhin eingehalten werden.

Somit dürfen die geimpften Senioren auch nicht für eine Jassrunde zusammenkommen, ohne dass die üblichen Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten werden.

Dafür hätten die Bewohner aber auch Verständnis, bestätigen gleich mehrere Altersheime auf Anfrage von Nau.ch. «Die Bewohnenden haben inzwischen gelernt, mit dem Coronavirus zu leben. Sie halten sich weiterhin vorbildlich an die Massnahmen», sagt eine Sprecherin von Tertianum.

Auch die Senevita Gruppe beobachtet seit Impfabschluss geduldige Senioren: «Eine Lockerung der Massnahmen wird von den Bewohnenden erst erwartet, wenn ein ausreichend grosser Anteil der Schweizer Bevölkerung geimpft ist.»

Noch müssen sich die Senioren mit ihren Freiheiten also gedulden. Schliesslich müsse gemäss dem Zuger Kantonsarzt weiterhin davon ausgegangen werden, dass das Coronavirus von Aussen in diese Institutionen eindringt.

Das zeigt auch der Corona-Ausbruch in einem Alters- und Pflegeheim im Kanton Zug, bei welchem auch geimpfte Bewohner betroffen waren. «Glücklicherweise gab es nur milde Krankheitsverläufe, wenn überhaupt Symptome auftraten, was für eine gute Schutzwirkung der Impfung spricht», meint Hauri.

Genau diese Erkenntnis macht durchaus Hoffnung auf baldige Lockerungen in den Altersheimen: «Sobald gezeigt werden kann, dass geimpfte Altersheimbewohner genügend geschützt sind, sollten die bestehenden Einschränkungen weitgehend aufgehoben werden können.»

Kriterium dafür sei sowohl der Schutz vor schweren Krankheitsverläufen, als auch die Erkenntnis, dass geimpfte Personen das Virus selten übertragen. Schon bald dürfte man sich darüber im Klaren sein: «Ich gehe davon aus, dass diese Erkenntnisse in den nächsten wenigen Wochen vorliegen müssten», meint Hauri.