Die Pandemie mit dem Coronavirus hat gezeigt, dass ein Teil der Bevölkerung der Wissenschaft misstraut. Ein Grund sind Traumata und Probleme mit Autoritäten.
Coronavirus
Menschen bei einer Demonstration gegen die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus. Misstrauen gegenüber Autoritäten kann mit Kindheitstraumata in Verbindung stehen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Einer Studie zufolge könnte Impfskepsis mit Kindheitstraumata zusammenhängen.
  • Denn wer in der Kindheit traumatische Erfahrungen macht, hat später Mühe, zu vertrauen.
  • Laut einem Experten haben Skeptiker Probleme dabei, kompetente Autoritäten zu erkennen.
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Noch immer sind über 30 Prozent der Schweizer nicht gegen das Coronavirus geimpft. Sei es aus medizinischen Gründen, weil sie genesen sind, oder weil sie der Impfung entgegen wissenschaftlicher Erkenntnisse grundsätzlich misstrauen.

Aber wieso glauben Menschen, die über keine virologischen Kompetenzen verfügen, Wissenschaft und Gesundheitsexperten grundsätzlich nicht?

Forschende aus Wales haben eine mögliche Antwort parat: Eine aktuelle Studie zeigt, dass eine Ablehnung der Impfung mit traumatischen Kindheitserfahrungen zusammenhängen könnte. Wer Kindheitstraumata erlebt hat, hat eher Mühe, zu vertrauen, so der Erklärungsansatz der Forschenden.

Traumata lösen Misstrauen in Institutionen aus

Psychologe Adrian Oertli von der Zürcher Gemeinschaftspraxis Irchel ordnet gegenüber Nau.ch ein: «Viele Traumatisierte machen die Erfahrung, dass sich Gewalt oftmals gegen Vernunft oder Recht durchsetzt. Da bleibt natürlich auch ein Misstrauen gegenüber öffentlichen Institutionen.»

So könnten sich Betroffene fragen, ob bei Prüfungsstellen oder Wissenschaftsbetrieben ähnliche Mechanismen am Werk seien, die Forschungsergebnisse verzerren.

Coronavirus
Skeptiker bei einer Demo in Bern. Einer Studie zufolge könnte die Ablehnung der Impfung gegen das Coronavirus mit Kindheits-Traumata zusammenhängen.
Impfgegner
Wer Kindheitstraumata erlebt hat, hat eher Mühe, zu vertrauen, so der Erklärungsansatz der Studie.
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Dabei bleibt einem Experten zufolge auch ein Misstrauen gegenüber öffentlichen Institutionen.
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Impfgegner hätten Mühe, komptente Autoritäten zu erkennen, so der Psychologe Adrian Oertli.

Dass militante Corona-Skeptiker deshalb Autorität generell ablehnen, glaubt Oertli nicht. «Viele Impfgegner haben ja auch ihre eigenen Autoritäten, denen sie folgen. Ich würde da eher sagen: Sie haben Schwierigkeiten darin, sich kompetente Autoritäten auszusuchen.»

So verfalle man schnell in ein Schwarz-Weiss-Denken und prüfe nicht, wo es die besten Kontrollmechanismen gegen Machtmissbrauch gibt.

Impfgegner wollen punkto Coronavirus ein «natürliches Schicksal»

Misstrauen ist jedoch nicht der einzige Grund, weshalb sich viele nicht gegen das Coronavirus impfen lassen wollen. «Ich denke, die Impfung wird auch oftmals aus spirituellen Gründen abgelehnt – aus einer Entscheidung heraus, ein quasi natürliches Schicksal anzunehmen», so Adrian Oertli.

Haben Sie Vertrauen in die Corona-Impfung?

Dabei würde Krankheit nicht als Bedrohung angeschaut, sondern als Lebensaufgabe. «Dies wird teilweise dann noch vermischt mit dem Glauben, man könne gar nicht krank werden, wenn man genug Vertrauen hat. Und hinter diesem Heilsversprechen steckt wiederum das milliardenschwere Business der Alternativmedizin.»

Hinzu kommt der Trotz: «Der kommt immer auf, wenn man versucht, Menschen mit Druckmitteln zu einem bestimmten Verhalten zu bringen.»

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