Neuer mRNA-Impfstoff aktiviert das Immunsystem stark gegen Krebs
Ein neuartiger mRNA-Impfstoff aktiviert das Immunsystem massiv gegen Krebs. Selbst «kalte» Tumoren sprechen auf die Kombitherapie mit Immunmedikament an.

Ein neu entwickelter mRNA-Impfstoff zeigt besondere Wirkung gegen Krebs, berichten Forscher der University of Florida. Er aktiviert das Immunsystem so stark, dass sogar therapieresistente Tumoren auf Immuntherapien reagieren.
Der Impfstoff wirkt als Doppelschlag, wenn er mit Checkpoint-Hemmern kombiniert wird. Diese Kombination löst eine starke Abwehrreaktion aus, die auch «kalte» Tumoren angreifbar macht.
Das sind Tumore, die kaum auf Immuntherapien ansprechen. Die Ergebnisse wurden in «Nature Biomedical Engineering» veröffentlicht.
Interferon Typ I als Schlüssel zur Immunaktivierung
Das Signalprotein Interferon Typ I ist entscheidend für die Aktivierung von Immunzellen in frühen Tumorphasen. Fehlt dieses Signal, breitet sich der Krebs oft ungestört aus.
Ist es jedoch aktiv, verstärkt sich die Wirkung von Immuntherapien erheblich. In Studien mit Mäusen führte eine Blockade des Interferon-Signalwegs bei fast allen Tieren zur Krebsentwicklung.

Mit aktiviertem Signal bildeten sich nur mehr etwa bei 25 Prozent der Tiere Tumore, wie der «Focus» berichtet.
Epitope Spreading verstärkt die Immunantwort
Der mRNA-Impfstoff bewirkt nicht nur eine starke Immunreaktion, sondern auch einen sogenannten «epitope spreading»-Effekt. Dabei erkennen Immunzellen nach der Behandlung immer mehr Krebsmerkmale und weiten die Abwehr auf andere Tumoren aus.
Die Übertragung von Immunzellen auf Mäuse mit anderen Tumoren zeigte ebenfalls Wirkung, sofern das Interferon-Signal intakt war.
So entsteht eine breitere und nachhaltigere Immunantwort.
Wirkung auch ohne Spezifität gegen Krebszellproteine
Der Impfstoff enthält keine spezifischen Krebsinformationen, sondern basiert auf einfachem mRNA-Bauplan ohne Virusproteine.
Eingebettet in Lipidpartikel löst die mRNA eine stärkere Interferon-Reaktion als klassische Covid-19-Impfstoffe aus.
In Tierversuchen schrumpften Tumore schneller und verschwanden teilweise ganz, selbst bei zuvor therapieresistenten Haut-, Knochen- und Hirntumoren.
Sicherheitsbewertung und Anwendung in Tiermodellen
Auch bei Hunden mit aggressiven Hirntumoren zeigte die Impfung Wirkung ohne akute Nebenwirkungen. Blutwerte und Organfunktionen blieben stabil.
Selbst immunologisch «kalte» Tumoren wurden so für Immunzellen sichtbarer. Die Oberflächen der Krebszellen veränderten sich durch die Impfung. MHC-I und PD-L1 stiegen, was T-Zellen eine gezieltere Attacke ermöglichte.
Fehlt das Interferon-Signal, entfällt dieser Effekt.
Langfristiger Schutz gegen Krebs durch Immun-Gedächtnis
Ein weiterer Test zeigte: Mäuse blieben nach Monaten gegen erneute Tumorbesiedlung teilweise geschützt. Dies deutet auf eine Gedächtnisreaktion des Immunsystems hin.
Die Forscher sehen in dem Impfstoff einen universellen Ansatz, der Immuntherapien ergänzen kann. Klinische Studien an Menschen sind geplant, um die Sicherheit und Wirksamkeit abschliessend zu prüfen.
Laut «Focus» könnte der Impfstoff besonders Patienten mit «kalten» Tumoren neue Optionen bieten.