Ohne dass die Ursache dafür klar war, haben im vergangenen Jahr sich die Fälle von Hepatitis bei Kindern gehäuft.
Hepatitis bei Kindern sorgt für Unklarheit
Die WHO ruft zu mehr frühen Hepatitis-Tests im Blut auf. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Für die Häufung von Hepatitis-Fällen bei Kindern könnte ein Virus verantwortlich sein.
  • Unabhängig voneinander legen das drei Studien nahe.
  • Forscher präsentieren nun neue Erkenntnisse.

Hinter einer Häufung unerklärlicher Hepatitis-Fälle bei kleinen Kindern könnte ein bislang unbeachteter Virus und andere Faktoren stecken.

Das legen drei Studien unabhängig voneinander im Fachblatt «Nature» nahe. Dabei könnte auch die Rückkehr der Kinder in Kitas und Schulen nach den Corona-Lockdowns eine Rolle spielen.

Erstmals traten Anfang April 2022 rätselhafte und teils schwere Fälle von Hepatitis, einer Leberentzündung, auf. Vorher gesunde Kinder, bei denen keine Hepatitisviren nachgewiesen werden konnten, waren davon betroffen.

Hepatitis: Kinder benötigten teils Lebertransplantationen

Im Juli vermeldete die Weltgesundheitsbehörde WHO gut 1000 erkrankte Kinder in 35 Ländern. Rund 50 der teils sehr jungen Patienten benötigten eine Lebertransplantation, mindestens 22 verstarben.

Die nun veröffentlichten Studien aus Grossbritannien und den USA legen einen Zusammenhang mit dem Adeno-assoziierten Virus 2 (AAV2) nahe: Die Forschungsgruppen waren unter Leitung der Universität von Glasgow, des University College London und der University of California. Sie fanden in Blut- und Lebergewebeproben entsprechender Kinder teils hohe Konzentrationen des Virus.

Bislang wurde von AAV2 angenommen, dass es keine Krankheiten auslösen kann. Zudem ist AAV2 selbst nicht in der Lage, Zellen zu infizieren: Es braucht andere Viren, um sich zu vermehren.

Spuren von «Helferviren» gefunden

Tatsächlich fand das Team vom University College London neben AAV2 geringe Spuren eines humanen Adenovirus sowie eines Herpesvirus. Diese könnten als «Helferviren» fungieren. Die Wissenschaftler vermuten, dass diese die Vermehrung von AAV2 ermöglichen und zum Schweregrad der Leberschäden beitragen könnten.

«Alle drei Studien machen die gleiche Beobachtung von AAV2 bei Kindern mit ungeklärter akuter Hepatitis.» Das fasst Frank Tacke von der Berliner Charité in einem begleitenden Kommentar zusammen. Die Tatsache, dass die Untersuchungen auf zwei Kontinenten durchgeführt worden seien, mache sie noch wertvoller.

Allerdings seien alle Untersuchungen retrospektiv durchgeführt worden. Sie hätten nur relativ geringe Fallzahlen umfasst sowie eine noch kleinere Zahl verfügbarer Lebergewebeproben umfasst. Um mögliche Faktoren oder Co-Faktoren für die Krankheitsentwicklung aufzudecken, seien ausserdem mehr klinische Informationen über die erkrankten Kinder nötig.

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