Amnesty International kritisiert Polizeigewalt an Berner Gaza-Demo

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Bern,

Amnesty International Schweiz kritisiert den Polizeieinsatz bei der Gaza-Demo in Bern als «ungerechtfertigt und exzessiv».

00:00 / 00:00

Die Gaza-Demo in Bern am 11. Oktober endete in Gewalt und Zerstörung. - X / @SicherheitBern @svirePARTZAN1

Das Wichtigste in Kürze

  • Amnesty spricht von schwerwiegenden Fehlern beim Polizeieinsatz in Bern.
  • Mindestens 326 Personen wurden laut Freiwilligen medizinisch behandelt.
  • Die Organisation fordert eine unabhängige Untersuchung der Intervention.

Amnesty International Schweiz kritisiert die Polizeiintervention bei der eskalierten Gaza-Demonstration in Bern als «ungerechtfertigt und exzessiv». Zu diesem Schluss kommt die Organisation auf Grundlage von Beobachtungen und 180 Zeugenaussagen.

«Auch wenn eine Gruppe erhebliche Sachschäden verursacht hat, war die Reaktion der Polizei von schwerwiegenden Fehlern geprägt», liess sich Juristin Alicia Giraudel am Dienstag in einer Mitteilung zitieren. So seien friedliche Demonstrierende und Unbeteiligte verletzt worden. Freiwillige Rettungskräfte hätten mindestens 326 Personen behandelt.

Hat die Polizei bei der Gaza-Demo im Oktober Fehler begangen?

Insbesondere die Einkesselung kritisierte Amnesty International in ihrem Bericht: Sie sei plötzlich und unter Einsatz von Gewalt ohne klare Warnung erfolgt. Dadurch habe sich die Menschenmenge nicht auflösen können. Zudem seien Schutzbedürftige durch die lange Dauer gefährdet worden.

Auch bei der Kommunikation der Polizei machte die Organisation Mängel geltend. Durchsagen seien nur direkt auf dem Bundesplatz hörbar gewesen, zudem hätten widersprüchliche Anweisungen für Verwirrung gesorgt: Zunächst seien Anwesende via Schauplatzgasse zum Bahnhof geleitet worden, anschliessend via Spitalgasse. In Ersterer fand schliesslich die Einkesselung statt.

Untersuchung gefordert

Die Berner Kantonspolizei gab auf Anfrage von Amnesty an, die Mitteleinsätze angekündigt zu haben. Die Stellungnahme von Kommandant Christian Brenzikofer liegt Keystone-SDA vor. Die Einkesselung der «militanten und gewaltbereiten Gruppierungen» hatte demnach unter anderem zum Ziel, den friedlichen Teilnehmenden eine Platzkundgebung zu ermöglichen.

An Nachbesprechungen wird laut der Stellungnahme auch an die Polizei gerichtete Kritik berücksichtigt. Amnesty International begrüsst diese Initiative als «ersten positiven Schritt», fordert aber eine weitergehende Untersuchung des Einsatzes.

Bislang keine Anzeige

Bei der unbewilligten Pro-Palästina-Demonstration vom 11. Oktober kam es zu schweren Ausschreitungen, Randalierer verursachten Sachschaden in Millionenhöhe. Die Polizei setzte unter anderem Tränengas, Gummischrot und Wasserwerfer ein. Ihr zufolge wurden 18 Einsatzkräfte verletzt.

Mehr als 500 Personen hat die Polizei in diesem Rahmen kontrolliert. Zur Anzeige gebracht wurde bisher niemand, wie die Berner Kantonspolizei auf Anfrage mitteilte. Die Ermittlungen seien nach wie vor im Gange.

Kommentare

User #8568 (nicht angemeldet)

Vermutlich wurde darum niemand verhaftet, weil die Polizei die Amnesty im Nacken hat, obschon die Amnesty überhaupt nichts zu fordern hat. Wieso fordert sie keine Mässigung der Demonstranten?? Dies wäre der RICHTIGE Ansatz, wo man auf die Ursache - sprich die Demonstranten selbst - und nicht immer nur darauf schauen sollte, was daraus entsteht. Dies ist der falsche Anreiz!

User #6223 (nicht angemeldet)

Man weiss nie. Man muss echt aufpassen bei den Skeptiker. Staatsanwaltschaft in Obwalden eröffnete auch Verfahren gegen Trychler in der Schweiz. In Österreich wurde ein Freiheitstrychler, Skeptiker verurteilt. Mir tun die Buben leid. Wie kann man sich sowas zurechtreden, sehr bedenklich und im Zusammenhang mit Grund- und Menschenrechten einfach nur verwerflich.

Weiterlesen

Grossdemo Pflegepersonal
26 Interaktionen
«Andere Ausgangslage»
Reto Nause  Christian Wasserfallen
60 Interaktionen
Nach Krawall-Demo
Gaza-Demonstration
7 Interaktionen
Wegen Gaza-Demo

MEHR AMNESTY INTERNATIONAL

RSF-Miliz
Sudan
Banner mit Porträts
4 Interaktionen
Amnesty International
Ewin-Gefängnis
2 Interaktionen
Aufruf
Uni Bern
6 Interaktionen
Bern

MEHR AUS STADT BERN