Angriff auf Gefängnis im Iran: Amnesty fordert Aufklärung
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International fordert Ermittlungen zum israelischen Angriff auf Irans Ewin-Gefängnis als mögliches Kriegsverbrechen.

Der israelische Angriff auf Irans berüchtigtes Ewin-Gefängnis vor rund vier Wochen sollte nach Auffassung der Menschenrechtsorganisation Amnesty International als mögliches Kriegsverbrechen untersucht werden.
«Nach dem humanitären Völkerrecht gilt ein Gefängnis oder ein Haftort als ziviles Objekt, und es gibt in diesem Fall keine glaubwürdigen Beweise dafür, dass das Ewin-Gefängnis ein rechtmässiges militärisches Ziel darstellte», hiess es in einem Bericht der Organisation.
Im Krieg mit dem Iran hatte die israelische Luftwaffe mehrere Bereiche der Haftanstalt in der iranischen Hauptstadt Teheran bombardiert – nach israelischer Darstellung ein symbolischer Schlag gegen Irans Regierung. Aktivisten und ehemalige Insassen reagierten mit Kritik: Der Angriff gefährde das Leben politischer Gefangener und verhöhne deren Schicksal. Bei der Bombardierung wurden laut der Justiz im Iran mindestens 71 Menschen getötet.
Schätzungen von Amnesty zufolge befanden sich während der Luftangriffe zwischen 1500 und 2000 Gefangene in der Haftanstalt – darunter politische Häftlinge und Ausländer, die in umstrittenen Prozessen verurteilt worden waren. Noch während des Kriegs verlegte die iranische Justiz zahlreiche Insassen in andere Gefängnisse. In einigen Fällen wissen Angehörige bis heute nicht, wo sich ihre Familienmitglieder befinden. Das Gefängnis Ewin gilt als Ort schwerer Menschenrechtsverletzungen.
Immer noch Gefangene flüchtig
Irans Justizsprecher Asghar Dschahangir erklärte am Dienstag, dass weiterhin 27 Häftlinge flüchtig seien, die im Chaos nach den Angriffen entkommen waren. Insgesamt seien 75 Insassen geflohen, 48 von ihnen mittlerweile wieder festgenommen worden, zitierte ihn die iranische Staatsagentur Irna.