Besucherstopp und Isolation: Immer öfters wollen ältere Menschen wegen Corona nicht mehr ins Altersheim. Das hat Auswirkungen auf deren Belegungsgrad.
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Wegen Corona wurden Senioren abgeschottet. Jetzt kämpfen Altersheime mit Leerständen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Alters- und Pflegeheimen gab es lange Zeit Wartelisten. Nun stehen dort leere Betten.
  • Grund dafür ist die Corona-Pandemie: Die Menschen sind skeptischer gegenüber den Heimen.
  • Sie fürchten sich vor der Isolation.

Es sind traurige Bilder, die es in den letzten Monaten aus den Alters- und Pflegeheimen der Schweiz in die Schlagzeilen geschafft haben. Einsame ältere Menschen warten alleine in ihren Zimmern auf Besuch – doch es kommt niemand.

Sprechen durfte man in gewissen Heimen nur via Telefon durch eine Plexiglasscheibe. - Keystone

In vielen Heimen war wegen der Corona-Pandemie Besuch lange Zeit verboten und später nur beschränkt möglich. Die strengen Regeln haben nun negative Konsequenzen für die Heim-Betreiber.

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Kommunikation fand kaum oder nur mit grossem Abstand statt. - Keystone

Die TerzStiftung schreibt, viele betagte Personen hätten den Umzug ins Heim wegen der Corona-Krise verschoben. Ein typisches Heim mit 100 Gästen in 80 Zimmern weise plötzlich einen Leerstand von fünf Zimmern auf. Dies erklärt René Künzli, der Gründer der Stiftung, die sich für die Selbstbestimmung älterer Menschen einsetzt, im Gespräch mit der «NZZ».

Tiefere Auslastung als im Vorjahr

Diesen Negativ-Trend bestätigt der Branchenverband Curaviva. Er prognostiziert gemäss der Zeitung, dass die Belegungsquote 2020 rund drei Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahres liegen könnte.

Die betagten Personen können nur noch Bilder ihrer Angehöriger sehen. - Keystone

Beim grössten Heim-Anbieter Tertianum sei die Auslastung in den Agglos Bern und Zürich gemäss Firmenchef Luca Stäger um 1 bis 1,5 Prozentpunkt zurückgegangen.

Stäger erklärt in der «NZZ», dass er zwei Ursachen für die geringere Belegung sieht. Es sei wegen des Lockdowns zu weniger Verletzungen bei älteren Personen gekommen und darum hätten die Spitäler weniger Fälle zur Pflege an die Heime überwiesen.

Das Vertrauen schwindet stark

Doch auch die strengen Regeln in den Alters- und Pflegeheimen seien ein Grund dafür. Die Menschen seien skeptischer gegenüber dem Heimaufenthalt geworden. Sie würden befürchten, bei einer zweiten Welle im Heim isoliert zu leben.

Für Renate Monego, Direktorin der Pflege- und Alterszentren der Stadt Zürich ist klar, dass derart drastische Massnahmen wie zu Beginn der Krise eigentlich nur denkbar seien, wenn die nächste Welle noch schlimmer werde als die erste.

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NZZ