Corona bremste Straftäter – jetzt steigt die Zahl wieder an
Ende 2022 waren in der Schweiz weniger Menschen inhaftiert als vor der Pandemie. Doch die Zahlen steigen wieder, wie ein Experte aufzeigt.

Das Wichtigste in Kürze
- Nach Corona sitzen in der Schweiz weniger Menschen im Knast als noch davor.
- Das hängt mit der Pandemie zusammen.
- Doch: Die Zahl steigt wieder an, wie ein Kriminologe erklärt.
Nach Corona sitzen in der Schweiz weniger Menschen im Knast als noch davor. Ende 2022 sind 6445 Frauen und Männer in der Schweiz hinter Gittern gesessen. Das sind sieben Prozent weniger als noch vor der Pandemie 2019.
Dafür gibt es zwei Gründe, wie Kriminologe Dirk Baier erklärt: Während Corona haben die Straftaten in der Schweiz – wenig überraschend – abgenommen. «Ein bremsender Effekt der Massnahmen wie Lockdown oder Homeoffice zur Eindämmung des Virus ist also feststellbar», erklärt er gegenüber Nau.ch.
Wegen Corona weniger Strafen vollstreckt
Zudem tragen auch die Pandemie-Massnahmen des Strafvollzugs zur Abnahme bei. «Bestimmte Strafen, insbesondere Kurzstrafen und Ersatzfreiheitsstrafen, wurden nicht vollstreckt, Inhaftierte wurden häufiger vorzeitig entlassen», zählt Baier auf.

Ersatzfreiheitsstrafen würden beispielsweise dann verhängt, wenn Bussen nicht bezahlt werden konnten. Kurzstrafen bis zu drei oder sechs Monaten gebe es beispielsweise für Diebstahl oder leichtere Betrugsfälle.
Durch diese Massnahmen habe man versucht zu verhindern, dass sich das Coronavirus in überfüllten Haftanstalten schneller ausbreitet, so Baier.

Das heisst aber nicht, dass Verurteilte ungestraft davongekommen sind. «Prinzipiell stehen nur die Möglichkeiten des Aufschubs des Haftantritts oder der Umwandlung in eine andere Strafe zur Verfügung», erklärt Baier.
Zudem wäre dies bei schwereren Verbrechen «beispielsweise im Bereich der Körperverletzungen, des Raubs, des Drogenhandels» unmöglich.
Haftstrafen während Pandemie früher beendet
Aber auch auf diese Verbrecher hatte die Pandemie einen Einfluss. Denn: Nach zwei Dritteln der Strafe kann diese ausgesetzt und die Inhaftierten entlassen werden.
«In den Jahren vor der Pandemie wurde hiervon immer weniger Gebrauch gemacht. Während der Pandemie kann dann wieder häufiger hierauf zurückgegriffen worden sein, was einen Rückgang der Insassenzahlen ebenfalls erklären kann», schlüsselt Baier auf.
Schon jetzt spüre man aber, dass die Pandemie vorbei sei. Denn die Kriminalstatistik zeige zwar, dass weniger Häftlinge als vor der Pandemie im Knast sitzen. Aber es sind schon mehr als noch vergangenes Jahr. «Laut aktueller Kriminalstatistik für 2022 steigt die Anzahl an Straftaten wieder deutlich an», sagt Baier.
Im Januar 2023 sei die Zahl der Insassen bereits auf 6445 angestiegen – gegenüber 6310 im Januar davor.