Laut einer neuen Studie hat die Rasse der Hunde kaum Einfluss auf das Verhalten. Das Alter der Tiere spielt eine viel wichtigere Rolle.
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Forscher werten Daten von tausenden Hundebeseitzern aus und zeigen, dass die Rasse allein nur neun Prozent des Verhaltens der Vierbeiner erkärt. Jane O’Donnell/AAAS/dpa - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Trotz Vorurteilen hat die Rasse kaum einen Einfluss auf das Verhalten eines Hundes.
  • Das Alter sei ein deutlich besserer Indikator dafür.
  • Die Studienautoren haben 2155 Hunde untersucht sowie die Herrchen und Frauchen befragt.

Labradore und Golden Retriever sind besonders lieb, Rottweiler und Pitbulls besonders aggressiv? Laut einer neuen Studie gibt es keine wissenschaftliche Grundlage für diese Stereotypisierungen.

Laut der am Donnerstag im Fachmagazin «Science» veröffentlichten Untersuchung hat die Rasse eines Hundes kaum Einfluss auf seine Wesenszüge.

«Während die Genetik eine Rolle bei der Persönlichkeit eines Hundes spielt, ist eine Hunderasse kein guter Indikator für diese Züge.» Dies sagt Studienautorin Elinor Karlsson vom Broad Institute der US-Universitäten MIT und Harvard.

«Die definierenden Kriterien eines Golden Retrievers sind seine körperlichen Merkmale. Zum Beispiel die Form seiner Ohren oder die Farbe und Beschaffenheit seines Fells. Und nicht, ob er freundlich ist.»

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Ein Golden Retriever Hund mit einem Kauknochen: Fressnapf, Deutschlands Marktführer beim Thema Heimtierbedarf, erzielte 2020 das grösste absolute Umsatzwachstum der Firmengeschichte. Foto: Bernd Thissen/dpa - dpa-infocom GmbH

Für ihre Studie untersuchten die Forscher das Erbgut von 2155 reinrassigen Hunden und Mischlingen. Sie suchten dabei nach gemeinsamen Genvariationen, die Verhalten vorhersagen könnten.

Die Wissenschaftler verbanden diese Daten mit Befragungen von Hundebesitzern. Dabei ging es unter anderem um die Frage, wie sehr Hunde Befehlen gehorchen. Ebenfalls wie wohl sich Hunde mit Menschen einschliesslich Fremden fühlen und wie sie mit Spielzeugen umgehen.

Hunde: Alter sagt Verhalten besser voraus als Rasse

Insgesamt identifizierten die Forscher elf Bereiche im Hundegenom, die mit Verhaltensunterschieden in Verbindung stehen. Zwar fanden die Forscher dabei gewisse Muster. So jaulen etwa Beagles und Bluthunde häufiger, während Border Collies besonders gehorsam sind; es gab aber immer auch Ausnahmen.

Den Forschern zufolge erklärt die Hunderasse letztlich nur neun Prozent der Verhaltensunterschiede. Das Alter ist demnach viel besserer geeignet, das Verhalten eines Hundes vorherzusagen. Körperliche Merkmale liessen sich durch die Hunderasse fünfmal besser vorhersagen als das Verhalten.

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Ältere Hunde sind meist gelassener und ruhiger als junge Welpen. - Pixabay

Bei ihrer Untersuchung machten die Forscher weitere interessante Entdeckungen. So sei die Geselligkeit von Hunden im Umgang mit dem Menschen «unglaublich vererbbar». Das, auch wenn sie nicht durch die Rasse bestimmt werde, sagte Studienautorin Kathleen Morrill.

Die Forscher fanden in der DNA der Hunde einen Abschnitt, der vier Prozent der Unterschiede bei Geselligkeit erklärten könnte. Ein vergleichbarer Abschied im menschlichen Erbgut ist demnach verantwortlich für die Bildung des Langzeitgedächtnisses.

Morrill zufolge könnte die Forschung an Hunden auch helfen zu verstehen, wie das menschliche Gehirn sich entwickelt und lernt. Und auch ein besseres Verständnis für psychische Probleme und Verhaltensstörungen beim Menschen schaffen. «Wir kratzen da noch an der Oberfläche», sagte Morrill.

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